Wenn nun schon sogar Leben rettende Operationen mit einem “CO2-Fußabdruck” bewertet werden, läuft offensichtlich gewaltig etwas aus dem Ruder. Sollen in Zukunft solche Eingriffe nur mehr dann durchgeführt werden dürfen, wenn der Patient eine “passende Klimabilanz” vorweisen kann?
Es gibt immer wieder Momente, in denen man sich fragt, ob die Klimaideologie überhaupt noch irgendwo Halt macht. Die Antwort lautet ganz offensichtlich: Nein. Selbst die Herzchirurgie – dieser Bereich der Medizin, in dem es buchstäblich um Leben und Tod geht – bleibt von diesem ideologischen Irrsinn nicht verschont. Der neueste Beweis: Eine Studie im European Heart Journal mit dem Titel “Carbon emission analysis of aortic valve replacement: the environmental footprint of transcatheter vs. surgical procedures“, in der es nicht etwa um Überlebenschancen, Operationssicherheit oder Patientenzufriedenheit geht, sondern um den “CO2-Fußabdruck” von Herzklappenoperationen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Der Operationssaal wird zum Tatort ökologischer Verbrechen, der Herzchirurg avanciert (wie auch der Patient selbst) zum bösen Klimasünder. Offenbar muss der Hippokratische Eid künftig ergänzt werden: Erstens, keinen Schaden zufügen – und zweitens, Operationen müssen gefälligst „klimaneutral“ sein.
Die Forscher fragten sich ernsthaft, ob eine chirurgische Aortenklappen-OP oder eine minimalinvasive Kathetervariante mehr CO2 ausstößt. Das Ergebnis wurde mit wissenschaftlicher Akribie ermittelt: Offene Herzoperationen verursachen zwischen 620 und 750 Kilogramm CO2-Äquivalent, während die Katheterverfahren angeblich nur 280 bis 360 Kilogramm auf die Klimabilanz draufschlagen. Das klingt dramatisch – bis man die Relation betrachtet: Ein einziger Hin- und Rückflug über den Atlantik liegt bei etwa einer Tonne pro Passagier. Sprich, eine lebensrettende Herzoperation produziert weniger CO2 (welches ohnehin wichtige Pflanzennahrung ist) als ein Sitzplatz im Billigflieger nach New York. Aber klar, wenn der eigene Vater auf dem OP-Tisch liegt, sollten wir uns in erster Linie fragen, ob sich sein Eingriff vielleicht auf die Eisschollen in der Arktis auswirkt – und nicht darauf, ob er ihn überlebt.
New cardiology paper published this month
— Kevin Bass PhD MS (@kevinnbass) August 6, 2025
Proposes changing medical guidelines for aortic valve replacement surgery to minimize the impact on global warming pic.twitter.com/pokM40UEaH
Besonders grotesk wird es, wenn man sich den methodischen Aufwand anschaut. Da wird jedes Detail der “Emissionsquelle” penibel erfasst: von der Energie für die OP-Beleuchtung über den Strom für das Krankenhaus-HVAC-System bis hin zu den Waschzyklen der Bettlaken. Sogar die Ernährung der Patienten nach der OP taucht in der Bilanz auf – als potenzielle Klimasünde, versteht sich. Man kann sich bildlich vorstellen, wie der nächste Schritt aussieht: Es gibt nur mehr fettarmen pflanzlichen Krankenhausbrei. Und das nicht aus medizinischen Gründen, sondern weil das Fleisch in der Suppe den Planeten angeblich aufheizen soll.
Patienten als Klimaschädlinge
Das größte Stück der CO2-Torte liefert übrigens die Intensivstation, genauer gesagt die Aufenthaltsdauer dort. Wer also den Planeten retten will, müsste Patienten schneller – oder am besten gleich gar nicht – intensivmedizinisch behandeln. Die Autoren merken das nicht einmal als zynisch an, sondern schreiben trocken, dies könne bei “bevölkerungsweiten Entscheidungen” berücksichtigt werden. Mit anderen Worten: Wer länger im Krankenhaus liegt, ist ein ganz böser Klimaschädling. Der logische Schluss – und in der abstrusen Logik dieser Ideologie gar nicht so weit hergeholt – wäre, Operationen bei alten oder schwerkranken Menschen zu vermeiden, weil deren Erholung eben länger dauert. Tote Patienten hinterlassen schließlich keinen CO2-Fußabdruck, oder?
Hier zeigt sich die eigentliche Gefahr solcher Gedankenspiele: Es geht längst nicht mehr um das Wohl des Einzelnen, sondern um die Einordnung in eine übergeordnete CO2-Buchhaltung. Die sogenannte “Lebenszyklusanalyse” wird dabei zur moralischen Waffe. Medizinische Eingriffe werden nicht mehr primär danach bewertet, ob sie ein Leben retten, sondern danach, wie viel “Klimaschuld” sie erzeugen. Wer an dieser Stelle immer noch glaubt, das sei nur ein akademischer Spaß, der irrt. Studien wie diese dienen schlussendlich nicht selten als Vorlage für Richtlinien, Budgetentscheidungen und Priorisierungen – und irgendwann wird es heißen, ein bestimmter Eingriff “lohnt sich” aus Klimasicht nicht mehr.
Man darf nicht vergessen: Diese Form des Denkens ist der Endpunkt einer Ideologie, die den Menschen nicht mehr als Maß aller Dinge begreift, sondern als Problemfaktor in einem absurden CO2-Rechenmodell. Wer sich ernsthaft hinstellt und Operationsverfahren nach Emissionswerten bewertet, hat den moralischen Kompass längst an der Garderobe der Klimakirche abgegeben. Was als “wissenschaftliche Untersuchung” verkauft wird, ist in Wahrheit nichts anderes als ein ideologisches Umerziehungsprogramm, das bis in den OP-Saal hineinreicht. Nicht zu vergessen, dass es schon einmal eine Zeit gab, in der Menschen in “lebenswertes” und “lebensunwertes” Leben klassifiziert wurden – und wie wir alle wissen, war dies keine schöne Zeit.
Doch werden sich Ärzte, Pfleger und Patienten – die ganze Menschheit an sich – klar dagegen positionieren? Denn wenn der Tag kommt, an dem nicht mehr der Herzschlag des Patienten zählt, sondern der CO2-Zähler im Klinikcomputer, dann hat das Gesundheitswesen endgültig kapituliert. Die Frage, ob der eigene Vater vielleicht seine Herzklappe bekommt,oder auch nicht, darf niemals von der Temperaturprognose für das Jahr 2100 abhängen.
