Immer mehr literarische Werke fallen dem „woken“ Kult der „cancel culture“ zum Opfer. Nicht nur Pippi Langstrumpf und andere Kinderbücher, nun auch zunehmend Erwachsenenliteratur. So auch die Klassiker der „James Bond“-Reihe. Wie weit geht dieser Auslöschungswahn noch?
Zum allgemeinen Verständnis gehört es eigentlich, literarische Werke stets im Kontext der Zeit und der jeweiligen Kultur zu betrachten. Andere Zeiten, andere Sitten. Die Bedeutung von Worten ändert sich (noch vor 150 Jahren bedeutete der Begriff „Zeitung“ beispielsweise noch so viel wie Nachricht, Meldung) mit der Zeit und so mancher Begriff verschwindet aus dem allgemeinen Sprachgebrauch, während neue Worte hinzukommen. Doch die „woken“ Vertreter der sogenannten „cancel culture“ betreiben einen neuen Bildersturm und eine neue Form der Bücherverbrennung.
Neu im Fokus dieser ideologisch verformten Kulturbanausen sind auch die „James Bond“-Bücher des Autors Ian Fleming, auf denen die legendäre Filmserie beruht. Laut einem Bericht des britischen „Telegraph“ sollten – wie schon zuvor bei Kinderbüchern von Roald Dahl – sogenannte „sensitivity readers“ engagiert werden, die „veralteten“ Inhalt inklusive „rassistischer“ und „sexistischer“ Kommentare entfernen sollen. Zudem sollen die neuesten Exemplare auch sogenannte „Trigger-Warnungen“ für Sensibelchen enthalten. Diese soll folgendermaßen lauten: „Dieses Buch wurde in einer Zeit geschrieben, als Ausdrücke und Verhaltensweisen Allgemeingut waren, die von heutigen Lesern als beleidigend verstanden werden könnten.“
Offensichtlich fehlt es den heutigen jüngeren Generationen dank einer fehlgeleiteten Erziehung und Ausbildung an Verständnis dafür, dass sich die Zeiten einfach ändern und damit auch das gesellschaftliche Selbstverständnis. Für wohl mehrere tausend Jahre, zumindest seit der Sesshaftigkeit und der Entwicklung von größeren Zivilisationen, war beispielsweise die Sklaverei ein integraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Es dürfte wohl kaum eine solche Gesellschaft gegeben haben, die nicht zwischen Freien und Unfreien unterschieden hätte. Erst seit ein paar Hundert Jahren wird dies (insbesondere in den westlich geprägten Kulturen) geächtet. Auch Rassismus und Antisemitismus waren bis noch vor wenigen Jahrzehnten nicht nur in den von Weißen dominierten Kulturen weit verbreitet.
Doch mittlerweile erreicht die angebliche „Intoleranz gegenüber der Intoleranz“ mit der sogenannten „cancel culture“ neue Höhen. Ein „woker Talibanismus“, so könnte man es beschreiben, setzt zu einer Welle der kulturellen Auslöschung an. So wie die radikalen Islamisten alles vernichteten, was ihrer Ansicht nach nicht den Worten des Korans entspricht, oder so wie die Nazis mit Bücherverbrennungen „jüdische Literatur“ vernichteten, agieren auch diese Extremisten in einem ideologischen Wahn.
Die Elterngenerationen, die noch mit den Heldentaten von Agent 007 im Auftrag ihrer königlichen Majestät aufwuchsen, um die Welt vor Bösewichten zu retten, haben eine Generation von Sensibelchen (im Englischen auch „snowflakes“, also Schneeflöckchen genannt) aufgezogen, die kein Buch oder keinen Film ansehen kann, ohne zuvor mit sogenannten Trigger-Warnungen vor psychischen Schäden bewahrt zu werden, weil man dort eventuell „unpassende“ und „potenziell verletzende“ Worte und Begriffe verwendet.
Wie lange wird es wohl noch dauern, bis wegen der Veganer aus Büchern Teile umgeschrieben werden, in denen die Menschen Tiere zum Verzehr töten oder Fleisch essen? Werden solche Szenen vielleicht auch bald aus Filmen und Serien herausgeschnitten, weil sich die PETA-Jünger getriggert fühlen und in der Psychiatrie landen könnten? Wie weit wird das Ganze noch gehen?