Propaganda durchschauen: Welche Methoden werden verwendet – und was macht Menschen anfällig?

Bild: Report24

Propaganda ist heute wieder allgegenwärtig: Durch die sogenannte Pandemie wurde vielen Menschen das ganz besonders bewusst. Breite Teile der Bevölkerung haben sich jedoch als durchaus empfänglich für die Manipulation durch Politik und regierungstreue Medien erwiesen und ließen sich entsprechend in die gewünschte Richtung steuern. Welche Taktiken wurden und werden dabei verwendet – und was macht Menschen anfällig für Propaganda? Die GGI-Initiative klärt auf.

Propaganda durchschauen – Teil 1

Presseaussendung der GGI-Initiative am 25.07.2023

Propaganda ist systematische Massenkommunikation, die weder das Argument sucht noch Widerspruch duldet. Die Empfänger:innen ihrer Botschaften werden so vereinnahmt, dass sie kaum Alternativen wahrnehmen können. Kritische Stimmen werden zensiert, diffamiert und ausgegrenzt. Propaganda nutzt oft ein Wechselspiel aus dem Vorschieben vermeintlicher Opfer und der Benennung von Sündenböcken. Die Anfälligkeit auf solche Botschaften steigt mit zunehmender zwischenmenschlicher Bindungslosigkeit, fehlendem Sinn im Leben und objektloser Angst.

Begriff und Methoden von Propaganda

Dokupedia beschreibt den Begriff “Propaganda” als “eine besondere Form der systematisch geplanten Massenkommunikation, die nicht informieren oder argumentierensondern überreden bzw. überzeugen möchte. Dazu bedient sie sich in der Regel einer symbolisch aufgeladenen und ideologiegeprägten (Bild-)Sprache, welche die Wirklichkeit verzerrt, da sie entweder Informationen falsch vermittelt oder ganz unterschlägt. Ziel von Propaganda ist es, bei den Empfängern eine bestimmte Wahrnehmung von Ereignissen oder Meinungen auszulösen, nach der neue Informationen und Sachverhalte in den Kontext einer ideologiegeladenen Weltsicht eingebettet werden (Framing).” [1]

Wir sind in vergangenen Aussendungen bereits auf den Begriff Framing sowie auf rhetorische Tricks eingegangen. [2], [3] Auch die Bedeutung von abwertender Sprache auf die Wahrnehmung von Menschen haben wir mehrfach thematisiert. [4], [5] Im Folgenden beschreiben wir einige Methoden der Propaganda allgemein, angelehnt an einen äußerst sehenswerten Vortrag von Johannes Menath (Autor des Buches Moderne Propaganda: 80 Methoden der Meinungslenkung, 2022). [6]

Propaganda lässt sich grob in Vereinnahmung und Isolation unterteilen. Erstere soll sicherstellen, dass der Kreis an Empfänger:innen ausschließlich die vorgesehene Botschaft erhält. Zweitere verfolgt das Ziel, dass nicht vorgesehene Botschaften, z. B. Widersprüche oder Kontext, nicht wahrgenommen werden. Die Vereinnahmung wird nochmals unterteilt in Selektion und Emotion. Selektion rückt die gewünschte Botschaft in die Wahrnehmung, Emotion beeinflusst die Bewertung.

Relevante Aspekte der Vereinnahmung

Bezüglich Emotion scheint das Harmoniebedürfnis besonders relevant. Dieses bewirkt nämlich die Anpassung an eine hervorgehobene Botschaft, wenn die Umgebung sich ebenfalls anpasst. Der Wunsch nach Harmonie beruht auf der Angst vor Ausgrenzung, da Menschen im Lauf der Evolution nur in Gruppen überleben konnten. In der Folge kommt es auch bei Unsicherheit über den Wahrheitsgehalt einer Botschaft zur Selbstzensur.

Framing bedeutet vereinfacht nur einen Rahmen bzw. Ausschnitt eines größeren Ganzen zu zeigen. Mit dieser oft stark verzerrten Darstellung kann für die Erzeugung eines Feindbildes das größere Ganze geframt, also dem Wortsinn nach “eingerahmt” werden. Wiederholung bedeutet, dass diese Darstellung immer wiederkehrt. Wenn ein Großteil der Medienlandschaft diese eine Darstellung permanent wiederholt, sodass nicht kundige Menschen den Eindruck bekommen, als gäbe es gar keine rationale Alternative, spricht man von Monopolisierung. Dies sorgt für die oben erwähnte, weit verbreitete Akzeptanz einer Botschaft und gegebenenfalls Selbstzensur.

Relevante Aspekte der Isolation

Eine besonders perfide und lang vorbereitete Taktik ist hier die Gewöhnung an Ablenkungen. Status und anerkannter Lebenswandel beruhen für gewöhnlich darauf, einem Beruf nachzugehen und in der Freizeit zu konsumieren. Das lässt wenig Spielraum, um Propaganda überhaupt zu erkennen; noch weniger, um tiefgründige Zusammenhänge zu erfassen. Darüber hinaus können gegenläufige Botschaften verschwiegen oder aus einem eng begrenzten Meinungsraum gedrängt werden. Letzterer soll den Anschein erwecken, als wäre Diskussion möglich, tatsächlich sind aber nur leichte und steuerbare Änderungen zur Botschaft erlaubt.

