Donald Trumps Chancen auf einen erneuten Einzug ins Weiße Haus stehen gut. Doch seine „America First“-Agenda wird – wenn man sie umsetzt – die Europäer zig Milliarden Euro kosten. Die wirtschaftliche und geopolitische Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten kommt laut Ökonomen dabei vor allem Deutschland und Italien teuer zu stehen.
Für das politische Washington war die Bündnispolitik immer schon ein Instrument zur Sicherung des eigenen globalen Einflusses. Kein anderes Land der Welt hat so viele Militärbasen rund um den Erdball und so viele Soldaten im Ausland stationiert wie die Vereinigten Staaten. Drei Weltregionen sind dabei besonders im Fokus: Europa (wegen Russland), der Nahe Osten (Erdöl und Handelsrouten) und Ostasien (wegen China). Dabei gilt stets das Motto, dass die Verbündeten gefälligst den US-Vorgaben (insbesondere in Bezug auf Sanktionen und andere „Strafmaßnahmen“ gegen unliebsame Staaten und Regierungen) Folge leisten, während man eigenen Unternehmen Ausnahmen gewährt, wenn dies im „nationalen Interesse“ liegt.
Doch bislang war diese Politik der Sicherung von Eigeninteressen dank einer ausgefeilten Marketingstrategie stets so gestaltet, dass sich die Alliierten nicht zu sehr übervorteilt sahen. Die NATO beispielsweise wird als „Sicherheitsschirm“ (gegen Russland und andere Staaten) dargestellt, obwohl die ganze Osterweiterung samt Regime Change in der Ukraine zu mehr Unsicherheit führte. Sogenannte Freihandelsabkommen wie TTIP wurden so designed, dass vor allem US-Großkonzerne davon profitieren. Es war Donald Trump, der mit seinem Slogan „Make America Great Again“ (MAGA) der US-Politik die Maske vom Gesicht riss. „America First“ heißt eben auch, dass alle anderen sich hinten anstellen müssen.
Dies wird auch angesichts seiner Pläne für seine zweite Amtszeit im Weißen Haus deutlich. Ökonomen rechnen mittlerweile damit, dass ein Trump-Wahlsieg der Eurozone einen finanziellen Schaden von rund 150 Milliarden Euro zufügen könnte. Dies entspricht in etwa einem Prozent der Wirtschaftsleistung der Staatengruppe. Deutschland, Italien und Finnland wären demnach am stärksten davon betroffen.
Grund dafür ist unter anderem die geplante Einführung eines generellen Zolltarifs von 10 Prozent auf alle Importe in die Vereinigten Staaten. Deutschland wäre davon stärker betroffen als jeder andere Staat der Eurozone, so die Ökonomen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass die Bundesrepublik der größte europäische Exporteur in die Vereinigten Staaten ist und im letzten Jahr Güter im Wert von knapp 158 Milliarden Euro über den Atlantik schipperte. Italien folgte mit etwas mehr als 67 Milliarden Euro auf dem zweiten Platz. Beide Länder erzielten auch einen deutlichen Handelsüberschuss mit den Vereinigten Staaten. Und Trump will die US-Handelsbilanz mit allen Mitteln wieder geraderücken.
Ein weiterer Kostenpunkt für die Europäer sind die Trump-Forderungen hinsichtlich des Zwei-Prozent-Ziels der NATO-Mitglieder. Einige Länder erfüllen diese Vorgaben noch nicht, so dass der Druck diesbezüglich ebenfalls steigen wird – was auch die Kosten erhöht. Ein anderer Punkt ist die Finanzierung der Ukraine. Der Republikaner will die ganzen Militär- und Finanzhilfen aussetzen, wofür dann die Europäer einspringen sollten. Wir sprechen hierbei von 40 Milliarden Euro jährlich, welche die Europäer dafür aufbringen müssten. Und das für einen Krieg, den Washington (es waren damals die Demokraten und insbesondere der damalige Vizepräsident Joe Biden und Victoria „Fuck the EU“ Nuland, die eine tragende Rolle spielten) und die Transatlantiker in Europa mit ihrer Unterstützung für den Maidan-Putsch 2014 erst in die Wege leiteten.
Europa hat sich mit seiner Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten in eine sehr kritische Lage gebracht. Donald Trump will die US-Wirtschaft wieder auf Kurs bringen, was für einen patriotischen Politiker auch völlig normal ist. Doch was gut für die Vereinigten Staaten ist, ist nicht zwangsläufig auch gut für die Europäer (oder andere US-Verbündete). Es zeigt sich damit auch, dass eine Diversifizierung bei den Handelspartnern unerlässlich ist und zu starke wirtschaftliche Abhängigkeiten vermieden werden sollten. Für Deutschland, welches ohnehin schon wegen der hohen Energiepreise und einer verfehlten „Klimapolitik“ Deindustrialisierungstendenzen aufweist, werden die zu erwartenden Maßnahmen Trumps jedenfalls ein weiterer herber Schlag.