Keine Unterstützung für Kamala Harris: Linke Leserschaft der Washington Post entsetzt

Jeff Bezos - Foto: Van Ha, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Washington Post unterstützt seit Jahrzehnten stets die Präsidentschaftskandidaten der Demokraten. Dieses Mal soll sie neutral bleiben: Das hat Jeff Bezos entschieden, der das Medium 2013 gekauft hat. Die Absage an Harris sorgt nun für eine Kündigungswelle bei Mitarbeitern und Abonnenten. Hat sich Bezos verkalkuliert, oder geht es hierbei einfach nur um politisches Kalkül?

Als traditionell linksliberale Zeitung hat sich die Washington Post seit dem Jahr 1960 stets für die Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei ausgesprochen. Bis heute. Die im Jahr 1877 gegründete Zeitung wurde im Jahr 2013 von Amazon-Gründer Jeff Bezos gekauft. Dieser wollte sich nicht in die Blattlinie einmischen, sondern sie lassen, wie sie war. Doch offensichtlich hat sich dies jetzt geändert.

Denn anstatt wie seit mehr als 80 Jahren üblich den Kandidaten der Demokratischen Partei zu unterstützen, wurde von oben die „Neutralität“ verkündet. Bezos, der eigentlich als gesellschaftlich liberal gilt, investiert auch in die angebliche Bekämpfung des Klimawandels und in Biotechnologie. Umso überraschender kam die Entscheidung, Kamala Harris nicht offiziell unterstützen zu wollen. Sowohl für die linksliberalen Mitarbeiter als auch für die „progressive“ Leserschaft war dies wohl ein Schlag in die Magengrube. Bezos selbst erklärt seine Entscheidung mit dem sinkenden Vertrauen der Amerikaner in die Mainstreammedien.

Das Resultat ist ein beginnender Kollaps. Nicht nur, dass einige hochrangige Mitarbeiter (darunter Victoria Nulands Ehemann Robert Kagan) ihre Kündigung einreichten – auch haben rund 200.000 (von etwa 2,5 Millionen) Abonnenten ihr Abo storniert. Dies wird auch Auswirkungen auf die finanzielle Basis der Zeitung haben, die wie die ganze Branche unter den Veränderungen der letzten Jahrzehnte leidet.

Damit zeigt sich auch ein Dilemma der US-amerikanischen Medienlandschaft. Einerseits sorgt eine zu rigide politische Ausrichtung für eine fehlende Distanz zu den beiden Großparteien, andererseits können selbst solche „kleinen“ Entscheidungen schon zu einem Shitstorm bei der traditionellen Leserschaft führen. Jeff Bezos mag zwar spüren, dass er mit Kamala Harris auf ein „totes Pferd“ setzen würde – doch seiner Zeitung hat er damit ganz offensichtlich keinen Gefallen getan. (Nicht, dass den laut Forbes drittreichsten Menschen der Welt die Einbußen schmerzen würden.)

Beobachter gehen davon aus, dass sich Bezos mit dieser Entscheidung nicht nur mit Donald Trump besser stellen will, sondern ganz offensichtlich auch von dessen Wahlsieg ausgeht.

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