Machtkampf in Assads Hochburg: Blutige Revolte erschüttert Syriens Küste

Symbolbild (C) R24/KI

In den Morgenstunden des 6. März brach in Westsyrien die schwerste Gewalt seit dem überraschenden Sturz des Assad-Regimes aus. Was als isolierte Angriffe begann, entwickelte sich rasch zu einem koordinierten Aufstand, der die fragile Machtbalance im kriegsgebeutelten Land erneut ins Wanken bringt. Die neue islamistische Führung sieht sich mit enormem Widerstand konfrontiert.

Die Küstenregion Syriens, traditionell Hochburg der alawitischen Minderheit und Heimat der Assad-Familie, steht nun im Zentrum eines blutigen Machtkampfs. Während in den vergangenen drei Monaten nur vereinzelte Widerstandsaktionen zu verzeichnen waren, zeugt die aktuelle Eskalation von einer neuen Qualität der Konfrontation. „Ein tatsächlicher Krieg ist ausgebrochen”, berichtete Al Quds Al Arabi über die Situation im ländlichen Jableh. Bewaffnete Militante, mutmaßlich Assad-Loyalisten, legten einen tödlichen Hinterhalt für Einheiten des Allgemeinen Sicherheitsdienstes (GSS). Die Bilanz: mindestens 15 getötete GSS-Mitglieder allein in diesem Angriff. Besonders perfide: Selbst ein Krankenwagen, der zur Evakuierung der Verwundeten entsandt wurde, geriet unter Beschuss.

Die Kämpfe konzentrierten sich auf strategisch wichtige Punkte entlang der M1-Autobahn zwischen Latakia und Tartus, nahe der Verwaltungsgrenze beider Gouvernements. In Beit Ana wurden fünf weitere GSS-Angehörige getötet. Gleichzeitig kam es zu Gefechten nahe der Marineakademie in Jableh und in Qardaha – symbolträchtig als Geburtsort von Hafez al-Assad, dem Begründer der Assad-Dynastie. Die Reaktion der neuen Machthaber ließ nicht lange auf sich warten. In Tartus, Homs und Latakia verhängten die Behörden eine nächtliche Ausgangssperre ab 22 Uhr. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden 28 Militante, die mit Assad-loyalen Gruppen in Verbindung stehen, in Gefechten mit GSS-Kräften in Latakia getötet.

Besonders brisant: Der GSS selbst erklärte, gegen Gruppen zu kämpfen, die mit dem ehemaligen Regime-Offizier Suhail al Hassan in Verbindung stehen – einer der prominentesten Militärführer unter Assad, bekannt für seine Brutalität und Effizienz bei der Niederschlagung von Aufständen. Die neue syrische Führung mobilisierte Truppen aus dem ganzen Land, um die Regierungskräfte an der Küste zu verstärken. Selbst aus Idlib, ehemals Hochburg der islamistischen Hayat Tahrir al-Sham, rollten Konvois nach Latakia, um die Regierungstruppen zu unterstützen. Doch der Widerstand ist zäh: Auf der Aleppo-Latakia-Autobahn gerieten Militärfahrzeuge in einen Hinterhalt, sieben Soldaten des Verteidigungsministeriums verloren ihr Leben.

Inmitten dieser Kämpfe verkündete eine Gruppe namens „Militärrat für die Befreiung Syriens” unter Führung von Brigadegeneral Ghayath Suleiman Dala ihre Gründung. In ihrer ersten Erklärung prangerte sie die „extremistischen Dschihadisten” an, die „mit Hilfe ausländischer Mächte” die Macht ergriffen hätten, und beklagte die Verschlechterung der Sicherheits-, Wirtschafts- und humanitären Lage „auf ein beispielloses Niveau in der Geschichte des Landes”.

Der Anführer Dala ist kein Unbekannter. Als ehemaliger Kommandeur der „Ghayth”-Kräfte innerhalb der 4. Panzerdivision – einer Eliteeinheit unter dem Kommando von Maher al Assad, dem Bruder des gestürzten Diktators – galt er als einer der prominentesten Loyalisten der iranischen Achse innerhalb des syrischen Regimes. Seine Operationen koordinierte er stets mit von Teheran unterstützten Milizen, darunter die libanesische Hisbollah. Auch die Drusen wollen sich der neuen Extremistenführung nicht beugen.

Laut Sicherheitsquellen, die mit Al Jazeera sprachen, ist Baschar al Assad über die Koordination zwischen verschiedenen bewaffneten Gruppen informiert, die von einem „ausländischen Staat” unterstützt werden. Der Militärrat unter Dala soll finanzielle Unterstützung von der Hisbollah und irakischen Milizen sowie logistische Hilfe von den kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) erhalten haben.

Die syrischen Regierungstruppen haben ihre Patrouillen entlang der irakisch-syrischen Grenze verstärkt, um zu verhindern, dass irakische Milizen Waffen schmuggeln. Ähnlich intensiviert wurden die Kontrollen an der libanesisch-syrischen Grenze, um Hisbollah-Zellen daran zu hindern, Aufständische zu bewaffnen oder zu unterstützen.

Für viele Analysten waren signifikante Angriffe durch Assad-Loyalisten nur eine Frage der Zeit. Die Alawiten, die unter Assad die Machtelite bildeten, fürchten Vergeltung und Marginalisierung unter der neuen islamistischen Regierung. Trotz Zusicherungen des Übergangspräsidenten Ahmed al-Shara, die Rechte aller Syrer zu schützen, wächst die Nervosität in der Gemeinschaft. Hinzu kommen zahlreiche Berichte, Fotos und Videos von Folter und Hinrichtungen durch die aktuelle “moderate Regierung”.

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