Weil Präsident Ortega faktisch auf der US-Abschussliste steht, greift er zu einer Schutzmaßnahme. Russland darf in Nicaragua Militärbasen bauen und Cruise Missiles in Nicaragua stationieren. Wird Washington dies tolerieren? Es sind erhöhte Spannungen zu erwarten.
Während die Vereinigten Staaten weltweit eine enorme Militärpräsenz unterhalten und dabei nicht davor zurückschrecken, auch Militärbasen nahe ihrer geostrategischen Rivalen aufzustellen, reagieren sie höchst allergisch auf ähnliche Schritte ihrer Hauptkonkurrenten. Die kubanische Raketenkrise dürfte jenen noch bekannt sein, die damals schon lebten oder zumindest im Geschichtsunterricht aufgepasst haben. Nun könnte eine Neuauflage einer solchen Raketenkrise folgen. Anstatt im kommunistischen Kuba dieses Mal jedoch in Nicaragua.
Das zentralamerikanische Land befindet sich in etwa 3.000 Kilometer von Washington D.C. entfernt, was durchaus in der Reichweite russischer Atomraketen liegt. Zum Vergleich: Vom US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein bis nach Moskau sind es etwas mehr als 2.100 Kilometer. Doch für die Vereinigten Staaten, die faktisch lediglich von zwei Ozeanen, zwei großen befreundeten Ländern (Kanada und Mexiko), sowie den beiden Inselstaaten Kuba und den Bahamas umgeben sind (Alaska und Russland darf man da durchaus außen vor lassen), stellt dies schon eine enorme Sicherheitsbedrohung dar.
Doch Präsident Daniel Ortega und dessen Regierung, die von Washington mit Sanktionen belegt wurden sowie das US-Territorium nicht mehr betreten dürfen, scheinen sich auf mögliche Regime-Change-Versuche der US-Führung vorbereiten zu wollen. Eine russische Truppen- und Raketenpräsenz im Land gilt dabei offensichtlich als passable Option. Laut russischen Staatsmedien (die wegen der EU-Sanktionen nicht verlinkt werden dürfen) wurden die entsprechenden Vorbereitungen dafür bereits vor über einem halben Jahr begonnen.