Das oftmals verschriebene Grippe-Medikament Tamiflu ist laut einer neuen Studie offensichtlich nicht so wirksam, wie es sein sollte. Es verhindert offensichtlich kaum schwere Komplikationen und Hospitalisierungen. Inzwischen sind schon Gerichtsfälle in den Vereinigten Staaten wegen „falscher Behauptungen“ zur Wirksamkeit anhängig.
Bestimmte Medikamente werden gerne medial gehyped und auch vorrangig von Ärzten verschrieben. Dies trifft auch auf das Grippemedikament Tamiflu zu, welches vom Pharmagiganten Hoffmann-La Roche Inc. produziert wird. Allerdings, so eine neue umfangreiche Metastudie, hat dieses „Medikament“ faktisch keine Auswirkung in Bezug auf die Verringerung von medizinischen Komplikationen und damit zusammenhängende Hospitalisierungen.
Keine oder geringe Wirkung
Dr. Emily McDonald und andere kanadische Forscher untersuchten dabei die Daten aus 15 randomisierten klinischen Studien. Darunter befanden sich auch acht Studien, die vom Arzneimittelhersteller selbst durchgeführt, aber nicht veröffentlicht wurden. Sie untersuchten, ob das Medikament Oseltamivir, auch bekannt als Tamiflu, bei ambulanten Patienten mit Grippe mit weniger Krankenhauseinweisungen verbunden war. Einige der Studien fielen zugunsten von Tamiflu aus, andere nicht. Viele zeigten nur eine geringe oder gar keine Wirkung. Insgesamt wurden in den Studien nur wenige Menschen ins Krankenhaus eingewiesen, auch Teilnehmer, die kein Tamiflu erhielten.
Zahlreiche Nebenwirkungen
Die Forscher untersuchten in ihrer Meta-Analyse auch das Auftreten von unerwünschten Ereignissen. Dabei stellten sie fest, dass bei Personen, die das angebliche „Medikament“ erhielten, deutlich mehr Fälle von Übelkeit, Erbrechen und Magen-Darm-Beschwerden auftraten, obwohl sie auch ein geringeres Risiko für Durchfall hatten. Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen sind als Nebenwirkungen auf dem Etikett des Medikaments aufgeführt.
Keine nennenswerten Vorteile
Im Großen und Ganzen kann man anhand der Studienergebnisse sagen, dass dieses „Medikament“ für den Großteil von Menschen, die an der Grippe erkranken, keine nennenswerten gesundheitlichen Vorteile mit sich bringt, dafür jedoch allerhand Nebenwirkungen im Schlepptau hat. Was jedoch schlimmer ist: Warum wurde ein solches „Medikament“ überhaupt zur Behandlung von Grippe zugelassen, wenn es faktisch nutzlos ist?
Klagen gegen Roche anhängig
Indessen gibt es gegen den Pharmakonzern bereits Klagen in den Vereinigten Staaten wegen angeblich falscher Angaben zum Nutzen von Tamiflu gegenüber dem US-Gesundheitsministerium. Das Ganze könnte das Unternehmen noch teuer zu stehen kommen. Allerdings ist es fraglich, ob die Strafzahlungen schlussendlich höher ausfallen als die Gewinne, die mit Tamiflu während der letzten mehr als 20 Jahre gemacht wurden…