In Brandenburg soll in Hohensaaten ein großes Waldgebiet namens Lunower Bauernheide dem Kahlschlag zum Opfer fallen. Stattdessen will die Unternehmensgruppe Lindhorst 370 Hektar Solarpaneele errichten und 120 Hektar für einen Gewerbepark nutzen. Alles unter dem Deckmäntelchen des Klimaschutzes. Die Bürger wehren sich – und selbst eine Kirchengemeinde ist im Widerstand. “Waldrodung für das Klima” gilt selbst in Deutschland als Wahnsinn.
Die Fläche in der Dimension von 370 Hektar, die gerodet werden soll, entspricht 517 Fußballfeldern. Stattdessen sollen schier unendliche Weiten von Photovoltaik errichtet werden, es ist auch die Rede von Windkraftanlagen. Zu den Gegnern des Projekts zählt die Initiative BVB / Freie Wähler, die auf ihrer Homepage informiert und auch den nachfolgenden Film produziert hat. Die Proponenten sprechen von einem gesunden Wald, den man schützen müsse und keinesfalls abholzen darf. Der Wald wäre ohnehin CO2-bindend. Photovoltaik und Windkraft im Wald wären nicht sinnstiftend.
Ebenso gegen das Projekt ist die Initiative Pro Wald Hohensaaten, die ebenso eine eigene Homepage betreibt. Die Seite verlinkt auf eine Petition bei Change.org, wo bereits über 23.000 Unterschriften gegen das Rodungsprojekt gesammelt werden konnten. Für die Gemeinde Bad Freienwalde würden laut Informationen von Jouwatch Einnahmen von 450.000 bis 500.000 Euro pro Jahr plus Gewerbesteuer herausspringen, wenn das Projekt wie geplant umgesetzt wird. Zunächst signalisierte die Lokalpolitik Zustimmung, inzwischen spürt man den Widerstand und den Zorn der Wähler. In Brandenburg regiert seit 2019 eine Dreier-Koalition aus SPD, CDU und Grünen.
Auf der Homepage von Pro Wald Hohensaaten kann man auch nachlesen, wie wichtig dieser Wald für den Artenschutz ist. 68 geschützte und streng geschützte Vogelarten nisten in dem Gebiet, hinzu kommen 15 Fledermausarten, die ebenso teilweise stark gefährdet wären.
Man geht davon aus, dass der dort zu gewinnende Strom nicht einmal den Menschen in der Region nutzen würde – stattdessen wäre ein Rechenzentrum und eben ein Gewerbepark geplant. Es gibt eine lange Reihe nachvollziehbarer Argumente, wie den Umstand, dass gerade einmal 10 Prozent der Dächer in der Region zur Solarstromgewinnung genutzt werden. Auch Parkplätze und andere bereits versiegelte Flächen würden nicht genutzt.
Der Grund, weshalb das Gelände für das Projekt ausgewählt wurde, liegt in der Vorbelastung. Denn hier wurde bis 1945 Munition gefertigt, außerdem befand sich in dem Areal ein Lager von Mineralöl und Mineralölprodukten für die militärische Nutzung. Es wird davon ausgegangen, dass in diesem Wald noch einiges an Altlasten zu finden sei. Diese Vorgeschichte dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass das Gebiet für die Investoren, die niedersächsische Lindhorst-Gruppe, günstig zu erwerben war.
Im Papier der Behörden heißt es: “Das Plangebiet wird als Konversionsfläche militärischen Ursprungs eingeordnet, ist jedoch großflächig mit Waldgesellschaften unterschiedlicher Ausprägung bestockt”. Wer sich in den Vorentwurf der Planungen genau einlesen möchte, kann das hier tun.
Angeblich habe der Eigentümer bereits einige Waldarbeiten beauftragt – in der Folge kam es zu – nicht rechtsgültigen – Bußbescheiden der Forstbehörde. Die lokalen Initiativen befürchten, dass widerrechtlich Tatsachen geschaffen werden, die nachträglich nicht mehr zu korrigieren sind.
Die Lindhorst-Gruppe spricht von einer nicht besonders wertvollen Kiefern-Monokultur und will hier keine Schutzwürdigkeit erkennen. Mit dem Geld, das durch den Solarpark verdient wird, wolle man die vorbelasteten Flächen in der Region renaturieren und sanieren.