Der Westen feiert den Sturz von Präsident Assad und die Machtübernahme der HTS-Islamisten in Damaskus. Doch in der syrischen Hauptstadt zelebrieren diese ihren “moderaten Dschihad” mit öffentlichen Hinrichtungen – und mit der Implementierung der Scharia. Eine Diktatur löst die andere ab. Kommen die Syrer nun vom Regen in die Traufe?
Es klingt wie ein schlechter Scherz aus der Feder eines zynischen Satirikers: Die BBC preist den “moderaten Dschihad” in Syrien, während sich Tausende “aufgeregt” zu öffentlichen Hinrichtungen versammeln. Willkommen in der bizarren Realität des “neuen” Syriens unter Abu Mohammed al-Jolani.
Der einstige ISIS- und Al-Qaida-Verbündete, der sich heute im Business-Casual-Look präsentiert und von “Diversity” schwärmt wie ein Silicon-Valley-CEO, führt sein ganz eigenes Verständnis von Modernität vor. Sein “moderater Dschihad” entpuppt sich als Wolf im Schafspelz – oder besser gesagt: als Henker im Anzug.
Die westlichen Medien, allen voran die BBC, überschlagen sich förmlich darin, al-Jolani und seine HTS-Milizen als aufgeklärte Reformer darzustellen. Dass der Mann, der durch die Anschläge vom 11. September radikalisiert wurde und amerikanische Truppen im Irak mit Sprengfallen attackierte, nun zum Posterboy des “gemäßigten Islam” stilisiert wird, ist an Absurdität kaum zu überbieten.
BBC-Korrespondent Jeremy Bowen berichtete enthusiastisch von einer Massenveranstaltung der besonderen Art: Tausende Schaulustige drängten sich um den besten Platz bei der öffentlichen Erhängung eines mutmaßlichen Assad-Geheimdienstlers. Die Menge sei von “echter Vorfreude und Erwartung” erfüllt gewesen, so Bowen, als handle es sich um die Premiere eines Blockbusters und nicht um eine extralegale Hinrichtung.
Zu den weiteren Errungenschaften des “moderaten Dschihad” gehört die Schändung und Zerstörung des Familiengrabs von Hafez al-Assad. Die Grabstätte, in der auch seine Frau und sein ältester Sohn ruhten, wurde niedergebrannt – vermutlich ein Akt “moderater” Pietätlosigkeit.
In den sozialen Medien kursieren derweil zahllose Videos von Erschießungen und Folterungen (z.B. wurde jemand hinter einem Auto auf der Straße hergeschleift) vermeintlicher Assad-Anhänger durch die “moderaten” Rebellen. Man mag sich kaum ausmalen, wie ein “radikaler Dschihad” aussähe, wenn dies die moderate Variante sein soll.
Die westlichen Medien scheinen in ihrer verzweifelten Suche nach “gemäßigten” Kräften in Syrien bereit, selbst offensichtliche Gewaltexzesse als Ausdruck von Reformwillen zu verklären. Es ist eine gefährliche Realitätsverzerrung, die die Opfer dieser “moderaten” Gewalt verhöhnt.