Es war eine Nacht der explodierenden Himmel über Kiew. Während die meisten Ukrainer noch schliefen, entfesselte Moskau am Freitag seine bisher massivste Vergeltungsaktion des Jahres. Der Grund? Die Ukraine hatte Russland einmal mehr mit amerikanischen Raketen angegriffen. Russland hatte immer wieder vor solchen Angriffen gewarnt. Eine harte Reaktion ist aus russischer Sicht wohl auch notwendig, um einen Gesichtsverlust zu vermeiden.
93 Raketen und knapp 200 Drohnen – das ist selbst für russische Verhältnisse eine beeindruckende Bilanz der Zerstörung. Putins Militärstrategen hatten diesmal vor allem die energetische Lebensader der Ukraine im Visier. Die Botschaft war unmissverständlich: Wer uns mit westlichen Waffen attackiert, muss mit einem brutalen Gegenschlag rechnen.
Präsident Selenskyj, der die nächtliche Attacke von seinem Bürobunker aus verfolgte, sprach von einem “massiven Versuch, Millionen Menschen zu terrorisieren”. Die ukrainische Luftabwehr, unterstützt von westlichen F-16-Kampfjets, konnte nach eigenen Angaben 81 der anfliegenden Geschosse neutralisieren. Ein beachtlicher Erfolg, der aber den massiven Schaden an der kritischen Infrastruktur nicht verhindern konnte.
Der staatliche Energieversorger Ukrenergo meldete düstere Zahlen: Bis zu 50 Prozent der Haushalte könnten von Stromausfällen betroffen sein. Eine bittere Pille für die Zivilbevölkerung, die sich gerade erst von den Blackouts des vergangenen Winters erholt hatte. Moskau feierte seinen “Präzisionsschlag” erwartungsgemäß als vollen Erfolg. Das Verteidigungsministerium verkündete stolz über Telegram, man habe “alle anvisierten Ziele getroffen”.
Die Eskalationsspirale dreht sich weiter
Interessant ist der Zeitpunkt des Angriffs: Erst vor wenigen Tagen hatte die Ukraine sechs ATACMS-Raketen auf einen russischen Militärflugplatz abgefeuert – eine rote Linie für den Kreml. Die Eskalationsspirale dreht sich weiter, und Donald Trump, der designierte US-Präsident, zeigt sich wenig erfreut. In einem Interview mit dem Time Magazine kritisierte er die Biden-Administration scharf für die Lieferung der Langstreckenwaffen: “Wir eskalieren diesen Krieg nur und machen ihn schlimmer.” Dies hätte “nicht erlaubt werden dürfen”, betonte er.
Die Realität zeigt: Der Ukraine-Krieg ist ein gefährlicher Stellvertreterkonflikt zwischen Ost und West. Während in Washington und Moskau die Säbel rasseln, sitzt die ukrainische Bevölkerung buchstäblich im Dunkeln. Eine Lösung? Nicht in Sicht. Aber eines ist klar: Diese Nacht wird nicht die letzte gewesen sein, in der der ukrainische Himmel in Flammen stand.
Angriffe auf die Stromversorgung sind Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen
Ein gezielter militärischer Angriff auf zivile Infrastruktur stellt in den meisten Fällen eine Verletzung des humanitären Völkerrechts dar und kann als Menschenrechtsverletzung gewertet werden. Die Genfer Konventionen und das humanitäre Völkerrecht verpflichten Konfliktparteien, zwischen militärischen Zielen und zivilen Objekten zu unterscheiden. Angriffe, die gezielt Krankenhäuser, Schulen oder Versorgungsnetze treffen, verstoßen gegen den Grundsatz der Unterscheidung und Verhältnismäßigkeit.
Zivile Infrastruktur ist durch das Völkerrecht besonders geschützt, da ihre Zerstörung schwerwiegende Auswirkungen auf die Bevölkerung hat. Das Recht auf Energie, Wasser, Nahrung, Gesundheit und Wohnen wird durch Angriffe auf Versorgungsstrukturen massiv beeinträchtigt. Selbst wenn zivile Gebäude für militärische Zwecke genutzt werden, gelten strikte Vorgaben zur Verhältnismäßigkeit, um unnötige Schäden zu vermeiden. Ein Missachten dieser Regeln untergräbt die Prinzipien des internationalen Rechts und gefährdet die Sicherheit und Würde von Zivilisten in Konfliktgebieten erheblich.