Deutschland am Limit: In einem Konstanzer Stadtteil sprengen Wärme- und Mobilitätswende die elektrischen Leistungskapazitäten. Besonders grüne Bürger sind verschnupft, denn das Heizen per Wärmepumpe und das Laden von Elektroautos an der hauseigenen Wallbox sind nicht möglich – und das seit Langem. Der Grund ist absurd.
Der Südkurier hat einen Bericht verfasst, der deutscher nicht sein könnte: Man würde in der Radolfzeller Straße in Konstanz ja gern mit den bereits installierten (!) Wärmepumpen heizen und E-Autos fahren – aber es ist nicht genug Strom da.
Ein Pressesprecher der Konstanzer Stadtwerke erörtert: „Bedingt durch erhöhten Strombedarf durch die Wärme- und Mobilitätswende und insbesondere durch die Neubauten wurde die elektrische Leistungskapazität in der Radolfzeller Straße knapp.“ Der Südkurier lässt einen Anwohner zu Wort kommen, der das auch mit Verweis auf den in Konstanz ausgerufenen “Klimanotstand” unmöglich findet.
Recht hat er freilich: Die Neubauten in der Straße sind längst mit teuren Wärmepumpen ausgestattet, die Bewohner müssen aber nun schon in der zweiten Saison mit Gas heizen. Der Mann, der selbst in so einem Neubau wohnt, prangert gegenüber der Zeitung an, dass ihn das teurer käme. Auch reiche der Strom nicht für die Installation von Wallboxen in der Tiefgarage aus, der Traum vom E-Auto bleibt also unerfüllt. Das ist nicht nur für eine (einstige) Industrienation peinlich: Bedenkt man, dass die Elektrifizierung aller Lebensbereiche politisch erzwungen wird, ist das schlichtweg erbärmlich.
Mit den eigenen Waffen geschlagen: Bürokratie frisst deutschen Wahn
Der Grund für diesen Missstand ist, dass man seit mehr als einem Jahr nicht in der Lage war, einen passenden Ort für eine neue große Trafostation der Stadtwerke zu finden. „Unsere Herausforderung war, den passenden Standort für die Station zu finden. Wir haben uns vor über einem Jahr auf die Suche gemacht, doch zunächst wurde kein Ort zur Verfügung gestellt”, so der Sprecher der Stadtwerke.
Der interviewte Anwohner kann seit mehr als acht Monaten die fragliche Trafostation vor seinem Haus bewundern: Auf Holzbalken steht sie an der Straße, genau gegenüber von seinem Haus. In Betrieb ist sie nicht. Sie soll jetzt ein paar Meterchen in Richtung Westen transportiert werden und auf einem Grundstück, das einer privaten Eigner-Gemeinschaft gehört, endlich in Betrieb genommen werden. „Es waren mit ihr [Anmk: der Eigner-Gemeinschaft] Abstimmungen nötig, die nun abgeschlossen sind. Die Trafostation kann in Kürze aufgestellt werden“, freut man sich bei den Stadtwerken.
Das freut zwar auch den interviewten Anwohner, doch der zeigt sich zugleich einigermaßen fassungslos: „Die Stadt hat vor vier Jahren die Baugenehmigung für die Neubauten an der Radolfzeller Straße erteilt. Da standen die Wärmepumpen mit drin und der Bauherr hat Anspruch auf die nötige Stromzufuhr. Komisch, dass die Stadtwerke erst vor einem Jahr begonnen haben, einen Standort für die Trafostation zu suchen.“
Deutscher wird’s heute wohl nicht mehr. Zwar forciert man das Heizen und Fahren mit elektrischer Energie – doch dass dafür auch die entsprechenden Voraussetzungen und Kapazitäten geschaffen werden müssen, das weiß man wohl nicht. Und wenn’s dann irgendwann einmal auffällt, reißt die Bürokratie Löcher in die Pläne. Deutschland macht sich selbst zum Entwicklungsland. Die Bürger können einem leidtun.