Es ist wieder einer dieser Tage, an denen man sich fragt, ob man in einer Demokratie oder einer Klimadiktatur lebt. Der Mannheimer Energieversorger MVV hat verkündet, was man getrost als energiepolitischen Amoklauf bezeichnen kann: Bis 2035 wird das komplette Gasnetz stillgelegt. Punkt. Aus. Ende der Durchsage. Und das in einer CDU-geführten Stadt.
56.000 Haushalte – das sind wohlgemerkt 37 Prozent aller Gebäude im Stadtgebiet – werden damit vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Botschaft ist so simpel wie brutal: Schafft eure Gasheizungen ab, und zwar pronto. Was das kostet? Nicht unser Problem. Wo ihr das Geld hernehmt? Auch nicht unser Problem. Hauptsache, das Klima wird gerettet. MVV-Vorstandschef Georg Müller, der diese Transformation mit der Begeisterung eines Sektenführers verkündet, erklärt das Ganze mit dem üblichen Klimaschutz-Mantra. Man müsse „raus aus dem konventionellen Gas“, um die Klimaziele zu erreichen. Was er nicht erwähnt: Die „umfassenden Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten“, von denen so großzügig die Rede ist, sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Aber es kommt noch besser: Während man den Bürgern den teuren Umstieg auf Fernwärme oder Wärmepumpen aufzwingt, erhöht der Versorger auch noch munter die Preise. Gas wird um 8,5 Prozent teurer, Wasser um 6,6 Prozent. Die Begründung ist an Zynismus kaum zu überbieten: Je weniger Kunden das Gasnetz nutzen, desto höher werden die Kosten für die Verbliebenen. Eine perfekte Todesspirale.
Mannheim ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Stuttgart, München, Augsburg – überall dasselbe Bild. Die Kommunen überbieten sich geradezu darin, wer am schnellsten aus dem Gas aussteigt. Der Masterplan dafür stammt – wie könnte es anders sein – aus Robert Habecks grünem Transformationsministerium, das bereits im März verkündete, dass die 500.000 Kilometer Gasverteilernetz bald überflüssig sein werden. Was aus den Menschen wird, die sich keine neue Heizung leisten können? Die vielleicht gerade erst eine moderne Gasheizung eingebaut haben? Die in einem denkmalgeschützten Haus wohnen, wo eine Wärmepumpe technisch gar nicht machbar ist? Solche Fragen stören nur beim großen Werk der angeblichen Klimarettung.
Früher nannte man so etwas Planwirtschaft. Heute heißt es „Wärmewende“. Der einzige Unterschied: Die Planwirtschaft war wenigstens ehrlich in ihrer Ineffizienz. Die „Wärmewende“ hingegen kommt im schicken Gewand der Klimarettung daher – und ist dabei mindestens genauso rücksichtslos gegenüber den Bürgern. Willkommen in der schönen neuen Welt der Energiewende, wo der Zweck alle Mittel heiligt und der Bürger die Zeche zahlt. Man könnte auch sagen: Mannheim macht mobil – gegen seine eigenen Bürger.