Obwohl vor allem Israel und die Vereinigten Staaten versuchen, eine Neuauflage des Nukleardeals mit dem Iran zu sabotieren, versuchen andere Länder diesen zu retten. Nicht ohne Grund, wie die International Atomic Energy Agency (IAEA) verdeutlicht. Man befürchtet ein regionales nukleares Wettrüsten, sollte der Iran tatsächlich Atomwaffen produzieren können.
Gerade die Europäer sind angesichts der weiterhin hohen Energiepreise nicht sonderlich daran interessiert, dass die Lage im Nahen Osten eskaliert. Kein Wunder also, dass Josep Borrell, der Verantwortliche für die EU-Außenpolitik, momentan die Hauptstädte in der Region „abgrast“ und versucht, Unterstützung für den Deal zu finden. „Wenn wir ein Abkommen abschließen wollen, müssen wir jetzt Entscheidungen treffen. Das ist immer noch möglich, aber der politische Spielraum für eine Wiederbelebung des JCPOA könnte bald kleiner werden“, twitterte er zu Beginn der Woche. Er war kürzlich sowohl in Teheran als auch in Doha, Katar, und hat mit beiden Seiten gesprochen, die sich gegenseitig die Schuld für die festgefahrenen Verhandlungen geben.
Auch die UN-Atomenergiebehörde IAEA warnt erneut vor Spannungen zwischen dem Iran und Israel, die möglicherweise schnell abgebaut werden können, wenn eine Lösung für das Atomabkommen gefunden wird. Der Generaldirektor der IAEA, Rafael Mariano Grossi, warnte davor, dass ein Wettrüsten im Nahen Osten ausbrechen könnte, wenn die Islamische Republik näher an die Atomwaffenfähigkeit herankommt – obwohl Teheran seit langem darauf besteht, dass sein Atomprogramm friedlichen Energiezwecken dient.
„Wir befinden uns jetzt in einer Situation, in der die Nachbarn des Iran das Schlimmste befürchten und entsprechend planen könnten. Es gibt heute Länder in der Region, die sehr genau darauf achten, was mit dem Iran geschieht, und die Spannungen in der Region nehmen zu“, sagte Grossi am Dienstag in einer von Bloomberg zitierten Stellungnahme, wie „Zerohedge“ berichtet. „Politische Führer haben gelegentlich offen erklärt, dass sie aktiv nach Atomwaffen streben würden, falls der Iran eine nukleare Bedrohung darstellen sollte.“
Es sei beispielsweise daran erinnert, dass auch Saudi-Arabien erklärt hatte, im Ernstfall selbst ein Atomwaffenprogramm zu starten und selbst zu einer Atommacht werden zu wollen (siehe hier und hier). Unterstützung würde Riadh wohl unter anderem von Pakistan und den Vereinigten Staaten von Amerika erhalten. In den Vereinigten Staaten selbst stand die Lieferung von Nukleartechnologie an die Saudis unter starkem öffentlichen Beschuss.
Sollte der Nukleardeal völlig platzen, würden vor allem die Saudis danach streben, selbst Atomwaffen zu besitzen und so für ein machtstrategisches „Patt“ zu sorgen. Doch ob dies für mehr geopolitische Sicherheit in der Region sorgen würde, darf bezweifelt werden. Denn andere Länder, darunter auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die sich von den Saudis emanzipieren wollen, könnten dann den Erwerb anstreben.