Die Zahlen sind so ernüchternd wie die wintergraue Realität der Republik: Von 49 befragten Wirtschaftsverbänden bewerten 31 die aktuelle Lage noch düsterer als im bereits desaströsen Vorjahr. Eine derart vielschichtige Krise hat die deutsche Wirtschaft seit einem Jahrhundert nicht erlebt.
Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), findet dafür unmissverständliche Worte: “Selten war die aktuelle wirtschaftliche Lage so besorgniserregend.” Die Gemengelage ist toxisch: astronomische Energiepreise, ein Bürokratiemonster von historischem Ausmaß und internationale Märkte, die so unberechenbar geworden sind wie ein Börsencrash.
Während sich die Rest-Ampelkoalition in Berlin im Klein-Klein des Haushaltsdesasters verstrickt, ächzt die deutsche Industrie unter der erdrückenden Dreifachbelastung aus Kostendruck, Regulierungswut und globaler Unsicherheit. “Arbeit, Material und Energie sind bei uns teuer, überbordende Bürokratie lähmt, die unsichere Lage auf dem Weltmarkt schwächt den Export, das politische Chaos im Inland die Investitionen”, analysiert Hüther die Misere.
Die Prognosen für 2025 lesen sich wie ein wirtschaftspolitisches Horror-Szenario: 20 Verbände erwarten sinkende Produktion, während sich 13 weitere an die Hoffnung klammern, wenigstens das aktuelle Niveau zu halten. Bezeichnenderweise gehören ausgerechnet die Entsorger zu den wenigen Gewinnern der Krise – ein zynischer Kommentar zur Lage der Nation.
Der Arbeitsmarkt steht vor einem dramatischen Umbruch: 25 Branchen kündigen Stellenabbau an. Selbst die traditionellen Säulen der deutschen Wirtschaft – Maschinenbau, Automobilindustrie, Baugewerbe – wanken bedenklich. Einzig die Pharmabranche und der Luft- und Raumfahrzeugbau signalisieren noch Wachstumsambitionen.
Deutschland hat sich in einem selbstgebauten Labyrinth aus überbordenden Vorschriften, ideologischen Grabenkämpfen und mangelnder Innovationskraft verirrt. Während andere Industrienationen pragmatisch voranschreiten, verliert sich die Bundesrepublik in Regulierungswut und bürokratischem Perfektionismus. “Die nächste Bundesregierung steht vor der großen Aufgabe, eine nachhaltige wirtschaftliche Perspektive zu schaffen”, mahnt IW-Direktor Hüther. Das Jahr 2025 könnte zum Wendepunkt werden – oder zum weiteren Meilenstein eines beispiellosen wirtschaftlichen Niedergangs.
Vier einsame Branchen verzeichnen noch Wachstum: Entsorgung, Versicherungen, Messen und Immobilien. Eine magere Ausbeute für eine Volkswirtschaft, die einst als “Wirtschaftswunderland” galt. Die deutsche Wirtschaft braucht dringend einen Befreiungsschlag aus der Regulierungsfalle und dem Modernisierungsstau. Sonst droht der endgültige Abstieg in die zweite Liga der Weltwirtschaft.