West- und Zentralafrika wird seit einiger Zeit von Regierungsumstürzen erschüttert. Der gestern erfolgte Putsch in Gabun ist der achte seit 2020. Als Hauptgrund gilt die Unzufriedenheit mit dem herrschenden Regime und der Vorwurf des Wahlbetrugs. Allerdings unterhielt der gestürzte Präsident auch gute Beziehungen zu Paris.
Gabun ist wie der Niger, Mali, Guinea oder Burkina Faso, die kürzlich ebenfalls Regierungsumstürze erlebten, eine ehemalige französische Kolonie. Allerdings wird das an natürlichen Ressourcen reiche Land seit dem Jahr 1967 von der Bongo-Familie regiert. Omar Bongo führte das Land bis zu seinem Tod im Jahr 2009 mit eiserner Faust und wurde dann von seinem Sohn Ali Bongo, der damals Verteidigungsminister war, abgelöst. Bei den Wahlen letzte Woche gewann er gegen Albert Ondo Ossa, der als Kandidat der vereinigten Opposition gegen den zum dritten Mal antretenden Machthaber antrat. Doch er verlor.
Die Militärs, die nun gegen Präsident Bongo putschten, kritisieren vor allem den Wahlprozess. Das rund 2,5 Millionen Einwohner zählende Land mit etwa 800.000 Wahlberechtigten gilt als vergleichsweise wohlhabend, da es auf Öl- und Goldvorkommen sitzt. Doch rund ein Drittel der Bevölkerung lebt in völliger Armut, da die korrupten Eliten die Einnahmen zur persönlichen Bereicherung nutzen, anstatt die öffentliche Infrastruktur auszubauen. Es mangelt beispielsweise an einer zuverlässigen Strom- und Wasserversorgung, obwohl es genügend Mittel dafür gäbe.
Thousands of Gabonians took to the streets after the coup, the atmosphere is festive.
— Sprinter (@Sprinter99800) August 30, 2023
Meanwhile, the French mining company Eramet announced the suspension of operations in Gabon. pic.twitter.com/H6fOa4uQhC
Der Putsch in Gabun unterscheidet sich damit von jenen, die kürzlich in Burkina Faso oder im Niger stattfanden, wo die (ebenfalls korrupten) Machthaber ihre verarmten Länder von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich faktisch weiterhin ausbeuten ließen. Wo dort Antikolonialismus eine der Haupttriebfedern war, liegt diese in Gabun vor allem in der herrschenden Unzufriedenheit mit dem seit über fünf Jahrzehnten herrschenden Familienclan der Bongos und deren “Gabunischen Demokratischen Partei” (PDG).
Gabon Military: "On this day, August 30, 2023, we, the defense and security forces… on behalf of the Gabonese people and guarantor of the protection of institutions, have decided to defend peace by putting an end to the current regime." pic.twitter.com/kboTBOmBaP
— COMBATE |(@upholdreality) August 30, 2023
Während die westliche Presse die Coups in Burkina Faso, Mali und dem Niger kritisierten, weil dort antikolonialistische Kräfte die Macht übernahmen, hält man sich in Sachen Gabun bislang noch zurück. Denn dort scheinen die putschenden Militärs keine Verbindungen nach Russland und China zu haben. Allerdings wolle der westafrikanische ECOWAS-Block (der als “pro-westlich” gilt) unter dem Vorsitz Nigerias die Entwicklungen dort “genau beobachten”. Denn der vom Militär abgesetzte Bongo, der in Frankreich auf eine Privatschule ging, unterhielt gute Beziehungen zu Paris.
— Jackson Hinkle
After the coup in Gabon, revolutionaries uncovered suitcases & bags in the ousted President’s family home filled with bundles of banknotes, CFA francs, dollars and euros. pic.twitter.com/beh3M26RQi
(@jacksonhinklle) August 30, 2023
Nun bleibt es abzuwarten, wie die Militärführung agiert. Sollte auch sie die Nähe zu Moskau und Peking suchen, könnte dies zu entsprechenden Reaktionen aus dem Westen führen. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die putschenden Militärs enge Bindungen zu Washington pflegen.
— DD Geopolitics (@DD_Geopolitics) August 30, 2023
USA, France and a military coup in Gabon
Russian channel Rybar published a very interesting insights about the coup in Gabon.
The fact is that the leader of the coup and a head of the Republican Guard, Brice Oligui Nguema, has close connections with the U.S.
The…
Ein US-geführter Coup gegen eine Paris-treue Führung? Als präventive Maßnahme ist dies durchaus denkbar, um so einen Sturz Bongos durch antikolonialistische Kräfte zu verhindern.
— Sprinter (@Sprinter99800) August 30, 2023
Bryce Fens Eligo Ngoma, the leader of the Republican Guard, came to the streets of the capital hours after the removal of Ali Bongo from the presidency of Gabon and was inspected by the military. The interesting thing about Gabon is that France demanded the recognition of the… pic.twitter.com/X2OX9c95H9
Kritische Stimmen weisen bereits darauf hin, dass der Wertewesten in Bezug auf die “Demokratie” sehr doppelzüngig agiert. Diktaturen werden nämlich gerne so lange toleriert, wie sie den westlichen Interessen dienen.
Gabon is another prime example of the hypocrisy of the West.
— Emir Sirdam LP (@EmirSirdam) August 30, 2023
How can one family be in power for 56 Years?
Western Governments don’t care about democracy in Africa, all they care about is their selfish interest.
Happy to see African nations breaking free from their shackles.
Waiting to see if the West is gonna describe Gabon which has been under one family rule for over a half century as a democracy they have to protect
— Black in the Empire (@blackintheempir) August 30, 2023
Afrika befindet sich derzeit in einer (antikolonialistischen) Umbruchstimmung. Welche Länder werden bald noch folgen?