Russische Medienwelt thematisiert erbeutetes Militärfahrzeug aus Österreich

Bild: unbekannter russischer Pressefotograf

Sowohl die Ukraine als auch das Österreichische Bundesheer dementieren, dass das Fahrzeug aus Österreich stammt. Während die ukrainische „Pravda“ schreibt, das Fahrzeug käme aus der (ebenso neutralen) Schweiz, will man beim ÖBH diesen Typus nie eingesetzt haben. Das Medienecho in Russland ist allerdings enorm. Dass das Fahrzeug mit österreichischer Flagge auf der Trophäenausstellung zu sehen ist, kann auch als deutliche Warnung verstanden werden.

Russland verstört aktuell den Westen, speziell die NATO, mit einer Trophäenschau in Moskau. Dort werden erbeutete Waffensysteme des Westens wie Leopard 2, Marder und Bradley ausgestellt und von der erstaunten russischen Öffentlichkeit begutachtet. Neben Panzern und anderen Fahrzeugen aus diversen NATO-Ländern, darunter auch Deutschland, findet sich auch ein Pinzgauer mit den leuchtenden Farben der österreichischen Flagge. Unmittelbarer „Nachbar“ ist ein Humvee aus den USA.

Bei dem Fahrzeug, Ausstellungsstück 19, handelt es sich um einen Pinzgauer M 712 T 6×6 in der Ambulanz-Version, der laut der Ukrainischen Pravda bis 2008 in der Schweiz und in Österreich zum Einsatz kam.

Artikel in der ukrainischen Pravda: All-terrain vehicle with flag of neutral Austria shown at NATO trophy vehicle exhibition in Moscow.

In russischen Medien erregt die Geschichte großes Aufsehen – was als deutliche Warnung der russischen Führung in Richtung Österreich zu verstehen ist. Ein ausführlicher Bericht und Fotos finden sich beispielsweise auf RT.

Bereits im Jahr 2022 wurde ein baugleicher Pinzgauer bei einer Trophäenschau in Russland ausgestellt – es ist aber auch nicht auszuschließen, dass es sich auch jetzt, im Jahr 2024, um das identische Fahrzeug handelt. Dieser Umstand dürfte den meisten Kommentatoren bislang nicht aufgefallen sein.

Das österreichische Militärportal militaeraktuell.at schreibt dazu:

Keine Neutralitätsverletzung
Befürchtungen, das Fahrzeug könnte aus öffentlichen Beständen an die Ukraine abgegeben worden sein, können allerdings schon jetzt entkräftet werden. Der 6×6 Pinzgauer 712T (von den Russen als 712M bezeichnet) dürfte nicht aus Österreich stammen (die Regierung hat sich ja bekanntlich gegen die Lieferung von Militärmaterial an die Ukraine entschieden), laut Planungsdirektor Generalleutnant Bruno Hofbauer kenne man eine derartige Variante beim Heer nicht.

Die gesamte Trophäenausstellung ist in diesem Video zu sehen:

Während sich inzwischen sogar schon Medien aus der Schweiz fragen, was es mit dem Fahrzeug auf sich hat, ist es in Österreich seltsam ruhig. Nur der Boulevard (Heute und Österreich) haben kurze Texte veröffentlicht. Die Heute reproduzierte dabei nahezu wortgleich den Text der ukrainischen Pravda, dass die Flaggen von Österreich und der Schweiz ja dieselben Farben hätten und Russland sich deshalb für die österreichische entschieden hätte. Welchen Sinn diese Erklärung ergeben mag, wissen wir nicht – aber Papier ist bekanntlich sehr geduldig.

Die Zeitung Österreich erklärt unterdessen unter Berufung auf einen anonymen „Experten“: Die Russen haben einfach auf jedes Fahrzeug eine Fahne gemalt. Was die Boulevard-Schreiberlinge übersehen, ist der Umstand, dass Moskau damit der Bevölkerung demonstriert, dass man Österreich für eine Kriegspartei hält. Dies ist infolge des Verhaltens von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg auch wenig verwunderlich. Leider hat Neutralität für die österreichische Politik nicht denselben Stellenwert wie in der Verfassung und nach Wunsch der Bevölkerung.

Martin Rosenkranz erklärte auf Twitter, weshalb er davon ausgeht, dass es sich tatsächlich um ein Fahrzeug aus der Schweiz handelt.

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