Laut Europol könnte es bereits in einem Jahrzehnt zu Aufständen gegen den zunehmenden Einsatz von Robotern und Künstlicher Intelligenz kommen. Massenarbeitslosigkeit und Massenverarmung als Folge der Automatisierung könnten den Unmut verstärken. Doch die Politik könnte auch endlich handeln und die Rahmenbedingungen anpassen.
Während die Politik tatsächlich immer noch darüber schwadroniert, dass Europa unbedingt Zuwanderung brauche, um wahlweise den Arbeitsmarkt, die Sozialsysteme oder die Altersversorgung zu stützen, zeichnet sich ein völlig anderes Bild der Realität ab. Denn selbst Goldman Sachs geht davon aus, dass im Zuge von Automatisierung, Robotik und Künstlicher Intelligenz alleine im Westen bis zu 300 Millionen Jobs verloren gehen könnten.
Eine Transformation des Arbeitsmarktes, die laut Europol zu Massenfrust führen könnte. Europol beschreibt eine Zukunft, in der Serviceroboter allgegenwärtig sind. Sie liefern Pakete, reinigen Bahnhöfe, überwachen öffentliche Räume und übernehmen Aufgaben, die früher Menschen erledigten. Für die urbane Mittelschicht mag das bequem sein. In wirtschaftlich angeschlagenen Regionen jedoch stauen sich Wut und Ohnmacht. Dort protestieren ehemalige Lagerarbeiter vor automatisierten Logistikzentren, skandieren Parolen gegen Maschinen und entladen ihren Zorn am nächstbesten KI-gesteuerten Roboter.
Proteste der Abgehängten
Laut Europol könnten selbst kleinere Fehlfunktionen zu gesellschaftlichen Protesten führen. Ein Pflegeroboter, der eine falsche Medikamentendosis verabreicht, ein autonomes Taxi, das einen Fußgänger verletzt, ein Überwachungsdrohnen-System mit Fehlalarm – all das würde in einem angespannten Klima nicht als technisches Problem, sondern als Beweis für das Versagen der gesamten Automatisierungsagenda gewertet. Die Folge wären populistische Forderungen, den “Menschen wieder an erste Stelle” zu setzen, notfalls mit Gewalt.
Dass sich dieser Konflikt nicht auf ein paar wütende Demonstranten beschränken würde, liegt auf der Hand. Europol rechnet explizit mit gezielten Angriffen auf robotische Infrastruktur, mit organisierter Sabotage und einer Zunahme von Cyberkriminalität, die sich gegen automatisierte Systeme richtet. Und selbst politische Maßnahmen wie ein “Bedingungsloses Grundeinkommen” – wohl über Digitales Zentralbankgeld – wäre lediglich eine eingeschränkt wirkende monetäre Beruhigungspille, weil die meisten Menschen einfach nicht von staatlichen Almosen abhängig, sondern möglichst unabhängig und frei sein wollen.
Die herrschenden Politiker, die oftmals noch aus vordigitalen Zeiten kommen, richten mit ihren veralteten Denkmustern hier einen großen Schaden an. Was in den 1970ern bis in die 1990er vielleicht noch einigermaßen funktioniert hat, wird in den kommenden Jahrzehnten nämlich nur zu noch mehr Problemen führen. So wie die Industrielle Revolution von Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Gesellschaften komplett umkrempelte, wird diese neue digitale Revolution für massive Veränderungen sorgen.
Doch das was uns das Weltwirtschaftsforum (WEF) als “Vierte Industrielle Revolution” im Zuge eines “Great Reset” verkaufen will, wird mit unzähligen Einschnitten und Umwälzungen kommen. Das Europol-Szenario ist dabei kein “Weltuntergangsszenario” und auch kein “Mensch-Maschine-Krieg”, sondern ein mögliches Problemszenario, auf welches sich auch die Sicherheitskräfte vorbereiten sollen. So wie es während der Industriellen Revolution Gegner und Befürworter gab, ist es auch heute eher eine ideologische Frage. Gerade die jüngeren Generationen, die “digital natives”, werden diese Entwicklungen annehmen und adaptieren, während die älteren Generationen außen vor bleiben, wenn sie sich nicht damit beschäftigen.
Veränderungen bringen auch Chancen
Als Angehöriger der sogenannten Mikrogeneration der “Xennials” (1977-1983), der analog aufwuchs und in ein digitales Erwachsenenalter eintrat (vom Walkman zum Discman hin zum MP3-Player), kenne ich solche technologischen Umwälzungen nur zu gut. Und man lernt dabei, sich anzupassen, die Vorteile zu nutzen und trotzdem auch das Altbewährte zu schätzen. Doch es liegt auch an der Politik, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen und mehr noch, sich nicht an eine völlig veraltete Politik zu klammern.
Fährt man nämlich damit fort, die Zuwanderung nach Europa voranzutreiben, erhöht man nur das Heer der zukünftigen Arbeitslosen. Dabei bietet gerade die technologische Innovation eine Möglichkeit, die demografischen Veränderungen im Zuge der Überalterung der Gesellschaft zu managen. Denn wenn die Zahl der Menschen (und deren Anteil an der Gesamtbevölkerung) im arbeitsfähigen Alter sinkt, aber als Folge der Digitalisierung und Robotisierung ohnehin weniger menschliche Arbeitskräfte gebraucht werden, kann man diese Produktivitätszuwächse auch entsprechend nutzen. Nicht in Form von Digitalem Zentralbankgeld und staatlicher Abhängigkeit, sondern vielleicht vielmehr in Form von Dividenden an die Bürger.
Der Europol-Bericht ist kein dystopisches Zukunftsszenario, sondern vielmehr ein Hinweis darauf, was passieren könnte, wenn die Politik nicht damit beginnt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Europa braucht keine “Zuwanderung in den Arbeitsmarkt” (den es in dieser Form in wenigen Jahren wohl ohnehin nicht mehr geben wird) und auch keine “Zuwanderung zur Stärkung der Sozialsysteme” (was angesichts der realen Zahlen, der Ausbeutung der Sozialkassen durch die Zuwanderung ohnehin ein Propagandamärchen ist). Europa muss sich vielmehr auf das, was in den kommenden zehn, fünfzehn Jahren an Umwälzungen kommt, vorbereiten. Und noch mehr Migration ist dabei genauso kontraproduktiv wie ein “Universelles Grundeinkommen” von Zentralbanks Gnaden.
