Unzureichende Wartungen und die aktuelle Dürre haben den französischen Atomkraftwerken stark zugesetzt. Die Produktion von Strom ist auf einem Tiefstand. Nun will die Regierung eingreifen und den Betreiber der Atomkraftwerke, die EDF, komplett verstaatlichen. Damit soll wiederum der Steuerzahler zum Ausgleich von Verlusten zur Kasse gebeten werden.
Auch die französische Führung setzt offensichtlich auf das Prinzip, Gewinne zu privatisieren und die Verluste zu sozialisieren. Zumindest was die Energiewirtschaft des Landes betrifft, die besonders auf Atomstrom setzt. Denn der Kraftwerksbetreiber und Energieriese Électricité de France (EDF) sieht sich mit Verlusten in Höhe von gewaltigen 29 Milliarden Euro konfrontiert, die den derzeit zu 84 Prozent in Staatsbesitz befindlichen Konzern in eine finanzielle Schieflage bringen. Nun soll das Unternehmen komplett verstaatlicht werden.
Mit ein Grund für die gewaltigen Verluste trotz hoher Strompreise und eigentlich enormer “Windfall-Profite” im Zuge des Merit-Order-Systems ist die mangelnde Operabilität der Atomkraftwerke des Unternehmens. Insgesamt 56 Reaktoren besitzt die EDF, die für mehr als zwei Drittel der Stromerzeugung des Landes verantwortlich sind. Eigentlich. Denn mehr als die Hälfte dieser Reaktoren wurden heruntergefahren, weil Instandhaltungsarbeiten nicht durchgeführt wurden und die EDF in den letzten Jahren nicht genug in die alternde nukleare Infrastruktur investiert hat. Zudem hat der niedrige Wasserstand der Flüsse dafür gesorgt, dass viele Reaktoren mangels ausreichender Kühlung nicht auf voller Leistung gefahren werden können, was den Stromoutput zusätzlich belastet.
Angesichts dessen, dass Frankreich traditionell eigentlich ein Netto-Stromexporteur ist und nun verzweifelt versucht, genügend Elektrizität importieren zu können, wird der Ernst der Lage deutlich. Die Frage ist nur, ob eine komplette Verstaatlichung des ohnehin schon hoch verschuldeten Konzerns auch das Problem des Missmanagements behebt, welches wohl eine der Hauptursachen für die aktuellen Probleme darstellt. Andererseits könnte dieser Schritt es einfacher machen, notwendige Investitionen zu tätigen und auch den Bau neuer, moderner Atomkraftwerke in Auftrag zu geben.