Rüstungsmilliarden werden verpuffen: China hat die EU fest im Griff

Symbolbild (C) R24/KI

Hunderte Milliarden Euro sollen fließen, um Europas Arsenale wieder aufzufüllen – dafür müssen die Steuerzahler bluten. Doch das Geld wird verpuffen. In der EU verfügt man nämlich gar nicht über die nötigen Roh- und Grundstoffe, um die versprochene Munition herzustellen: Man ist stark von China abhängig.

Was auf den höchsten politischen Ebenen der EU und in Berlin offenbar übersehen wurde, hat der Wirtschaftsdienst Bloomberg nun schonungslos offengelegt: Das ambitionierte Vorhaben, die europäische Munitionsproduktion massiv hochzufahren, könnte an der schlichten Tatsache scheitern, dass weder Schießpulver noch TNT in ausreichenden Mengen vorhanden sind – und die Rohstoffe dafür größtenteils aus China importiert werden müssen.

Die Realität in den europäischen Produktionsstätten zeichnet ein Bild, das mit den großspurigen Ankündigungen aus Brüssel kaum in Einklang zu bringen ist. In der bayerischen Rheinmetall-Tochter Nitrochemie Aschau wird Schießpulver noch immer in einem überraschend handwerklichen Verfahren hergestellt. „Man kann nicht einfach große Mengen Sprengstoff auf ein Förderband geben, das würde niemand wollen”, erklärt Oliver Becker, Senior Vice President of Operations des Werks nahe München gegenüber Bloomberg.

Zwar hat das Unternehmen seine Produktionskapazität seit Russlands Invasion in die Ukraine um beachtliche 60 Prozent gesteigert und plant bis Mitte 2025 weitere 40 Prozent hinzuzufügen. Doch selbst diese Steigerung wird bei weitem nicht ausreichen, um den explodierenden Bedarf zu decken. Rheinmetall-CEO Armin Papperger räumt ein, dass sein Konzern die Produktion möglicherweise auf über 20.000 Tonnen verdoppeln müsse.

Die bittere Wahrheit: Die europäische Rüstungsindustrie ist in einem prekären Abhängigkeitsverhältnis gefangen. Der Großteil der für die Herstellung von Nitrozellulose – dem Hauptbestandteil moderner Treibmittel – benötigten Baumwolle muss aus China importiert werden. Ausgerechnet aus jenem Land, das mit Russland freundschaftliche Beziehungen pflegt. Auch das kriegswichtige Mineral Antimon kommt fast ausschließlich aus chinesischer Produktion. Michael Blendinger vom Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenhändler beklagt: „Eine koordinierte nationale Verteidigungsstrategie würde darauf abzielen, die Ressource Baumwolle zu sichern – eine Weitsicht, die ich derzeit nicht sehe.”

Auch bei den chemischen Vorprodukten hat sich Europa in eine fatale Abhängigkeit begeben. Hohe Energiekosten und strenge Umweltauflagen haben dazu geführt, dass viele Unternehmen Grundstoffe wie Salpetersäure mittlerweile aus China beziehen. Die einst stolze europäische Chemieindustrie, durch grüne Regulierungswut und explodierende Energiepreise in die Knie gezwungen, kann den sprunghaft angestiegenen Bedarf nicht bedienen.

Die EU hat im Rahmen ihres ASAP-Programms (Act in Support of Ammunition Production) 500 Millionen Euro bereitgestellt, um die Munitionsproduktion auszubauen. Weitere 150 Milliarden Euro an Krediten und 1,5 Milliarden Euro an Fördermitteln sind für den Zeitraum 2025 bis 2027 vorgesehen. Deutschland folgt mit eigenen teuren Milliardenversprechen.

Doch angesichts der strukturellen Probleme drängt sich die Frage auf: Werden diese gewaltigen Summen tatsächlich in mehr Munition resultieren – oder lediglich die Gewinne der Rüstungskonzerne in astronomische Höhen treiben? Die bisherigen Anzeichen deuten auf Letzteres hin. Die wenigen Hersteller volatiler Materialien wie Nitrochemie in Bayern oder Nitro-Chem in Polen arbeiten bereits an ihrer Kapazitätsgrenze.

Die europäischen Regierungen hatten ihre Munitionsvorräte zur Unterstützung der Ukraine angezapft und dabei festgestellt, wie erschreckend gering diese eigentlich waren. Das Ziel, bis 2025 zwei Millionen Artilleriegeschosse herzustellen, wirkt angesichts der Lieferkettenprobleme zunehmend illusorisch. „Bislang wurde im Bereich der Munitionsversorgung zu wenig getan”, kritisiert Joachim Peter, Co-Leiter des globalen Verteidigungssektors der Beratungsfirma Brunswick Group. „Das fordert nun seinen Tribut, da sich die Situation weiter verschlechtert.”

Insbesondere seit der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump, der die Militärhilfe für die Ukraine vorübergehend aussetzte und selbst bei den eingefleischten Transatlantikern Zweifel an den “amerikanischen Sicherheitsgarantien” für Europa säte, ist der Druck auf die europäische Eigenversorgung noch weiter gestiegen.

Als wären die Rohstoffprobleme nicht genug, kommt erschwerend hinzu, dass die Produktion und der Transport explosiver Materialien in Europa strengen Regularien unterliegen. „LKWs bleiben wochenlang an der ukrainischen Grenze hängen, und die Genehmigung von Lagern kann Jahre dauern”, berichtet Sven Schröder, ehemaliger Soldat und Geschäftsführer von Essing Sprengtechnik.

Die Umstellung ziviler Produktionskapazitäten auf militärische Zwecke gestaltet sich ebenfalls schwierig. Die Kunststoff- und Farbenindustrie verwendet beispielsweise eine Form von Nitrozellulose mit geringerem Stickstoffgehalt als für militärische Zwecke benötigt. Die Umstellung wäre technisch und rechtlich komplex.

Die Abhängigkeit von China bei kritischen Rohstoffen, der Abbau eigener Produktionskapazitäten und das Dickicht an Regulierungen lassen sich nicht über Nacht mit Steuermilliarden vom Tisch fegen. Sie werden zunächst vor allem eines bewirken: Die Gewinne der wenigen verbliebenen europäischen Hersteller werden explodieren, während die tatsächliche Produktion nur langsam steigt.

Bezahlen werden für die neuen Schuldenorgien jedoch vor allem die Steuerzahler und künftige Generationen. Dabei zeigt das kleine Israel trotz ständiger militärischer Konflikte mit den feindseligen Nachbarn, dass eine schlagkräftige Truppe in der Stärke der Bundeswehr auch mit einem deutlich niedrigeren Budget (knapp 28 Milliarden Dollar, Deutschland gibt fast 67 Milliarden Dollar aus) bereitzustellen geht. Eine moderne und einsatzbereite Armee muss nicht extrem teuer sein.

Mein neues Buch ist da: “Im Zensurwahn – Die Aushöhlung von Freiheit und Demokratie“.

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