Robert Habeck will die Meinungsfreiheit im Internet durch mehr Zensur „schützen“. Eine seltsame Logik, die beim grünen Kanzlerkandidaten aufkommt. Kritische Töne sollen künftig von der Bundesnetzagentur abgedreht werden. Ganz im Neusprech totalitärer Regimes soll wohl die totale Kontrolle als völlige Freiheit verkauft werden.
In der aufgeheizten Atmosphäre des Grünen-Parteitags hat Robert Habeck nun also seine Vision einer “besseren” digitalen Zukunft enthüllt. Als selbsternannter Retter der Demokratie im Internet kündigte der Noch-Wirtschaftsminister eine verschärfte Regulierung sozialer Medien an – natürlich nur zum Wohle der Meinungsfreiheit, versteht sich. Denn bei den Grünen scheint es Meinungsfreiheit nur in Kombination mit Zensur zu geben.
Habeck zieht beim Grünen-Parteitag eine Linie von Kritik im Netz an seiner Person ("Was der Habeck da wieder gesagt hat…") zur "Regulierung" von X und kündigt an, dass die Bundesnetzagentur diese bald umsetzen werde. Kritische Äußerungen, etwa über den Parteitag, würden auf… pic.twitter.com/n6Q9tQiZ5n
— Pauline Voss (@Pauline__Voss) November 17, 2024
Seine Analyse der medialen Mechanismen kam daher wie eine Selbstoffenbarung. “Wenn du da Feuer reinbringst, dann gehts ab”, dozierte er über die Funktionsweise sozialer Medien – wobei er gleich demonstrierte, dass er diese Mechanismen scheinbar selbst bestens zu nutzen weiß. Der Minister zeichnete das Bild einer digitalen Dystopie, in der die “wahre” Meinungsfreiheit nur durch staatliche Intervention zu retten sei. Seine Argumentation erinnert dabei an das berühmte Vietnam-Kriegs-Zitat: “Wir müssen das Dorf zerstören, um es zu retten.” In Habecks Version heißt das: Wir müssen die Meinungsfreiheit einschränken, um sie zu schützen.
Teilt es, bevor Habeck es verbietet! Die Ampelparteien haben Angst vor dem freien Internet und wollen die Zensur weiter hochfahren. Bei einer Tagung erklärt Wirtschaftsminister Robert Habeck, daß die sozialen Medien in seinen Augen mehr Regulierung benötigen. Im Netz erhebt sich… pic.twitter.com/AZ2IhmnYae
— Kripp-M (@kripp_m) October 29, 2024
Besonders interessant ist seine Unterscheidung zwischen “guter” und “schlechter” Meinungsfreiheit. Während sachliche Berichterstattung über “spannende Debatten” offenbar in die Kategorie “langweilig, aber erwünscht” fällt, werden kritischere Töne schnell als problematisch eingestuft. Die Bundesnetzagentur soll’s dann richten. Der Digital Services Act der EU wird dabei als Wunderwaffe präsentiert. Algorithmen sollen transparent werden – ein hehres Ziel, keine Frage. Aber wer definiert eigentlich, was “Hass” ist? Und wer entscheidet, wo legitime Kritik aufhört und “Desinformation” anfängt?
Neue Eskalationsstufe der grünen Zensur: Habeck begründet die "Regulierung" der Algorithmen mit dem Wahlsieg Donald Trumps. Er bekennt sich also ganz offen dazu, dass der Staat in den freien Diskurs eingreifen soll, um gegnerische Parteien zu schwächen. pic.twitter.com/CbUlH1d0St
— Pauline Voss (@Pauline__Voss) November 9, 2024
Was Habeck dabei geflissentlich übergeht: Die sozialen Medien sind längst kein rechtsfreier Raum mehr. Beleidigung, Verleumdung und Volksverhetzung sind auch digital strafbar. Aber offenbar reicht das nicht – es muss mehr Kontrolle her, mehr Regulierung, mehr staatliche Überwachung. Die Ironie dabei: Ausgerechnet auf einem Parteitag der Grünen, die einst als Partei der Bürgerrechte starteten, wird nun der Grundstein für einen erweiterten Überwachungsstaat gelegt. Vom Kampf gegen Atomkraft zum Kampf gegen unliebsame Posts – die Zeiten ändern sich eben.
China als positives Beispiel für die "Regulierung" von sozialen Medien heranzuziehen, kann auch nur Habeck einfallen. pic.twitter.com/TLAaTzwTNy
— Freiheit (@Freiheit4ev3r) October 25, 2024
Am Ende bleibt der fade Beigeschmack, dass hier nicht primär der Schutz der Demokratie im Vordergrund steht, sondern die Kontrolle über den digitalen Diskurs. Aber vielleicht irre ich mich ja – immerhin wäre das dann auch nur eine Meinung. Noch darf ich die ja äußern…
