Dänische Forscher schlagen Alarm. Eine neue Studie wirft beunruhigende Fragen zur Sicherheit eines der meistverkauften Schlafmittel auf – mit potenziell weitreichenden Konsequenzen für Millionen von Menschen. Denn diese Schlafpille könnte durch die Blockade der Selbstreinigung des Gehirns Alzheimer fördern.
Das Medikament Zolpidem, bekannt unter dem Markennamen Ambien, könnte die nächtliche Selbstreinigung des Gehirns erheblich beeinträchtigen. Wissenschaftler der Universität Kopenhagen haben in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford eine bahnbrechende Entdeckung gemacht, die das renommierte Fachjournal “Cell” diese Woche mit dem Titel “Norepinephrine-mediated slow vasomotion drives glymphatic clearance during Sleep” veröffentlichte.
Die Forschungsergebnisse zeigen: Bei Mäusen, denen Zolpidem verabreicht wurde, reduzierte sich die Ausschüttung des wichtigen Botenstoffs Norepinephrin während des Tiefschlafs um die Hälfte. Noch alarmierender: Der Abtransport von Abfallprodukten aus dem Gehirn sank um mehr als 30 Prozent.
“Diese Erkenntnisse sind von enormer Tragweite”, erklärt Studienleiterin Natalie Hauglund. “Angesichts der steigenden Zahl von Menschen, die Schlafmedikamente einnehmen, müssen wir dringend hinterfragen, ob wir es hier tatsächlich mit gesundem Schlaf zu tun haben.”
Das glymphatische System – quasi die Müllabfuhr des Gehirns – arbeitet hauptsächlich während des Schlafs, Report24 berichtete darüber. Alle 50 Sekunden sorgt ein Norepinephrin-Schub für rhythmische Kontraktionen der Blutgefäße, die schädliche Stoffwechselprodukte aus dem Gehirn spülen. Diese natürliche Reinigung könnte durch Zolpidem massiv gestört werden.
Etwa 10 Millionen Verschreibungen wurden in den Vereinigten Staaten allein 2022 für Zolpidem ausgestellt. Das Medikament wird neben Ambien auch unter den Markennamen Edluar, Zolpimist, Intermezzo und Ambien CR vertrieben. In Europa dürfte es in Sachen Verschreibungen nicht viel besser aussehen.
Obwohl die Studie an humanisierten Mäusen durchgeführt wurde, gehen die Forscher davon aus, dass die Ergebnisse auf Menschen übertragbar sind. Der Grund: Auch beim Menschen wurden bereits ähnliche Norepinephrin-Wellen und Gehirnflüssigkeitsmuster nachgewiesen. Die biochemischen Reaktionen sind also dieselben.
Die Forschungsergebnisse könnten auch neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen schlechtem Schlaf und neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer liefern. Experten empfehlen Patienten jedoch, Schlafmedikamente nicht eigenmächtig abzusetzen, sondern sich von ihrem Arzt beraten zu lassen.