In Israel wird inzwischen sogar schon die Viertimpfung forciert – während die Booster-Kampagne bereits relativ weit vorangeschritten ist und mit hohem Druck vom Staat propagiert wird (paradoxerweise ebenfalls unter Verweis auf die milde Omikron-Variante, gegen die die gegenwärtigen Vakzine kaum schützen). Dagegen regt sich dort allerdings massiver Widerstand: vor allem unter den Jüngeren.
Mehr als eine Million Israelis über sechzehn verweigern bislang die dritte Impfung. Zahlen der Krankenversicherung „Clalit Health Services HMO“ zeigen, dass von den 16- bis 18-Jährigen bislang nur die Hälfte, von den 19- bis 29-Jährigen erst 37 Prozent geboostert sind. Bei den 30- bis 39 Jährigen lehnen derzeit noch 30 Prozent eine Auffrischungsimpfung ab, bei den 40- bis 49 Jährigen sind es 24 Prozent. Ruth Baruch, die Leiterin der Impfkampagne von „Clalit Health Services HMO“ erklärte: „Sie dachten, die Sache wäre mit zwei Impfdosen erledigt, aber jetzt sagen sie sich: ‚Was, jetzt lassen wir uns alle sechs Monate impfen, wie bei der Grippe? Dagegen werden wir auch nicht geimpft.’“
Für deutsche Empörungsmedien natürlich ein Ding der Unmöglichkeit: Sie verfallen gegenüber „Booster-Verweigerern“ bereits in dieselbe Rhetorik wie bisher gegenüber Ungeimpften (siehe beispielsweise hier). Verständnis für die Position der jugendlichen Skeptiker, die man mit dem falschen Versprechen von erst einem, dann zwei „Pieksen in die Freiheit“ geködert und betrogen hat, wird hier keines aufgebracht. Dabei sind die Gründe für die Renitenz durchaus ernstzunehmen: Laut einer Umfrage der Washington University in St. Louis fürchten 37 Prozent der „Booster-Verweigerer“ langfristige Nebenwirkungen, 35 Prozent halten die Auffrischungsimpfung für unnötig und 33 Prozent befürchten kurzfristige Nebenwirkungen. 19 Prozent erklärten, schwanger zu sein, zu versuchen, schwanger zu werden oder zu stillen, 12 Prozent sagten, sie müssten sich nicht impfen lassen, solange es andere Menschen täten und 9 Prozent sagten, sie hätten keine Zeit oder könnten nicht in eine Impfklinik gehen. Im Ergebnis sind sich all diese Stimmen jedoch einig: Ein Impf-Abo soll es für sie nicht geben.