Pharmastudien im Zwielicht: Geldgeber beeinflussen Ergebnisse

Symbolbild Forschungsfinanzierung. (C) R24/KI

Es zeigt sich immer deutlicher, dass man bei Pharmastudien auf die Finanzierungsquellen und mögliche Verbindungen von Wissenschaftlern zu bestimmten Unternehmen achten sollte. Wer zahlt, schafft an. Auch in der medizinischen Forschung.

Eine neue Analyse mit dem Titel „Funding of Clinical Trials and Reported Drug Efficacy“ deckt eine beunruhigende Tendenz in der Arzneimittelforschung auf: Von Herstellern finanzierte Studien berichten über eine bis zu 50 Prozent höhere Wirksamkeit ihrer Medikamente im Vergleich zu unabhängig finanzierten Untersuchungen. Diese Erkenntnis wirft ein Schlaglicht auf mögliche Verzerrungen in klinischen Studien, insbesondere im Bereich psychiatrischer Medikamente.

Tamar Oostrom, Assistenzprofessorin für Wirtschaftswissenschaften an der Ohio State University, präsentierte diese brisanten Ergebnisse in einer im Journal of Political Economy veröffentlichten Studie. Sie untersuchte über 500 Studien mit mehr als 1.200 Behandlungsarmen, wobei der Schwerpunkt auf Antidepressiva und Antipsychotika lag.

Die Analyse ergab, dass der Sponsoring-Effekt größer war als erwartet. Die Ergebnisse legen nahe, dass von Herstellern gesponserte Studienarme erheblich kritischer betrachtet werden sollten. Es besteht der Verdacht, dass Pharmaunternehmen möglicherweise mehrere Studien durchführen und selektiv nur die vorteilhaftesten veröffentlichen. Besonders ausgeprägt zeigte sich der Effekt bei Placebo-kontrollierten Studien. Die Folgen können weitreichend sein: Patienten könnten weniger wirksame Medikamente erhalten oder Arzneimittel einnehmen, wenn alternative Behandlungen vorteilhafter wären.

Ein anschauliches Beispiel liefert der Fall des Antidepressivums Effexor. In 14 vom Hersteller Wyeth finanzierten Studien schnitt Effexor in 12 Fällen besser ab als der Konkurrent Prozac. Bei unabhängig finanzierten Vergleichsstudien zeigte sich Effexor jedoch nur in einer von drei Untersuchungen überlegen.

Experten sehen in den Ergebnissen eine Bestätigung langjähriger Bedenken. Trotz verschiedener Versuche, diesen Effekt zu neutralisieren, etwa durch die Offenlegung finanzieller Verbindungen der Autoren, konnte keine Maßnahme die mögliche Verzerrung vollständig beseitigen. Als möglicher Lösungsansatz wird eine Rückbesinnung auf das Prinzip der Reproduzierbarkeit vorgeschlagen. Valide Ergebnisse sollten durch mehrere Studien verschiedener Forscher, mit unterschiedlichen Finanzierungsquellen und in diversen Fachzeitschriften replizierbar sein.

Einige Wissenschaftler gehen laut einem aktuellen Bericht noch weiter und bezeichnen die Verzerrung in von der Industrie gesponserten Studien als massiv. Sie verweisen auf frühere Untersuchungen, die eine systematische Voreingenommenheit bei der Bewertung der Wirksamkeit von Medikamenten wie Prozac aufzeigten.

Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer kritischen Betrachtung klinischer Studien. Patienten und Ärzte sollten sich der möglichen Einflüsse von Sponsoren bewusst sein und bei der Bewertung von Studienergebnissen stets die Finanzierungsquelle berücksichtigen. Nur so kann eine evidenzbasierte und patientenorientierte Medizin gewährleistet werden. Die Studie von Oostrom ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über die Integrität der medizinischen Forschung. Sie zeigt deutlich, dass der Weg zu einer wirklich unabhängigen und objektiven Bewertung von Medikamenten noch weit ist.

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