Angeblich soll die neue sogenannte Oper mit dem Titel „Sancta“ weibliche Sexualität im Kontext christlicher Religion hinterfragen. Man stelle sich einmal vor, man hätte den Islam dahergenommen – und würde nackte Frauen in religiöser Kluft auf der Bühne präsentieren, denen dann noch live Karabiner in den Rücken gebohrt werden. Nacktheit, Sex, Gewalt, bis Blut fließt und – natürlich – Blasphemie: Das ist sie, die neue „feministische“ und „queere“ „Kunst“. Was Linksgrüne mutig finden, ist im Kern schlichtweg feige.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Kunst stand einst für eine gewisse Wertigkeit. Im progressiven Österreich und Deutschland reicht es, Ekel hervorzurufen und das mit bestimmten Narrativen zu rechtfertigen, um vom Mainstream gefeiert zu werden. So lobt etwa der Stern die österreichische Künstlerin Florentina Holzinger, die die neue Ekel-Oper zu verantworten hat:
Sie befreit die Gretchens und Ophelias der Theatergeschichte aus ihren passiven Rollen, holt die Musen, Nymphen und Nixen aus ihrer Funktion, bloß zu locken und zu gefallen. Sie ist die heroische Rächerin aller Liebchen und Beliebigen. Ihre Mittel, den weiblichen Körper von aller zugewiesenen und oktroyierten Anmut zu befreien, sind zuweilen drastisch und brutal.
Man ahnt es bereits: Ganz „queer“ und „feministisch“ soll ihre Kunst sein. So sieht der Befreiungsschlag gegen die angebliche christliche Unterdrückung dann aus:
Bei der Staatsoper Stuttgart gibt man folgende „Triggerwarnung“:
Diese Aufführung zeigt explizite sexuelle Handlungen sowie Darstellungen und Beschreibungen von (sexueller) Gewalt. Zudem sind echtes Blut sowie Kunstblut, Piercingvorgänge und das Zufügen einer Wunde zu sehen. In der Vorstellung werden Stroboskopeffekte, Lautstärke und Weihrauch eingesetzt.
Unter anderem sollen zwei Frauen auf der Bühne live Karabiner in den Rücken gebohrt werden, an denen sie später in die Höhe gezogen werden. Wie „Engel“ sollen sie dann über die Bühne schwingen. Ist das nicht überzeugend? Was klingt wie ein absurdes Remake von „SAW 3D“ soll die Frau also aus einer angeblich aufoktroyierten Rolle (die der „Anmutigen“, welch schreckliche Zuschreibung!) befreien. Man zeigt daher Frauen als schmutzige Sexobjekte, denen genussvoll Schmerzen zugefügt werden – und bespielt die Fetische derer, die man angeblich kritisiert. Das passt zur heutigen westlichen Welt, in der allein schon ständige Gruppenvergewaltigungen für wachsende Zahlen von zerstörten weiblichen Körpern und Seelen sorgen. Positiv ist daran nichts. Und die christliche Religion ist hier ganz gewiss nicht das Problem.
Die ersten beiden Aufführungen von „Sancta“ in Stuttgart führten Medienberichten zufolge zu drei Notarzteinsätzen. Bei 18 Operngängern soll es zu Übelkeit oder gar Kreislaufzusammenbrüchen gekommen sein. Man könnte freilich einen Marketinggag wittern, denn in unserer abgestumpft-verdummten Gesellschaft ist Ekel-Trash eben „geil“ und ein Besuch einer Torture-Porn-Oper könnte glatt zum brandheißen Trend für reihenweise neue TikTok-„Reaction Videos“ werden. „Schaut her, ich habe ‚Sancta‘ gesehen und nicht gekotzt!“
„Toleranz und Liebe“: Linksgrüne sind begeistert
Der Gipfel der Absurdität ist allerdings die Doppelmoral der linksgrünen Sittenwächter. Sie verfallen zwar in Schnappatmung, wenn „alte, weiße Männer“, gegen die falsche Anschuldigungen erhoben wurden, mit ihrer Band und einer albernen Peniskanone auf der Bühne auftreten. Aber obszöne Blasphemie und Gewaltverherrlichung bei „Sancta“ beklatschen sie, als feiere hier eine neue Religion ihre Geburtsstunde. Im Stück werde „jegliche Scham und Schuld, mit der das Christentum den Frauenkörper seit Jahrhunderten bestraft hat“, abgelegt. Das funktioniert beispielsweise, indem nackte Frauenkörper von der Decke baumeln – oder gekreuzigt und blutig an der Wand hängen. Über „verbotenes Begehren“ im Christentum beklagt man sich. Vergewaltiger sind begeistert: Dieser Oper zufolge wollen Frauen also doch nur Sex! Der SWR feiert:
Und das kann auf diese Weise vielleicht nur Florentina Holzinger: in der Kunst einen Raum erschaffen, in dem für eine kurze Zeit das alles möglich scheint, Akzeptanz, Toleranz und Liebe. Der Glaube macht’s möglich. In Stuttgart gibt es dafür Jubel ohne Ende.
