Kein anderes Land weist einen so hohen Softdrink-Konsum auf wie Mexiko. Das ist mit ein Grund dafür, warum die Fettleibigkeit dort in die Höhe schießt und immer mehr Kinder und Jugendliche an Diabetes erkranken. Die Regierung versucht nun immer stärker dagegen vorzugehen. Unter anderem mit Warnlabels und Verkaufsverboten von Junk Food an Schulen.
Die mexikanische Regierung hat ein ambitioniertes Programm namens „Vida Saludable“ (Gesundes Leben) ins Leben gerufen. Angesichts dessen, dass das Land seit Jahren mit einer dramatischen Zunahme von Fettleibigkeit und Diabetes bei Kindern kämpft, sieht sich die Staatsführung gezwungen, in Sachen Ernährung härter durchzugreifen. Die Zahlen sind alarmierend: 5,7 Millionen mexikanische Kinder zwischen 5 und 11 Jahren sowie 10,4 Millionen Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren sind übergewichtig oder adipös. Das neue Programm, das ab März 2025 verpflichtend wird, sieht ein komplettes Verbot von stark verarbeiteten Lebensmitteln und zuckerhaltigen Getränken an Schulen vor. Schulkioske, die dagegen verstoßen, müssen mit empfindlichen Strafen rechnen.
So ambitioniert das Programm auch ist, so schwierig dürfte sich die Umsetzung erweisen. Nur vier Prozent der mexikanischen Schulen haben demnach einen Trinkwasserbrunnen und es gibt nicht genügend Personal, um die Durchsetzung dieser Politik auch zu gewährleisten. Hinzu kommen Straßenhändler vor den Schulen, die weiterhin solche ungesunde Nahrung und Softdrinks an die Schüler verkaufen können.
Die Wurzeln der mexikanischen Ernährungskrise reichen bis in die frühen 1990er Jahre zurück, als das Land dem nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA beitrat. Die Folge war eine Überflutung des Marktes mit hochverarbeiteten Lebensmitteln aus den Vereinigten Staaten. Traditionelle, gesündere Grundnahrungsmittel wie Maistortillas und Bohnen wichen zunehmend Hotdogs und Chicken Nuggets. Besonders dramatisch zeigt sich die Entwicklung beim Konsum von Softdrinks: Mit durchschnittlich 163 Litern pro Person und Jahr führt Mexiko die weltweite Statistik an – 40 Prozent mehr als die USA. Im Bundesstaat Chiapas, dem ärmsten des Landes, liegt der Konsum sogar 32-mal über dem globalen Durchschnitt.
Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass die bereits 2020 eingeführte strenge Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel Wirkung zeigt. Auf Coladosen prangen beispielsweise nun in großen Lettern Warnungen davor, dass die Getränke zu viel Zucker und Kalorien enthalten. Dies führt wohl mittlerweile auch dazu, dass der Konsum solcher Nahrungsmittel und Getränke langsam aber sicher abnimmt. Große Lebensmittelkonzerne wie das mexikanische Unternehmen Bimbo, aber auch Nestlé und Kellogg’s haben begonnen, ihre Rezepturen anzupassen.
Die Lebensmittelindustrie läuft seit Jahren Sturm gegen die verschärften Regelungen, weil diese die Umsätze und Gewinne der Konzerne bedrohen. Mehr als 100 Klagen wurden eingereicht, doch der Oberste Gerichtshof bestätigte die Verfassungsmäßigkeit der Maßnahmen. Mit dem neuen Schulprogramm geht Mexiko nun noch einen Schritt weiter im Kampf gegen die gesundheitlichen Folgen falscher Ernährung, die das Land jährlich Milliarden kosten.