Österreichische Landwirte schlagen Alarm: Immer mehr Höfe müssen aufgeben, während EU-Vorgaben und globale Konzerne die kleinstrukturierte Landwirtschaft verdrängen, welche für Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit aber zentral wichtig ist. Bei einer Veranstaltung der Initiative „Heimat & Umwelt“ in Linz warnten Funktionäre und Betroffene vor einer Entwicklung, die nicht nur Bauern, sondern die gesamte Gesellschaft betrifft.
Im Zentrum der Veranstaltung stand die klare Botschaft: Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist ein unverzichtbarer Bestandteil von Österreichs Kulturlandschaft und Versorgungssicherheit. Landwirtin Renate Zittmayr sprach sich gegen den Einfluss multinationaler Agrarkonzerne aus und forderte politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Sie betonte: „Demokratie ist nur in kleinen Einheiten möglich – das gilt auch für die Landwirtschaft.“
Paul Pree, Kammerrat in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich und Vertreter des Unabhängigen Bauernverbands (UBV) fasste für Report24 die Inhalte seines Vortrages zusammen. Er schilderte eindringlich, wie kleinstrukturierte Landwirtschaft zunehmend unter Druck gerät – durch steigende Bürokratie, ausbleibende Inflationsanpassungen bei Förderungen und ein Marktumfeld, das von großen Handelskonzernen dominiert wird.
Pree warnte vor einer drohenden Lücke in der Generationennachfolge: Viele junge Menschen wollten zwar grundsätzlich in der Landwirtschaft bleiben, sähen aber unter den gegenwärtigen Bedingungen keine Chance, mit einem eigenen Betrieb finanziell über die Runden zu kommen. Ohne wirtschaftliche Perspektive werde der elterliche Hof geschlossen oder verkauft – oft an Investoren, die ganz andere Ziele verfolgen.
Kritik an der EU-Agrarpolitik und Importabhängigkeit
Gegenüber Report24 äußerten sich Pree und Zittmayr besorgt über die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten. Während Österreich bei Konsummilch rechnerisch Überschüsse aufweise, liege der Selbstversorgungsgrad bei Butter nur noch bei 50 Prozent. Produkte aus Irland oder Frankreich drängen in die heimischen Regale – teils unter Eigenmarken versteckt und für Konsumenten schwer erkennbar.
Die Forderung nach einer durchgängigen Lebensmittelkennzeichnung wurde mehrfach betont. Der Konsument müsse klar sehen, ob er ein heimisches Produkt unterstützt oder einen Importkonzern. Derzeit jedoch verhinderten mangelnde Transparenz und bewusste Irreführung durch den Handel eine informierte Kaufentscheidung.
EU-Diktate, Bürokratiemonster und Konzerneinfluss
Scharfe Worte fand man für die Rolle der EU. Die einst versprochenen Ausgleichszahlungen seien heute an unzählige Auflagen gebunden, während neue Verordnungen – etwa zur „Renaturierung“ – heimische Bauern zunehmend unter Generalverdacht stellten. Es sei absurd, dass Satellitenüberwachung und zentrale Planung darüber entscheiden sollen, wann und wie ein Baum geschnitten wird.
Insbesondere Pree kritisierte, dass politische Entscheidungen in Brüssel immer stärker durch Lobbyismus großer Konzerne geprägt seien. Er sprach von einem „systematischen Rückbau“ bäuerlicher Strukturen zugunsten zentralistischer und marktbeherrschender Interessen.
Gastgeberin Inge Rauscher warnt vor Aushöhlung der Souveränität
Als Gastgeberin begrüßte Inge Rauscher, Gründerin der seit über 30 Jahren bestehenden Initiative „Heimat & Umwelt“, die Teilnehmer. Sie hob hervor, dass bäuerliche Selbstbestimmung und nationale Souveränität zwei Seiten derselben Medaille seien. Ihre Initiative stehe für Aufklärung abseits des politisch-medialen Mainstreams – mit Veranstaltungen, Publikationen und Vernetzung auf zivilgesellschaftlicher Ebene.
Fazit der Veranstaltung ist die dringende Notwendigkeit, politische Entscheidungsgewalt wieder in kleinere, demokratisch kontrollierbare Einheiten zurückzuführen. Nur so könne eine Landwirtschaft bestehen, die ökologisch, sozial und wirtschaftlich im Gleichgewicht sei – und die Versorgungssicherheit für kommende Generationen garantiere.
