Die stark steigenden Zinsen und die anhaltend hohe Inflation sorgen in fast allen OECD-Ländern für erhebliche Probleme. Insbesondere Familien mit Kindern und die unteren Einkommensschichten leiden unter der fehlgeleiteten Zins- und Steuerpolitik.
Ein neuer Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt, dass die Inflation in 35 ihrer 38 Mitgliedstaaten einen Kaufkraftverlust für Arbeitnehmer verursacht und damit zu einem doppelten Schlag wird. Besonders Familien mit Kindern und die unteren Einkommensschichten sind von diesem Doppelschlag betroffen, da die Steuervergünstigungen nicht an die Inflation angepasst sind und die Erhöhungen der Löhne und Gehälter durch die „kalte Progression“ aufgefressen werden.
Der Bericht konzentriert sich auf einen länderübergreifenden Vergleich der Steuer- und Abgabenbelastung des Faktors Arbeit. Dies wird von der OECD als Gesamtsteuer auf Arbeit, die sowohl von Arbeitnehmern als auch von Arbeitgebern gezahlt wird, abzüglich der Familienleistungen, in Prozent der Arbeitskosten definiert. Die Organisation untersucht dabei acht verschiedene Haushaltstypen, die sich nach Einkommensniveau und Haushaltszusammensetzung unterscheiden. Für einen alleinstehenden Arbeitnehmer, der den Durchschnittslohn verdient, reichte die Steuer- und Abgabenbelastung im Jahr 2022 von 53 Prozent in Belgien bis 0 Prozent in Kolumbien und lag im OECD-Durchschnitt bei 34,6 Prozent. Deutschland und Österreich finden sich dabei zusammen mit Frankreich und Italien ebenfalls in den Top 5 der Liste.
„Eine Erhöhung der Zinssätze ist die falsche Lösung. Sie trifft die arbeitenden Menschen und Familien nur noch härter. Viele Familien haben Kredite für Dinge wie ein Auto, und jetzt sehen wir sogar, dass Familien Stromrechnungen und andere Rechnungen über ihre Kreditkarten abrechnen müssen. Wenn wir dann auch noch die Zinsen erhöhen, verschleiern wir eine schwierige Situation, die absolut nicht zu bewältigen ist“, so Esther Lynch, stellvertretende Generalsekretärin des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB).
Die Erhöhung der Zinssätze durch die Europäische Zentralbank verschlimmert die Situation nur noch weiter und trifft arbeitende Menschen und Familien noch härter. Die fehlgeleitete Steuerpolitik macht die schwierige Situation noch schwerer bewältigbar. Im vergangenen Jahr stiegen die Preise für Wohnungen, Versorgungsleistungen, Verkehr und Lebensmittel drei- bis viermal so stark wie die Löhne. Die Gesamtinflation in der EU betrug 9,2 Prozent, während der durchschnittliche Lohnanstieg nur 4,4 Prozent betrug. Für die Politiker, deren ohnehin schon hohen Bezüge der Inflation angepasst werden, sieht dies selbstverständlich anders aus.