Quer durch Frankreich gab es Massenproteste gegen die umstrittene Rentenreform, die von Präsident Macron im Alleingang durchgepeitscht wurde und die eine Erhöhung des Renteneintrittsalters festlegt. In Paris kam es dabei zu Krawallen und zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Die Polizei setzte dabei auch exzessive Gewalt ein.
Am Donnerstag fanden landesweit Proteste gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron statt, bei denen mehr als eine Million Demonstranten auf die Straße gingen. Die Proteste wurden von Zehntausenden von Arbeitnehmern unterstützt, die Schulen, öffentliche Verkehrsmittel und Ölraffinerien blockierten. Die französischen Behörden hatten große Schwierigkeiten, die Proteste zu kontrollieren, und es wurde von einigen Sicherheitsquellen als „Aufstand“ gegen die Regierung in Paris bezeichnet.
Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer, Blendgranaten und Schlagstöcke ein, um die Proteste aufzulösen. In den sozialen Medien wurden Videos von schwer gepanzerten Polizisten verbreitet, die auf unbewaffnete Demonstranten einschlugen. In Paris und Bordeaux wurden Barrikaden angezündet, und in letzterer Stadt wurde der Eingang des Rathauses in Brand gesetzt. Ein unabhängiges Medienunternehmen twitterte, dass es „Krieg in Paris“ gebe und warnte die Menschen auf sich aufzupassen.
Innenminister Garald Darmanin gab bekannt, dass fast 150 Polizisten und Gendarmen bei den Protesten verletzt wurden, nannte dies „absolut inakzeptabel“ und forderte eine harte Bestrafung der Angreifer. Darmanin sagte auch, dass 172 Personen festgenommen wurden, um sie zu den „Plünderungen und Brandstiftungen“ in Paris zu befragen, und dass 190 Brände in der französischen Hauptstadt gelegt wurden, von denen 50 um 22 Uhr Ortszeit noch brannten. Die „extreme Linke“ und die Anarchisten des „Schwarzen Blocks“ wurden von der Polizei für den größten Teil der Gewalt verantwortlich gemacht. Die Polizei schätzte, dass mehr als eine Million Demonstranten auf der Straße waren.
Die Proteste wurden durch die Ankündigung von Präsident Macron ausgelöst, das Renteneintrittsalter ab dem nächsten Jahr von 62 auf 64 Jahre anzuheben (wobei das effektive Renteneintrittsalter deutlich darüber liegt, da man entsprechend Arbeitsjahre sammeln muss, um die volle Rente zu erhalten). Macron betonte, dass diese Änderung notwendig sei, da das Rentensystem sonst in den nächsten Jahren bankrott gehen würde. Der Elysee-Palast hat die Änderung ohne Rücksprache mit den Gesetzgebern durchgesetzt, die sich seit Januar mit dem umstrittenen Vorschlag befasst haben. Die Demonstranten forderten daraufhin den Rücktritt Macrons.
In einem Fernsehauftritt sagte Macron, sein einziger Fehler sei, dass er es nicht geschafft habe, die Menschen von den Vorzügen der Entscheidung zu überzeugen, aber er werde nicht zurücktreten, auch wenn dies bedeute, dass er „Unpopularität in Kauf nehmen“ müsse. Er betonte, dass es zwar ein verfassungsmäßig geschütztes Recht auf Protest gebe, aber wenn die Unzufriedenen Gewalt anwenden, „dann ist das keine Demokratie mehr“.