Während Syrien erneut am Abgrund steht, demonstriert Moskau seine militärische Schlagkraft vor der levantinischen Küste. Was auf den ersten Blick wie routinemäßige Militärübungen erscheint, ist in Wahrheit eine unmissverständliche Botschaft an den Westen.
Am Dienstag führte die russische Marine zusammen mit der Luftwaffe im östlichen Mittelmeer eine beeindruckende Serie von Raketentests durch. Das Timing könnte kaum brisanter sein: Während die strategisch wichtige Stadt Aleppo in die Hände von Al-Qaida-nahen Dschihadisten fällt und Hama von islamistischen Rebellen bedroht wird, lässt Moskau seine Muskeln spielen.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte via Telegram den erfolgreichen Abschuss mehrerer Hochpräzisionswaffen, darunter die gefürchtete Hyperschall-Rakete Zirkon und der Marschflugkörper Kalibr. Von der syrischen Küste aus wurde zudem eine Onyx-Rakete gestartet. Für diese Machtdemonstration wurde die russische Truppenpräsenz in der Region deutlich aufgestockt: Über 1.000 Soldaten, zehn Kriegsschiffe und 24 Luftfahrzeuge sind nun vor Ort.
Die Botschaft ist klar: Auch wenn der Ukrainekrieg erhebliche Ressourcen bindet, bleibt Russland ein gewichtiger Akteur im Nahen Osten. Besonders interessant: Während Moskau gegenüber israelischen Luftangriffen auf syrische Ziele seit Jahren bemerkenswert zurückhaltend agiert, richtet sich diese Demonstration militärischer Stärke unmissverständlich an die USA und deren Verbündete am Boden.
Die amerikanischen Streitkräfte, die weiterhin Teile Ostsyriens kontrollieren, dürften die Botschaft verstanden haben. Doch während die Großmächte ihre geopolitischen Schachzüge vollführen, versinkt Syrien weiter im Chaos eines scheinbar endlosen Konflikts.
Die russische Marinebasis Tartus, seit Jahrzehnten Moskaus strategischer Anker im Mittelmeer, diente vermutlich als Kommandozentrale für die Übungen. Von hier aus unterstützen russische Kampfflugzeuge auch die syrischen Streitkräfte bei ihren Angriffen auf Stellungen der islamistischen Hayat Tahrir al-Sham, die von der Türkei und wohl auch von Israel unterstützt wird.
Diese Machtdemonstration zeigt einmal mehr: Der Nahe Osten bleibt ein gefährlicher Schmelztiegel internationaler Interessen. Und Russland macht deutlich, dass es trotz seiner Verstrickung in der Ukraine weiterhin willens und in der Lage ist, auch in anderen Konfliktregionen seine strategischen Interessen durchzusetzen.