Forscher der University of South Australia haben untersucht, wie gängige Schmerzmittel die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen klar: Selbst harmlose Medikamente wie Ibuprofen und Paracetamol fördern die Mutation von E. coli und erhöhen die Resistenz gegenüber Ciprofloxacin.
In der Studie “The effect of commonly used non-antibiotic medications on antimicrobial resistance development in Escherichia coli“, veröffentlicht im npj Antimicrobials and Resistance, analysierten australische Wissenschaftler neun gängige Medikamente und ihre Wechselwirkungen mit Antibiotika.
Über 10.000 bakterielle Interaktionen wurden untersucht, um zu erkennen, wie die Pillen die Evolution von Resistenzen beeinflussen. Das Ergebnis ist eindeutig: Ibuprofen und Paracetamol steigern die Mutationsrate von E. coli und verstärken die Abwehrmechanismen der Bakterien gegen Ciprofloxacin. Neben der beschleunigten Resistenzbildung zeigte sich demnach auch eine Kreuzresistenz gegenüber weiteren Antibiotika.
Ibuprofen and acetaminophen increased genetic mutations in E. coli during lab tests. https://t.co/AXTslYl51w
— FOX 13 Seattle (@fox13seattle) August 29, 2025
Genetische Analysen lieferten dabei den Beweis für die Mechanismen: Bestimmte Gene, die für die Resistenz wichtig sind, wurden durch die Medikamentenkombination aktiviert. Die Forscher betonen, dass diese Effekte nicht isoliert auftreten, sondern die Gesamtdynamik der Bakterienpopulation verändern. In Pflegeheimen, wo Multimedikation Alltag ist, entsteht so ein besonders fruchtbarer Boden für resistente Keime, die sich unbemerkt verbreiten und Therapien erschweren.
Associate Professor Rietie Venter von der University of South Australia sagt, die Studie zeige, dass Antibiotikaresistenz ein weitaus komplexeres Problem ist als bisher verstanden, wobei auch gängige nicht-antibiotische Medikamente eine Rolle spielen. Dies bedeute nicht, dass diese Medikamente abgesetzt werden sollten, aber man müsse bewusster darauf achten, wie sie mit Antibiotika interagieren – und dabei auch über einfache Zwei-Medikamenten-Kombinationen hinausblicken.
Wenn man bedenkt, dass laut den Studienergebnissen die Mutationswirkung recht zeitnah eintritt, wird auch deutlich, dass bei der Verschreibung von Antibiotika auch die Einnahme weiterer Medikamente – insbesondere von Schmerztabletten – berücksichtigt werden sollte. Immerhin stellt die weltweite Zunahme an Antibiotikaresistenzen ein zusehends ernsthaftes medizinisches Problem dar. Ohne diese Medikamente würde die Welt wieder in mittelalterliche Zustände zurückfallen, als Lungenentzündungen, Tuberkulose, Typhus, Meningitis oder auch die Pest unzählige Menschen dahinrafften.
