Niedergang des „Wertewestens“ schreitet voran: BRICS überholt G7

Symbolbild: freepik / rudall30

Die G7-Staaten spielen sich gerne als globale Herren auf, doch das Blatt wendet sich zumindest auf wirtschaftlicher Ebene zusehends. Denn die BRICS-Gruppe spielt eine immer wichtigere Rolle. Der US-geführte Wertewesten befindet sich im Niedergang. Damit jedoch entwickelt sich eine neue, multipolare Weltordnung, die große geopolitische Veränderungen mit sich bringen wird. Sind wir bereit dafür?

Noch zur Jahrtausendwende hatten die G7-Staaten (Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten) in Bezug auf die kaufkraftbereinigte Wirtschaftsleistung global betrachtet einen Anteil von beinahe 45 Prozent. Die BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) kratzten damals noch nicht einmal an der 20-Prozent-Marke. Heute, ein knappes Vierteljahrhundert später, haben die fünf BRICS-Länder (31,5 Prozent des globalen BIP, kaufkraftbereinigt) die sieben „großen“ Industriestaaten des Wertewestens (30,7 Prozent) bereits überholt (2022 lagen sie mit 30,4 zu 31,6 Prozent noch ganz knapp dahinter). Und die Schere öffnet sich immer weiter. Bis 2030 könnte der Anteil der BRICS auf über ein Drittel wachsen, während der G7-Anteil sich in Richtung ein Viertel bewegt.

Global betrachtet sehen wir also eine Verschiebung auf wirtschaftlicher Ebene – weg vom „Westen“, hin zum „Osten“ und „Süden“. Die zunehmende Wichtigkeit der BRICS-Länder in wirtschaftlicher Hinsicht macht sich auch im Bestreben vieler Länder deutlich, diesem Block in Form einer „BRICS+“ beizutreten. So sehr der US-geführte Westen derzeit noch eine wichtige Rolle im globalen Handel spielen mag – die wirtschaftliche Zukunftsmusik wird in anderen Teilen der Welt gespielt. Und dieser Teil der Welt will nicht unter der ständigen Bedrohung durch westliche Sanktionen leben, nur weil sich viele Länder nicht den Regeln des US-geführten Wertewestens unterwerfen wollen. Dies zeigt sich auch in der weit verbreiteten Ignoranz außerhalb der „westlichen Welt“ hinsichtlich der von Washington, Brüssel und London verhängten Sanktionen gegen Russland.

BRICS+ gewinnt an Bedeutung

Die Welt verändert sich und die westlichen Dinosaurier wollen sich nicht anpassen. Auch wenn niemand in die Zukunft blicken kann, zeigen sich doch gewisse Tendenzen, die für die westlichen Industriestaaten nicht unbedingt vorteilhaft sind. Denn die BRICS-Staaten arbeiten an einer neuen rohstoffbasierten Gemeinschaftswährung, die dem US-Dollar und dem Euro im internationalen Handel durchaus Konkurrenz machen kann. Die G7-Gruppe, die sich selbst gerne als „internationale Gemeinschaft“ bezeichnet, lebt diesbezüglich in einer Filterblase. In den Hauptstädten der G7-Nationen glaubt man, dass man die Regeln aufstellen kann, nach denen sich die Welt richten soll – oder bei Nichtbeachtung bestraft wird (während man selbst immer wieder ungestraft gegen die eigenen Regeln verstößt). Doch außerhalb dieser Filterblase, die faktisch den ganzen Wertewesten von der globalen Realität „schützt“, hat man dies erkannt. Die Selbstbeweihräucherungen und Forderungen bei den G7-Gipfeln interessiert außerhalb dieser Filterblase kaum jemanden. Doch die BRICS werden immer interessanter.

Ja, die BRICS-Gemeinschaft gewinnt an Popularität. Ganze 19 Länder des „globalen Südens“ haben bereits ihre Bereitschaft zum Beitritt zu einer „BRICS+“ erklärt. Darunter Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Iran, Ägypten, Indonesien und Argentinien. Also nicht nur Länder mit unfreundlichen Beziehungen zu Washington. Und gerade das scheint an den G7-Staaten irgendwie komplett vorbei zu gehen, weil man sich für „unverzichtbar“ hält. Dabei etablieren diese Länder gerade auch parallele Finanznetzwerke zum SWIFT-System. Die Bemühungen der ASEAN-Länder diesbezüglich sprechen hierbei für sich, denn diese sind (noch) nicht Teil der BRICS+.

Die Welt in 50 Jahren wird eine komplett andere sein. So wie die heutige Welt sich von jener vor 50 Jahren deutlich unterscheidet. Ein halbes Jahrhundert ist kein durchschnittliches Menschenleben lang, dennoch gibt es in einer solchen Zeitspanne immer wieder – wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch – enorme Umwälzungen. Nichts ist in Stein gemeißelt, schon gar nicht die aktuelle geopolitische Vorherrschaft des US-geführten Wertewestens. Doch es scheint, als ob die Europäer (noch) nicht bereit dafür sind.

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