Air Chief Marshal Sir Richard Knighton, der Chef des britischen Verteidigungsstabs, hielt seine zentrale sicherheitspolitische Rede am 15. Dezember 2025 in London vor dem Royal United Services Institute (RUSI), einem bedeutenden sicherheitspolitischen Thinktank. Anlass war seine jährliche Grundsatzansprache zur strategischen Lage Europas, in der er vor einer wachsenden militärischen Bedrohung durch Russland warnte und betonte, dass sich ganze Gesellschaften auf mögliche Konflikte einstellen müssten.
Air Chief Marshal Sir Richard Knighton, Chef des britischen Verteidigungsstabs, hat am 15. Dezember Dezember 2025 mit einer Grundsatzrede in London für erhebliche Aufmerksamkeit gesorgt. (Link zur Rede im Original). Vor dem renommierten Royal United Services Institute warnte Knighton eindringlich vor einer wachsenden militärischen Bedrohung durch Russland und erklärte, Europa müsse sich auf einen möglichen Krieg einstellen. Verteidigung sei nicht länger allein Aufgabe der Streitkräfte, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.
Knighton zeichnete in seiner Ansprache ein düsteres sicherheitspolitisches Bild. Der Krieg in der Ukraine habe die strategische Lage Europas grundlegend verändert. Russland verfüge über kampferprobte Truppen, habe seine militärischen Fähigkeiten weiterentwickelt und zeige die Bereitschaft, Gewalt zur Durchsetzung geopolitischer Interessen einzusetzen. Wer glaube, Europa könne dauerhaft außerhalb solcher Konflikte bleiben, verkenne die Realität, so der britische General.
In seiner Rede machte Knighton deutlich, dass es ihm nicht um Kriegsrhetorik, sondern um Abschreckung und Kriegsvermeidung gehe. Ziel seiner Strategie sei es ausdrücklich, einen militärischen Konflikt zu verhindern. Voraussetzung dafür sei jedoch Glaubwürdigkeit. Abschreckung müsse wieder ins Zentrum der Verteidigung rücken und diese könne nur funktionieren, wenn sie über die Streitkräfte hinausgehe.
Söhne und Töchter müssen dienen
Deshalb forderte Knighton einen umfassenden „Whole-of-Nation“-Ansatz, der Industrie, Infrastruktur, Reservisten und Gesellschaft einschließe. In diesem Zusammenhang sagte er, dass auch „Söhne und Töchter“ ihren Beitrag leisten müssten – beim Aufbau, im Dienst und, falls notwendig, im Kampf –, um Frieden durch Stärke zu sichern.
Knighton betonte zugleich, dass es ihm nicht um Panikmache gehe. Vielmehr sei Ehrlichkeit gegenüber der Bevölkerung notwendig. Jahrzehntelang habe Europa von einer Friedensdividende gelebt, ohne sich ernsthaft mit der Möglichkeit eines großen militärischen Konflikts auseinanderzusetzen. Diese Phase sei vorbei. Eine offene Debatte über Risiken, Vorsorge und Verteidigungsfähigkeit sei überfällig, sagte der General.
Knighton fordert schon lange “nationale Resilienz”
Die Rede reiht sich in eine Serie ähnlicher Warnungen westlicher Militärs ein. (Siehe: Fight tonight, Kinder opfern: Der völlige Wahnsinn der Generäle als auch Generalstabschef: Frankreich müsse bereit sein, “seine Kinder zu verlieren”). Bereits in den Jahren zuvor hatte Knighton in Interviews und Fachgesprächen auf die veränderte Bedrohungslage hingewiesen und eine stärkere nationale Resilienz gefordert. Neu an seiner Rede vom Dezember 2025 ist jedoch die Klarheit, mit der er die gesamte Gesellschaft in die Pflicht nimmt und die Möglichkeit schwerer Opfer offen anspricht.
Politisch sind solche Aussagen heikel. Kritiker werfen Militärs vor, mit drastischer Rhetorik Spannungen weiter anzuheizen und die Bevölkerung auf einen unvermeidlichen Krieg einzustimmen. Befürworter – also die Scharfmacher und Kriegstreiber in Europa – sehen in Knightons Worten einen “längst notwendigen Realismus”. Sicherheitspolitik dürfe nicht länger hinter wohlklingenden Formeln versteckt werden, sondern müsse offen benennen, welche Risiken bestehen und welche Konsequenzen daraus folgen.
Unabhängig von der Bewertung markiert Knightons Rede einen Wendepunkt im öffentlichen Diskurs. Ein hochrangiger Militär stellt unmissverständlich klar, dass Verteidigung aus Sicht der Herrschenden mehr bedeutet als Haushaltszahlen und Waffensysteme. Knighton ist übrigens der erste Nicht-Pilot, welcher der Royal Air Force als Oberkommandant vorsteht.
