Eine neue umfangreiche Studie stellt fest, dass die Auswertung bestimmter Blutproteine bei 52 von 67 Krankheiten genauer ist als die üblichen klinischen Tests. Dies ermöglicht neue Vorsorgebemühungen auf ein Jahrzehnt hinaus: Wer weiß, für welche Krankheiten er prädisponiert ist, kann entsprechende Präventionsmaßnahmen ergreifen und seinen Lebensstil anpassen. Viele Erkrankungen könnten dadurch verzögert oder womöglich gar verhindert werden.
Viele Krankheiten zeichnen sich schon lange vor dem tatsächlichen Ausbruch ab. Allerdings sind die üblichen klinischen Tests für Vorsorgeuntersuchungen nicht so genau, wie sie es eigentlich sein sollten. Nun machen Blutprotein-Tests womöglich genauere längerfristige Risikoprognosen möglich, wie die bei „Nature Medicine“ veröffentlichte Studie „Proteomic signatures improve risk prediction for common and rare diseases“ aufzeigt.
Die Forscher untersuchten dabei Blutproben von fast 42.000 Individuen aus der „UK Biobank Pharma Protenomics Project“-Studie und haben dabei rund 3.000 Plasmaproteine mit medizinischen Informationen integriert, wie sie in ihrer Zusammenfassung erklären. Damit wollten sie Vorhersagemodelle für das 10-Jahres-Inzidenzrisiko von 218 häufigen und seltenen Krankheiten entwickeln. Die Verwendung sogenannter „sparsamer Proteinmodelle“ mit der Auswertung von 5 bis 20 Proteinen erwies sich dabei für 67 unterschiedliche Krankheiten als besser als die Leistung klassischer klinischer Tests, so die Forscher.
Für 52 Krankheiten, darunter Multiples Myelom, Non-Hodgkin-Lymphom, Motoneuronerkrankung, Lungenfibrose, CPD, Demenz, Leberzirrhose, Prostatakrebs und dilatative Kardiomyopathie, zeigte sich mit dieser Methode sogar ein genaueres Bild als bei Modellen, die mit grundlegenden Informationen und klinischen Testdaten entwickelt wurden.
Die rund 42.000 Personen der Studie wurden 10 Jahre lang über ihre elektronischen Gesundheitsakten verfolgt, um festzustellen, welche Krankheiten sie entwickeln würden. Bei denjenigen, die schließlich verschiedene Krankheiten entwickelten, bestimmten die Forscher durch die Untersuchung der Proteinniveaus, die sie vor 10 Jahren hatten, Proteinsignaturen für über 60 Krankheiten.
Die Forscher entwickelten ein klinisches Modell zur Vorhersage des Risikos für verschiedene Krankheiten, das Informationen wie Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index sowie andere Faktoren umfasste. Zusätzlich zu diesem Modell fügten sie die Proteinsignatur, Krankheits-Biomarker oder genetische Risikoscores hinzu, um drei weitere Modelle zu erstellen und die Ergebnisse zu vergleichen.
Mit den Forschungsdaten könnten sich neue Tests für Vorsorgeuntersuchungen entwickeln lassen, von denen hunderte Millionen Menschen profitieren könnten. Eine Früherkennung für viele Krankheiten ermöglicht nämlich auch eine gezieltere Vorgehensweise und Präventionsmaßnahmen.