Das täglich neue Aushandeln von Gewalt und Missbrauch
Komisch, dass etlichen Zuschauern schlecht wurde, berichtet man nicht. Das ist Werbung für ein anderes Publikum, so scheint es. Der Jesus in der Oper ist übrigens weiblich und „viel relaxter und much more fun als das männliche Leidensbild“, so der SWR. Die Bibel ist für einfache linke Gemüter eben schlichtweg zu anstrengend. An anderer Stelle berichtet der SWR:
Der baden-württembergische Kunststaatssekretär Arne Braun (Grüne), der die Premiere selbst besucht hatte, kommt bei der Beurteilung von „Sancta“ zu einem anderen Ergebnis: „Diese Fragen nach Spiritualität, Glaube, Gemeinschaft und Rolle der Geschlechter müssen verhandelt werden, immer wieder aufs Neue, auch auf der Bühne“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist die Idee hinter der Freiheit von Kunst. Und wer sich das nicht anschauen will, bleibt bitte weg.“
An der Kunstfreiheit möchte freilich niemand rütteln. Jeder darf das Stück feiern, jeder darf es aber auch verachten. Jedoch möge sich bitte jeder diese Frage stellen: Was hätte ein Grüner gesagt, wenn man hier den Islam attackiert hätte? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich über Diskriminierung und Rassismus und überhaupt Rechtsextremismus empört hätte? 50, 100, 200 Prozent?
Das böse, böse Christentum als Inbegriff von patriarchaler Unterdrückung: Dieses Getue ist ein bisschen so, wie wenn Schulhof-Rowdys den artigen Streberjungen zum Mobbing- und Folteropfer erheben, weil sie ganz genau wissen, dass der kleine Kerl sich nicht wehrt. Mancher würde das feige nennen. Mit Spannung warten wir daher auf die erste Oper, die wirklich mutig ist und die Unterdrückung der Frau in islamischen Kulturen anprangert. Vielleicht wagt man es gar, die Frau nicht als ewig geschundenes Opfer darzustellen, das endlos missbraucht werden darf, sondern schockiert das Publikum mit einer Rollenumkehr. Möglich ist leider, dass es auch dann zu Notarzteinsätzen kommt… Wenn die Security nicht ausreichend besetzt war.
Übrigens: Den Ausdruck stetig notwendiger „Verhandlungen“ kennen die Deutschen. Die Flüchtlingsbeauftragte Aydan Özoguz (SPD) legte 2015 einen Plan zur Integration von Asylbewerbern vor. Die Welt berichtete:
Özoguz’ Ausführungen enden mit einer klaren Botschaft: „Wir stehen vor einem fundamentalen Wandel. Unsere Gesellschaft wird weiter vielfältiger werden, das wird auch anstrengend, mitunter schmerzhaft sein.“ Das Zusammenleben müsse täglich neu ausgehandelt werden. Eine Einwanderungsgesellschaft zu sein heiße, „dass sich nicht nur die Menschen, die zu uns kommen, integrieren müssen“.
Ist (sexuelle) Gewalt auch verhandelbar?