Kreuzfahrtschiffe verpesten die Luft in den europäischen Hafenstädten mit Schwefeldioxid. Bei einem Verbrauch von 150 Tonnen Schweröl pro Tag ist das allerdings nicht verwunderlich. Doch die Politik setzt lieber auf den Kampf gegen die Verbrennungsmotoren bei den Autos.
Kreuzfahrten werden in der Regel mit Luxus und Freizeit in Verbindung gebracht, aber eine aktuelle Studie hat ergeben, dass sie auch für den Ausstoß von Unmengen an gesundheitsschädlichen Emissionen verantwortlich sind. Die Studie, die von der European Federation for Transport and Environment durchgeführt wurde, einer Gruppe, die sich für nachhaltigen Verkehr einsetzt, ergab, dass die 63 Kreuzfahrtschiffe der Carnival Corporation 43 Prozent mehr Schwefeloxide ausstoßen als die 291 Millionen Autos in Europa zusammen. Dort gerieten insbesondere die Dieselfahrzeuge ins Visier der Politik. Verbrennungsmotoren in Fahrzeugen sollen ab dem Jahr 2035 verboten werden.
Die Daten sind alarmierend, aber sie zeigen auch einen deutlichen Rückgang gegenüber den Vorjahren. In der Vergangenheit stießen die Schiffe der Carnival Corporation, die in europäischen Häfen anlegten, im Jahr 2017 zehnmal mehr Schwefeloxide aus als alle Autos in Europa. Dies hat sich jedoch aufgrund einer neuen Regelung geändert, die von der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) im Jahr 2020 eingeführt wurde. Mit dieser Vorschrift wurde der Grenzwert für den Schwefelgehalt von Schiffskraftstoffen von 3,5 Prozent auf nur noch 0,5 Prozent gesenkt, was zu dem Rückgang der Emissionen führte.
Obwohl die IMO-Verordnung die Schwefelemissionen einzelner Schiffe verringert hat, wurden keine wirksamen Maßnahmen ergriffen, um die wachsende Zahl von Kreuzfahrtschiffen in letzter Zeit zu begrenzen. Darüber hinaus ergab die Studie, dass Kreuzfahrtschiffe im Vergleich zu 2019 im Jahr 2022 mehr Zeit in europäischen Häfen verbrachten und mehr Treibstoff verbrauchten, was seit 2017 zu einem Anstieg der Schwefeloxidemissionen von Kreuzfahrtschiffen insgesamt um neun Prozent führte.
Fachleute sind besorgt über das Vorhandensein von Schwefeloxiden in der Luft, da sie sowohl der menschlichen Gesundheit als auch der Luftqualität schaden können. Diese schädlichen Stoffe können Atemwegserkrankungen wie Asthma verschlimmern und zur Entstehung von saurem Regen beitragen. Luftverschmutzung sei eine erhebliche Bedrohung für die globale Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jährlich etwa 4,2 Millionen Menschen aufgrund schlechter Luftqualität sterben. Auch Kreuzfahrtschiffe sind eine Quelle der Luftverschmutzung, denn ihre Motoren stoßen schädliche Abgase aus, die denen von Autoabgasen ähneln.
2017 wurde Princess, ein Kreuzfahrtunternehmen, das zu Carnival gehört, zu einer Geldstrafe in Höhe von 40 Millionen Dollar verurteilt, weil es absichtlich ölverschmutzte Abfälle in den Ozean geleitet und Beweise für dieses Vergehen verschwiegen hatte. Das Unternehmen wurde außerdem mit einer zusätzlichen Strafe in Höhe von 20 Millionen Dollar belegt, weil es gegen die Bewährungsauflagen verstoßen hatte. Die Ölverschmutzung durch die Schifffahrtsindustrie wird weithin als Hauptursache für die zunehmende Verschmutzung der Meere angesehen.
Im Vergleich zu anderen Schiffstypen sind Kreuzfahrtschiffe deutlich größer und verbrauchen eine größere Menge Schweröl, das als einer der umweltschädlichsten Kraftstoffe überhaupt gilt. Diese Art von Öl enthält einen hohen Anteil an Schwefel und Schwermetallen, die gefährlich sein können. Statistiken zufolge verbrauchen Kreuzfahrtschiffe in der Regel mindestens 150 Tonnen Schweröl pro Tag. Dieses Öl kann sich mit dem Meerwasser vermischen und verschiedene Meereslebewesen schädigen. Darüber hinaus kann durch Motorstörungen oder unzureichende Reparaturarbeiten Öl auslaufen und das Meer verseuchen.