Die “BUGA” (Bundesgartenschau) 2033 ist als großes Prestige-Objekt für Dresden geplant, doch beworben wird das ach so zukunftsträchtige Projekt hochoffiziell mit einer Broschüre voller absurdem KI-Müll: So nutzt man darin das Bild einer angeblichen Migrantin aus Syrien, die ganz vielfältig mit stolzen sechs Fingern an einer Hand in der Erde wühlt.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
“Mit Blick auf das Jahr 2033 sehen wir tiefschürfende Veränderungen. Und schon jetzt spüren wir sie. Klima, Gesellschaft, Wirtschaft: Wir leben in einer Zeit der Transformation.” So heißt es in der Broschüre zur Bundesgartenschau, die die Stadt Dresden stolz auf der eigenen Homepage vorzeigt. Das Zitat soll von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) stammen. Der politisch linksgrüne Anstrich zieht sich durch: Im Südpark soll laut Broschüre “Klimakompetenz” wachsen, Prohlis derweil solle “zu einem lebendigen, zukunftsfähigen und klimaresilienten Stadtbezirk” werden: “ein Ort, an dem Natur, Nachbarschaft und Kultur harmonisch zusammenkommen”.
Um Buntheit zu demonstrieren, heißt es in einem grünen Kasten mit dem Titel “Fatima in Prohlis”:
“Die Erde fühlt sich warm an zwischen ihren Fingern, vertraut – wie früher in Syrien. Fatima kniet im Urban-Gardening-Projekt am Geberbach und pflanzt Salbei und Malve. Heilpflanzen aus ihrer Heimat, die hier in Dresden wachsen sollen. Neben ihr arbeitet Brigitte, eine alteingesessene Prohliserin, die neugierig zuhört, wenn Fatima von den Rezepten ihrer Großmutter erzählt. „Zeig mir das”, sagt Brigitte oft und Fatima spürt: Hier wird sie gebraucht, hier gehört ihr Wissen dazu.
Ihre Kinder spielen auf den neuen Spielplätzen des Wohninnenhofs. Am Wochenende packt die Familie die Fahrräder. Die Fuß- und Radwegeverbindung vorbei an der Galopprennbahn führt sie raus aus Prohlis zur Elbe. Dort picknicken sie auf den grünen Wiesen, die Kinder toben. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft fühlt sich etwas richtig an – als würde sie Wurzeln schlagen.
„Ich bin jetzt auch Prohliserin”, sagt sie manchmal zu Brigitte. Und sie meint es. Dresden ist Heimat geworden, Pflanze für Pflanze.”
Wie herzig! ChatGPT war fleißig, könnte man meinen. Bebildert ist das Ganze mit einer freundlich lächelnden Frau mit Kopftuch, die vor einem Beet kniet und in der Erde wühlt. Gelungene Integration? Leider nicht. Nur KI-Müll: “Fatima” hat an ihrer rechten Hand stolze sechs Finger. Auch ihr kurioser “Schuh” und dass dem kleinen Mädchen im Hintergrund eine Pflanze aus dem Bein zu wachsen scheint, sollten zu denken geben.

Auf anderen Bildern sieht man “Familie Schmidt”, die auf Fahrrädern ohne Pedale radelt, “Lukas” mit unleserlichem KI-Schriftzug auf dem T-Shirt, eine verliebte “Elisabeth” mit missgestaltetem Arm, und eine “Dr. Sophia Chen” mit sechs Fingern an der linken Hand, auf einem Fahrrad mit Kabelchaos am Lenker. Ist es wirklich zu viel verlangt, für eine offizielle Broschüre der Stadt Dresden zumindest halbwegs taugliche Bilder zu verwenden? Wie viel hat die Erstellung des Dokuments gekostet? Waren für das Geld wirklich keine Stockfotos finanzierbar? Oder hat sich bei Unternehmen herumgesprochen, dass bei politischen Aufträgen oft Narrenfreiheit herrscht, solange die richtigen Narrative bedient werden?
Dresden ist gemeinhin eher für die eingestürzte Carola-Brücke denn für die Bundesgartenschau 2033 bekannt. Keine Kohle für die Infrastruktur, aber 200 Millionen Euro für die grüne BUGA – so hatte man es zumindest 2023 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie prognostiziert. Ob das ein sinnvoller Einsatz von Steuergeldern ist, kann jeder für sich selbst hinterfragen. Reichlich fragwürdig wirkt jedenfalls das Verpulvern von Geldern für eine Broschüre voller KI-ersteller Fake-Personas samt grottenschlechter Bebilderung.
Ein Stadtsprecher rechtfertigte sich: “Die in dieser Broschüre dargestellten Personas und Zukunftsszenarien enthalten KI-generierte Bildmaterialien.” Das stehe ja auch auf der letzten Seite (auf Seite 67, im Impressum, das keiner liest – außer vielleicht jenen, die wissen wollen, wer für Fake-Fatima und Co. verantwortlich ist). “Personas repräsentieren realistische Eigenschaften, Einstellungen oder Verhaltensweisen von bestimmten Personengruppen, sind aber keine real existierenden Menschen.” Findet man denn keine echte Fatima, keinen Lukas, keine Familie Schmidt?
Die Broschüre soll nach scharfer Kritik nun einer “finalen Fehlerprüfung” unterzogen werden, wie Tag24 berichtete. Ob das extra kostet? Die laut Impressum für die Gestaltung verantwortliche Marketingbude wirbt auf der eigenen Website übrigens nicht nur mit einem “schwulen Patenschaf”, sondern engagiert sich laut eigener Aussage auch für “Demokratie und Diversität” und für “Nachhaltigkeit”. Ist die massive Nutzung von energieintensiven KI-Modellen eigentlich mit dem angeblichen Ziel vereinbar, den eigenen Energieverbrauch zu minimieren?
