Kundgebung „Soldaten für Neutralität“: Systemjournalist fabuliert von rechtsextremen Bewaffneten

Hintergrund via freepik / wayhomestudio, Screenshot via Twitter

Die Kundgebung „Soldaten für Neutralität“ in Wien am 21. September sorgte bei so manchem Systemling für Unmut. Es dauerte nicht lang, bis der erste „Qualitätsjournalist“ auf Twitter von gefährlichen „sich rechts mobilisierenden“ Bewaffneten fabulierte. Seine Behauptungen halten jedoch – wie so oft – keinem Faktencheck stand…

Qualitätsjournalisten recherchieren vor Ort und die Ergebnisse „überzeugen“

Ein Gastkommentar von Andrea Drescher

In den letzten Jahren wurde mehr und mehr Menschen bewusst, wie die meisten Qualitätsmedien arbeiten. Bei der Kundgebung „Soldaten für Neutralität“ am 21.9.2022 in Wien am Platz der Menschenrechte, hat einer ihrer Vertreter wieder einmal deutlich gemacht, wie manipulativ agiert wird.

Direkt nach der Kundgebung verbreitete Michael Bonvalot dieses Foto:

Michael Bonvalot steht – lt. eigener Webseite – „für Journalismus mit Meinung und Haltung und schreibt als freier Journalist für verschiedene Medien. Er geht dorthin, wo die Dinge passieren.“ 

Eine Haltung mag er haben und vielleicht geht er auch dort hin, wo die Dinge passieren. Aber Aufgabe eines Journalisten sollte es sein, über das, was er sieht, dann auch zu berichten und nicht, seine eigene Meinung mithilfe manipulativer Bilder unter die Menschen bringen zu wollen.

Zu den Fakten

  1. Über das Programm kann sich jeder selbst auf der Webseite der Kundgebung informieren. www.soldaten-fuer-neutralitaet.at. Dort kann jeder – mit Recherche bzw. einfachem Leseverständnis – erfahren, dass es nicht angeblich um Neutralität geht, sondern ausschließlich dieses Thema behandelt wurde.
  2. Auf der Webseite kann man auch lesen: „Um der Neutralität Österreichs auch im Rahmen der Veranstaltung gerecht zu werden, sind keinerlei Parteifahnen oder Fahnen anderer Länder erwünscht. Auch Plakate mit Bezug auf andere wichtige Themen sind nicht erwünscht. Unsere Ordner werden angewiesen, darauf zu achten. Wir freuen uns über die Fahne Österreichs, weiße Fahnen bzw. die blauen Friedensfahnen. Wir bitten um Verständnis.“
  3. Bei der mit rund 250 Teilnehmern doch eher kleinen Kundgebung waren 15 Ordner im Einsatz, die während der gesamten Veranstaltung engmaschig darauf achteten, dass diese Regeln auch eingehalten wurden.
  4. Die Ordner händigten den Besuchern Zettel aus, auf denen die eingangs erwähnten Regeln zusammengefasst waren. Wer nicht bereit war, sich daran zu halten, wurde vom Platz verwiesen. Das kam genau einmal vor.
  5. Im Vorfeld war die Polizei darüber informiert und im Falle des Falles um Hilfe gebeten worden. Diese war aber im Zusammenhang mit dem Einhalten der Regeln nicht erforderlich.
  6. Das Verteilen von Flugblättern wurde unterbunden, auch wenn es sich um Aufrufe zum Thema „Mehr Demokratie“ handelte – ein verwandtes Thema. Flugblätter zum Thema „Russland – Ukraine“ wurden von einem der Ordner direkt eingezogen.
  7. Auf der Kundgebung war auch ein Verein von Polizisten für Grundrechte vertreten, die für mehr Demokratie und Grundrechte werben wollten. Sie rollten ihr Plakat – wenn auch unter verständlichem Protest – ein, als sie von Seiten der Ordner darauf angesprochen wurden.
  8. Der Träger des Schildes, mit dem der Qualitätsjournalist Bonvalot dokumentiert, dass „einschlägige rechte Verschwörungstheorien gezeigt wurden“, wurde vom einem der Ordner aufgefordert, dieses zu entfernen bzw. sonst den Platz zu verlassen. Der Kundgebungsteilnehmer kam dieser Aufforderung nach.

Alles das passt aber nicht zur Meinung des Journalisten Bonvalot, der daher das vermutlich einzige Bild für seine „Würdigung“ der Veranstaltung verwendete, das für eine entsprechende Meinungsmache – sprich Manipulation – geeignet war.

Dass dieses Schild ausgerechnet in einem Bereich auftauchte, wo die einschlägig bekannten Fotografen der „Antifa“ versammelt werden, mag ein Zufall sein. Meine Erfahrung aus zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen, bei der Provokateure und / oder Störer immer dort auftauchen, wo die Mainstream-Journalisten zu finden waren, spricht aber dagegen.

Abschließend – was dem sorgfältig recherchierenden Journalisten wohl entgangen ist – der Hinweis auf den INHALT dieses von ihm kritisierten Schildes: Der Träger des Schildes kritisiert die Kundgebung bereits in der Headline, weil aus seiner Sicht „wesentliche Themen übersehen“ werden.

Seine Aussage „Bewaffnete, die sich rechts mobilisieren“ ist in etwa genauso wahrheitsgemäß wie der Rest seines Postings. Wer sich selbst über diese „rechtsradikale Kundgebung“ informieren möchte: Der Live-Stream ist online unter https://www.youtube.com/watch?v=u-pqhukwC9c verfügbar und in den kommenden Tagen werden die Beiträge der Sprecher als einzelne Videos nach und nach online zur Verfügung gestellt.

Damit kann man sich in dieser Hinsicht selbst ein Bild über die Qualität der Arbeit von Qualitätsjournalisten wie Herrn Bonvalot machen. Denn dieses Beispiel hier – und das sei ausdrücklich erwähnt – ist nur einer von zahlreichen Fällen – wie „meinungsmachende“ Journalisten heute agieren.

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