Ebenfalls perfide ist das Bestimmen einer vermeintlichen Opfergruppe, zu deren vermeintlichem Schutz grundlegende Änderungen in einer Gesellschaft angezeigt scheinen. Wir erinnern uns an den Schutz der sog. Vulnerablen, also der älteren und vorerkrankten Mitmenschen. Ihr vorgeblicher Schutz legitimierte Maßnahmen wie Lockdowns, Grünen Pass sowie Masken- bzw. Impfpflicht. Ob diese Gruppe durch die Maßnahmen tatsächlich geschützt, oder ob ihr damit mehr Schaden zugefügt wurde, wird im öffentlichen Diskurs nicht hinterfragt.

Diese bestimmte, zu schützende Opfergruppe kann auch als Vorwand für Angriffe dienen, falls die passive Isolation nicht (ausreichend) greift. Propaganda stellt nicht die Vorantreiber radikaler Umstellungen als radikal dar, sondern diejenigen, die sich dem Umbau entgegenstellen bzw. einfach nur den Sinn hinterfragen; wir erinnern uns an Zuschreibungen wie “unsolidarisch” oder “egoistisch” bis zu Diffamierungen wie “Volksverräter”.

Die übrigen Angriffstaktiken sind hinlänglich bekannt. Verwendung von Kampfbegriffen (“Verschwörungstheoretiker”), Kontaktschuld im Sinne des Framing (“Wer mit Rechten demonstriert ist rechts”)Dämonisierung (“Leugner”-Begriffe, um die Nähe zu Holocaust-Leugnern anzudeuten), Zensur, usw. haben in den vergangenen drei Jahren eine Blütezeit erlebt.

Begünstigende Faktoren für Propaganda

Wann lassen sich Menschen besonders leicht von Propaganda vereinnahmen? Wir geben an dieser Stelle einen ersten Einblick, welche Konstellation auf Bevölkerungsebene sich besonders günstig auf den Erfolg der genannten Methoden auswirkt:

  • Bindungslosigkeit: Einsamkeit, Zerbrechen von familiären/kleingemeinschaftlichen Strukturen, Verlagerung des Zwischenmenschlichen in den digitalen Bereich
  • Sinnlosigkeit: sich durch den Alltag nur ‚durchschlagen‘, fade Routine bzw. als sinnlos empfundene Arbeit, keinen Zweck im Leben und Alltag haben, der zu körperlichen und/oder geistigen Leistungen motiviert
  • objektlose Angst: unbestimmte, ‚diffuse‘ Sorge, die man nicht in Worte fassen und entsprechend nicht darüber reden kann, bisweilen auch konkrete Angst vor einer nicht erfassbaren Gefahr

Das wären auch die gesellschaftspolitischen Ansatzpunkte, um die Resilienz gegenüber Propaganda zu verbessern. Die einzelnen Punkte greifen ineinander, z.B. nicht in Worte fassbare Sorge führt zu Entfremdung mit der Umgebung, darauf Verlust sinnstiftender Tätigkeit, das verstärkt wieder die Sorge, usf. [7]

Meinungslenkung durchschauen

In der folgenden Aussendung werden wir anhand eines Fallbeispiels einige der hier aufgezeigten Methoden praktisch betrachten.

Wir freuen uns, an dieser Stelle eine neue Serie anzukündigen. Planmäßig ab September werden wir unter dem Titel Propaganda durchschauen – Selbstverteidigung für den Geist versuchen, die Systematik sowie die Begriffe zu erklären und die Vorgänge zu entzaubern. Das grundlegende Ziel dieser neuen Serie ist das Durchbrechen der Propaganda-Mauer. Die geneigten Leser:innen mögen damit gedanklich und sprachlich wehrhaft sein und dies auch in ihr Umfeld tragen.

Quellenangaben

[1] Bussemer T. Propaganda. Theoretisches Konzept und geschichtliche Bedeutung. in: Docupedia-Zeitgeschichte, Version: 1.0. Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e .V, 2013. online: http://docupedia.de/zg/Propaganda

[2] Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit. PM: #3 Wie man Investigativjournalist:innen gezielt von der Arbeit abhält. 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-3-wie-man-investigativjournalistinnen-gezielt-von-der-arbeit-abhaelt

[3] Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit. PM: #40 Manipulative, rhetorische Trickkiste – Ö1 Radiokolleg auf Abwegen. 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-40-manipulative-rhetorische-trickkiste-oe1-radiokolleg-auf-abwegen

[4] Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit. PM: #7 “Fetzendeppert” – Der Verfall von Respekt und Achtung. 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-7-fetzendeppert-der-verfall-von-respekt-und-achtung

[5] Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit. PM: #18 Von “Covidioten” bis “Klima-Chaoten”: Die Macht der diffamierenden Sprache. 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-18-von-covidioten-bis-klima-chaoten-die-macht-der-diffamierenden-sprache

[6] DemoFürAlle. Johannes Menath: »Die Methoden der Meinungslenkung« YouTube, 2023. online: https://www.youtube.com/watch?v=Xx91FDDyGpQ

[7] Desmet M. The Psychology of Totalitarianism. Substack, 2022. online: https://mattiasdesmet.substack.com/p/the-psychology-of-totalitarianism

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