Russisches Öl: Der Westen will es nicht? Indien und andere Länder schon

Bild: freepik / evgeniibashta

In Indien hat Russland mittlerweile Saudi-Arabien als zweitgrößten Lieferanten von Erdöl abgelöst. Die ärmeren Länder scheren sich angesichts der hohen Energiepreise nicht um die desaströsen und selbstzerstörerischen Sanktionen des Westens.

Es gibt Länder, die stellen Ideologien über die nationalen Interessen. Und es gibt Länder, in denen die nationalen Interessen wichtiger sind als irgendwelche Ideologien. Indien ist ein Beispiel für den letzteren Fall. In Zeiten, in denen die Energiepreise durch die Decke gehen und die Menschen darunter zu leiden beginnen, schert man sich in Neu Delhi nicht sonderlich um die Befindlichkeiten Washingtons, Londons und Brüssels. Im Gegenteil: Russland verkauft Öl zum Discountpreis und das nimmt man dankend an. Und das ist noch nicht einmal alles. Das günstige russische Öl wird in Indien raffiniert und dann mit einer guten Gewinnmarge nach Europa und in die Vereinigten Staaten verkauft.

Mittlerweile ist es sogar so, dass Russland Saudi-Arabien als zweitgrößten Öllieferanten (nach dem Irak) Indiens abgelöst hat, wie ein neuer Bericht zeigt. Denn wie Report24 schon früher berichtete, bekommt Indien einen Discountpreis für das Erdöl und hatte schon im April angekündigt, mehr davon kaufen zu wollen. Immerhin ist das 1,3 Milliarden Einwohner zählende Land auf günstige Energie angewiesen, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu sichern. Entsprechend wurden Handelsmechanismen ausgearbeitet, die ohne die Nutzung von US-Dollar oder Euro auskommen, um die Versorgung mit Erdöl, Düngemitteln und mehr aufrecht erhalten zu können.

Auch Sri Lanka, der südasiatische Inselstaat, dessen Wirtschaft kürzlich unter anderem wegen Devisenmangel und Misswirtschaft kollabierte, will mehr russisches Öl zu Vorzugspreisen kaufen. Moskau hat die Lieferung von Öl und Weizen angeboten, obwohl das Land keine Devisenreserven mehr besitzt. Der neue Premierminister Sri Lankas, Ranil Wickremesinghe, sagte, er würde zwar zuerst nach anderen Quellen im Nahen Osten suchen, sei aber offen, mehr Öl von Moskau zu kaufen, so ein Bericht.

Nachdem die vom künftigen neuen Präsidenten der Philippinen, Ferdinand „Bongbong“ Marcos, zur Nationalen Sicherheitsberaterin ernannten Professorin Clarita Carlos gegenüber den nationalen Medien erklärte, sie würde den Kauf von Erdöl und Dünger aus Russland zu Discountpreisen unterstützen, hat der russische Botschafter in Manila dem am 1. Juli das Amt von Amtsinhaber Rodrigo Roa Duterte übernehmenden Sohn des früheren gleichnamigen Diktators Ferdinand Marcos mitgeteilt, Moskau sei dazu bereit, das Schwellenland zu unterstützen. Botschafter Marat Pawlow traf sich mit dem designierten Präsidenten und erklärte danach den Journalisten des Landes, dass Russland bereit sei, mit der philippinischen Seite zu kooperieren und in Bezug auf den Energiebereich eine „helfende Hand“ zu bieten. In den kommenden Tagen werde man die Diskussion vertiefen.

Neben China und Indien sind es also immer mehr Länder auf dieser Welt, die kein Interesse daran haben, ihre eigenen Volkswirtschaften den ideologischen Sackgassen des Westens zu opfern. Was wir erleben, ist eine umfassende Neuausrichtung der globalen Handelsstandards und eine schärfere Trennung zwischen östlichen und westlichen Interessen. Dies sind Veränderungen, die normalerweise Jahre brauchen, um sich zu entwickeln, aber jetzt vollziehen sie sich innerhalb von Wochen. Geopolitisch gesehen wird diese Spaltung wahrscheinlich zu weiteren wirtschaftlichen Konflikten und Krisen führen, wobei Öl und Energie im Jahr 2022 für Milliarden von Menschen eine zentrale Rolle spielen werden.

Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende!

Informationen abseits des Mainstreams werden online mehr denn je bekämpft. Um schnell und zensursicher informiert zu bleiben, folgen Sie uns auf Telegram oder abonnieren Sie unseren Newsletter! Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, freuen wir uns außerdem sehr über Ihre Unterstützung.

Unterstützen Sie Report24 via Paypal: