Kurz nach dem Wechsel des Spitzenkandidaten für das Weiße Haus nach dem Rückzug Bidens durch die Demokraten veröffentlichte Ipsos im Auftrag von Reuters eine “Schock-Umfrage”. Demnach würde Kamala Harris vor Donald Trump liegen. Doch die Umfrage hat einen Haken. Will man so die Wähler beeinflussen?
Umfragen zu Wahlen sind eigentlich nur dann brauchbar, wenn man diese auch wirklich auf Basis eines repräsentativen Durchschnitts der potenziellen Wählerschaft durchführt. In den Vereinigten Staaten, in denen sich die Wahlberechtigten überhaupt erst als Wähler registrieren lassen müssen, haben sich beispielsweise im Jahr 2022 zu den Midterm-Wahlen gerade einmal 161,4 von 233,5 Millionen Wahlberechtigten überhaupt als Wähler eingetragen.
Dabei gilt, dass beispielsweise ältere Amerikaner sich eher registrieren lassen als jüngere, ebenso sind Frauen leicht überrepräsentiert, wie auch die Weißen gegenüber den anderen ethnischen Gruppen (insbesondere den Hispanics). Verheiratete Leute wählen auch eher als Unverheiratete. Dann ist die Registrierungsrate im Süden niedriger als in den anderen Landesteilen und jene mit höherem Bildungsabschluss lassen sich auch eher eintragen als jene mit niedriger Bildung.
Daten des Pew Reseach Centers verdeutlichen zudem, dass beide großen Parteien annähernd gleich viele registrierte Wähler (49 Prozent Demokraten, 48 Prozent Republikaner) aufweisen. Wobei 33 bzw. 32 Prozent direkte Unterstützer der Demokraten bzw. der Republikaner sind, während 35 Prozent als “Unabhängige” registriert wurden, von denen der Großteil (16 bzw. 15 Prozent) zu einer der beiden Parteien tendiert. Alles in allem also eine relativ ausgeglichene politische Landschaft, wenngleich die parteiideologische Prägung bei den Republikanern stärker ausgeprägt ist als bei den Demokraten.
Umso manipulativer ist die jüngst veröffentlichte “Schock-Umfrage” von Ipsos im Auftrag von Reuters, wonach Kamala Harris mit 44 Prozent vor Donald Trump liege, welcher nur 42 Prozent erhalte. Denn befragt wurden dabei 426 Demokraten (37,3 Prozent), 376 Republikaner (32,9 Prozent) und 341 Unabhängige (29,8 Prozent). Damit liegen die Republikaner in etwa im Schnitt, während man die Demokraten gegenüber den Unabhängigen deutlich überrepräsentiert.
Ganz zu schweigen davon, dass 1.143 Befragte bei einem so großen Land mit so vielen unterschiedlichen Wählergruppen nicht einmal ansatzweise repräsentativ sein können, was enormen “Spielraum” für “statistische Anpassungen” ermöglicht. Offenbar ist es das Ziel, einen künstlichen Harris-Hype zu erzeugen und mehr Menschen dazu zu bringen, “auf das Siegerpferd” zu setzen. Ein altbekannter Trick in der Wahlpsychologie.
Übrigens liegt Donald Trump laut New York Times (die nicht gerade als Trump-freundlich gilt) in den Umfragen im Vergleich zu Kamala Harris weiterhin mit 48 zu 45 Prozent deutlich vorne. Mehr noch zeigen faktisch alle anderen während der letzten Tage durchgeführten Umfragen eine mehr oder weniger deutliche Führung des Republikaners in der Wählergunst von einem bis acht Prozent. Nur Ipsos/Reuters schert – infolge einer manipulativen Auswahl der Befragten nach Parteipräferenz – deutlich aus.