Russland liefert wieder mehr Gas als die USA nach Europa

Bild (Tanker mit Flüssiggas): freepik / sakhmedia

Die Europäische Union ist weiterhin auf Gaslieferungen von außerhalb angewiesen. Haben nach den Sanktionen und der Nord-Stream-Sabotage lange die Amerikaner mit ihrem Flüssiggas den Markt dominiert, springt mittlerweile wieder Russland verstärkt ein.

Wurde der Ukraine-Krieg samt Sprengung der Nord-Stream-Pipelines nur dazu inszeniert, um Europa von der russischen Gasversorgung abzuschneiden und es von US-Erdgas abhängig zu machen? Wenn man auf die ganzen Zahlen der letzten Monate blickt, könnte man das durchaus denken. Doch offensichtlich können die Amerikaner den Bedarf der Europäer nicht mehr ausreichend decken. Denn aktuelle von der Financial Times veröffentlichte Zahlen zeigen, dass dank der russischen Flüssiggaslieferungen der östliche Nachbar die Amerikaner im vergangenen Mai wieder überholt hat.

Wenn man also davon ausgeht, dass die energiepolitische Abkopplung Europas von Russland und die stärkere Bindung an die Vereinigten Staaten das Ziel war, dann ging dieser Plan ganz offensichtlich in die Hose. Zwar ist der russische Anteil an den gesamten Gaslieferungen nach Europa (in diesem Fall die EU ohne Malta und Zypern, Großbritannien, die Schweiz, Serbien, Bosnien und Herzegowina und Nordmazedonien) gegenüber vor 2022 deutlich gesunken und jener der Vereinigten Staaten gestiegen – doch im Mai lag der russische Anteil bei 15 Prozent, während der amerikanische Anteil nur mehr 14 Prozent ausmacht.

Doch das ist nicht alles. Wenn der Transit von russischem Gas durch die Ukraine bald endet, wird es noch schwieriger. Es handelt sich hierbei immerhin um rund 14 Milliarden Kubikmeter, die irgendwie ersetzt werden müssen. Klar, ein Teil davon könnte durch zusätzliche Flüssiggaslieferungen (auch aus Russland) ersetzt werden – doch Pipelinegas ist einfach viel billiger. Und bis Ersatzpipelines – zum Beispiel aus Aserbaidschan – Gas auf den alten Kontinent liefern können, vergeht noch sehr viel Zeit.

Andererseits dürfte die Gasnachfrage (welche gegenüber 2021 bereits um 20 Prozent gesunken ist) ohnehin noch weiter sinken. Denn auch der Deindustrialisierungsprozess in Deutschland und anderen EU-Staaten schreitet angesichts der anhaltend hohen Energiepreise weiter voran. Je mehr energieintensive Industrien ihre Produktion einstellen oder ins Ausland verlagern, desto weniger Erdgas wird auch verbraucht.

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