Tickende Zeitbomben: Nur wenige Länder in der Europäischen Union und der EFTA haben die Altersversorgung ihrer Bürger auch nur halbwegs abgesichert. Angesichts der demografischen Entwicklung ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Ganze einfach unfinanzierbar wird. Denn die kumulierten Ansprüche erreichen extreme Ausmaße.
Während die Menschen in Deutschland ihre Rentenpunkte sammeln und auch jene in Österreich von den Pensionskassen immer wieder über ihre bisher gesammelten Ansprüche für den Altersruhestand informiert werden, sieht die reale Lage in Wirklichkeit extrem düster aus. Nicht nur in Deutschland und Österreich – fast in ganz Europa. Nur wenige Staaten, wie zum Beispiel die Niederlande, Dänemark, Schweden, die Schweiz und Island, verfügen über eine gewisse Basis, die bereits abgesichert ist. Doch auch dort größtenteils nur über Anlagen, die im Ernstfall bei einem Systemkollaps gewaltig an Wert verlieren.
So zeigen beispielsweise Daten von Eurostat, dass die Pensionsansprüche der Bevölkerung mittlerweile mehr als 450 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen. Nur ein extrem geringer Teil davon ist auch wirklich abgesichert. Nur in Spanien, wo die Ansprüche bereits die Marke von 500 Prozent übersteigen, sieht es auf europäischer Ebene schlimmer aus. Die Niederlande hingegen haben insbesondere durch den Fokus auf eine starke private Altersvorsorge etwa die Hälfte der Forderungen von rund 420 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesichert. Und in Deutschland? Da liegen aufgrund des niedrigeren allgemeinen Rentenniveaus die Ansprüche bei etwa 350 Prozent des BIP, aber auch da ist kaum etwas abgesichert.
Als vorbildlich können die Dänen gelten, deren Rentenansprüche knapp 100 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen, aber zu rund 80 Prozent gedeckt sind. Ein solches Niveau schafft sonst kein anderes Land. Lediglich der EFTA-Staat Island konnte etwa zwei Drittel der 300 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachenden Ansprüche decken und sollte damit auch weniger Probleme bekommen.
Hohe Ansprüche sind eigentlich handhabbar, wenn es ein entsprechendes Wirtschaftswachstum und genügend Beitragszahler gibt. Doch Europas Demografie weist auf eine stetige Überalterung hin, während die Zuwanderung zumeist eher in die Sozialkassen als in die Arbeitsmärkte erfolgt. Damit sichert man allerdings kein Pensions- bzw. Rentensystem. Das ist also eine tickende Zeitbombe, die früher oder später explodiert, weil die Beitragszahlungen nicht mehr ausreichen, um die Ausgaben zu decken und auch der Steuertopf nicht unendlich geschröpft werden kann.
Es wird damit immer deutlicher, dass nur eine Querfinanzierung der Altersversorgung (beispielsweise über von Arbeitseinkommen unabhängigen Quellen wie z.B. Finanztransaktionssteuern) einen Kollaps verhindern kann. Man darf nämlich nicht vergessen, dass der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz auch negative Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte haben wird, was die ohnehin schon kritische Finanzierungslage noch weiter verschärfen dürfte. Doch mit Politikern und Parteien, die nur von Legislaturperiode zu Legislaturperiode denken und dabei auch noch von Lobbyisten mit Eigeninteressen beeinflusst werden, ist diesbezüglich kein Staat zu machen. Inzwischen stellt sich nicht mehr die Frage, ob diese Blase platzen wird, sondern nur mehr wann das der Fall sein wird. Wer heute in den 20ern und 30ern ist, sollte sich wohl keine allzu großen Hoffnungen auf eine gesicherte Altersvorsorge mehr machen.