Oregano: Vom Pizza-Gewürz zum medizinischen Wundermittel

Oregano (C) R24/KI

Oregano ist weit mehr als nur ein mediterranes Gewürz für die italienische Küche. Neue Studien zeigen, dass der unscheinbare “Dost”, wie das Kraut im Deutschen auch genannt wird, ein regelrechtes Arsenal an Heilkräften besitzt.

Besonders bemerkenswert sind die jüngsten Forschungsergebnisse zur antibakteriellen Wirkung des Oregano-Öls. In einer 2024 veröffentlichten Studie in “Frontiers in Microbiology” mit dem Titel “Bactericidal Property of Oregano Oil Against Multidrug-Resistant Clinical Isolates” gelang es Wissenschaftlern nachzuweisen, dass das ätherische Öl der Pflanze selbst gegen 13 multiresistente Bakterienstämme wirksam ist – darunter auch der gefürchtete Krankenhauskeim MRSA.

Was die alten Ägypter bereits ahnten, als sie Oregano zur Konservierung ihrer Lebensmittel einsetzten, erhält nun wissenschaftliche Weihen. Das Besondere: Anders als herkömmliche Antibiotika, die meist nur einen einzelnen Angriffspunkt haben, attackiert Oregano-Öl die Bakterien gleich an mehreren Fronten – von der Zellmembran bis zur DNA. “Dies macht es für Bakterien praktisch unmöglich, Resistenzen zu entwickeln”, erklärt die Studie.

Doch damit nicht genug: Die Inhaltsstoffe Carvacrol und Thymol zeigen auch vielversprechende Wirkungen bei Diabetes – zeigt die Studie “Antihyperglycemic effect of carvacrol in combination with rosiglitazone in high-fat diet-induced type 2 diabetic C57BL/6J mice” auf. In Tierversuchen konnten Blutzucker- und Insulinspiegel nahezu normalisiert werden. Die Effektivität war dabei vergleichbar mit gängigen Diabetes-Medikamenten – allerdings ohne deren Nebenwirkungen.

Auch für Herz-Kreislauf-Patienten gibt es gute Nachrichten. Eine aktuelle Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2024 mit dem Titel “Lamiaceae plants improve serum cholesterol, triglyceride, and LDL in patients with metabolic syndrome: A systematic review and meta‐analysis of randomized clinical Trials” belegt, dass Oregano-Extrakt den Cholesterinspiegel positiv beeinflusst. Das “gute” HDL-Cholesterin steigt, während das “schlechte” LDL-Cholesterin sinkt.

Wer jetzt allerdings meint, einfach die Pizzagewürzmischung als Heilmittel einsetzen zu können, sei gewarnt: Die therapeutische Anwendung, besonders in Form des hochkonzentrierten ätherischen Öls, sollte nur nach Rücksprache mit Experten erfolgen. Unverdünnt kann das Öl Haut und Schleimhäute reizen.

Die aktuelle Forschung zeigt jedenfalls eindrucksvoll: In Zeiten zunehmender Antibiotikaresistenzen und der Suche nach natürlichen Heilmitteln könnte das bescheidene Küchenkraut eine Renaissance als Therapeutikum erleben. Manchmal liegt das Gute eben doch so nah – oder in diesem Fall: auf der Pizza.

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