Am Morgen des 18. Novembers 2024 verstummte das strategisch wichtige Unterseekabel C-Lion1, die digitale Hauptschlagader zwischen Finnland und Deutschland. War es nur ein „technischer Defekt“, oder doch Sabotage?
Die finnische Netzwerkfirma Cinia, Betreiberin des 2016 verlegten Hochleistungskabels, gibt sich wortkarg. In einer knappen Mitteilung heißt es lediglich, dass die Reparaturarbeiten zwischen 5 und 15 Tagen in Anspruch nehmen könnten. Das 144 Terabit pro Sekunde starke Datenkabel verbindet – oder besser gesagt verband – die Rechenzentren Nordeuropas mit Zentraleuropa.
Einem Unternehmenssprecher zufolge sei Fremdeinwirkung nicht unwahrscheinlich, man geht aber bislang davon aus, dass „C-Lion1“ durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz durchtrennt wurde. Informationen über vorsätzliche Sabotage liegen demnach aktuell nicht vor.
Nach den Nord Stream-Attentaten dürfte es freilich manchem schwerfallen, an Unfälle zu glauben. In den sozialen Netzen versuchen bereits Laien und Hobbyexperten, verdächtige Schiffe, die sich zum geschätzten Tatzeitpunkt in der Nähe befanden, auszumachen. Man hatte unter anderem bereits ein russisches, ein chinesisches und ein britisches Schiff im Visier. Passenderweise hatten das Auswärtige Amt und das finnische Außenministerium bereits konstatiert: „Die Tatsache, dass ein solcher Vorfall sofort den Verdacht auf vorsätzliche Beschädigung aufkommen lässt, spricht Bände über die Unbeständigkeit unserer Zeit.“
Finnlands digitale Infrastruktur ist zwar durch redundante Systeme geschützt, dennoch zeigt der Vorfall einmal mehr die Verwundbarkeit unserer vernetzten Welt. Während ein Reparaturschiff sich auf den Weg macht, bleibt die bange Frage: War es wirklich nur ein technischer Defekt oder Unfall? Oder erleben wir gerade einen weiteren Akt in einem größeren geopolitischen Drama?