„Giftcocktail“ in FFP2-Masken? Hamburger Professor warnt vor giftigen Chemikalien

Bild: freepik / mdjaff

Auch Lehrer wurden vom Sozialministerium mit minderwertigen Masken ausgestattet

FFP2 Masken dürfen laut Packungsbeilage nicht von Laien getragen werden, dennoch sind die Masken teilweise Pflicht und es drohen Bußgelder, wenn man die gesundheitsschädlichen Mund-Nasenbedeckungen nicht freiwillig trägt. Professor Braungart vom Hamburger Umweltinstitut warnt vor giftigen Chemikalien in den FFP2-Masken und spricht sogar von chemischen „Sondermüll“ , den wir im Gesicht tragen sollen.

Erst Ende letzten Jahres ließ die baden-württembergische Landesregierung an Schulen 8,4 Millionen Masken verteilen, um Lehrer angeblich vor dem Coronavirus zu schützen. Die mangelhaften FFP2-Masken und OP-Masken aus dem Bestand des Sozialministeriums kamen aus China und wurden zwischen dem 14. und 18. Dezember 2020 an rund 2.700 weiterführende und berufliche Schulen verteilt.

Bereits im Dezember wurde ein Sportlehrer auf die fehlerhaften Masken aufmerksam und wandte sich an den Spiegel. Er berichtete, dass er am 11. Dezember 40 Masken erhalten habe. Eigentlich sollte er FFP2-Masken bekommen, geliefert wurden jedoch Masken mit der Schutzklassenbezeichnung KN95. Sie stammen vom chinesischen Hersteller Ryzur in Peking.

Gefälschtes DEKRA-Logo

Dem Lehrer fiel auf, dass auf einigen Verpackungen ein komisches grünes „DEKRA tested“ Logo gedruckt war. Die in Stuttgart ansässige Produktprüfgesellschaft DEKRA testet und zertifiziert seit etwa 30 Jahren Schutzausrüstung. Spiegel hakte bei DEKRA nach und schickte Fotos von den gelieferten Masken ein, woraufhin die Prüfgesellschaft mitteilte, dass das auf den Verpackungen verwendete Logo nicht existiere und es sich um eine Fälschung handelt.

„Diese Masken haben wir garantiert nicht getestet“, sagte Dekra-Geschäftsführer Jörg-Timm Kilisch. „Das ist Schwindel, diese Masken sind nicht verkehrsfähig. Sie sollten auf keinen Fall verteilt werden.“

Geringere Wirkung, gefährlich für Allergiker

Atemschutzmasken haben den Zweck, die Belastung des Trägers durch luftgetragene Partikel zu reduzieren, nicht diese komplett auszuschalten. Filtrierende Halbmasken der Klasse FFP2 (welche in etwa mit der Klasse N95 identisch sind) haben bei Partikeln eine Filterwirksamkeit von mindestens 94 Prozent, wenn sie denn nach der Europäischen Norm EN149:2001a geprüft wurden. Atemschutzmasken können dazu beitragen, die Belastung des Trägers durch luftgetragene Partikel wie Staub, Pollen, Feinstaub, Nebel und Dämpfe zu reduzieren. Die von Ryzgur hergestellten Masken wurden jedoch in China einem Paraffinöl-Test unterzogen, welcher für Corona-Schutzmasken ungeeignet ist, da Atemluft kein Öl sondern Feuchtigkeit enthält.

Neben dem gefälschten DEKRA Logo sind die fehlerhaften Masken an einem strengen chemischen Geruch zu erkennen. Die Konsistenz kann bei Allergikern nach wenigen Minuten zu deutlichen Hautrötungen und Kontaktstellen im Gesicht führen.

Sozialministerium ließ sich täuschen

Zwar hatte die DEKRA bereits im April 2020 fünf Maskentypen von Ryzur getestet, jedoch waren vier davon durchgefallen. Nur einer wurde positiv bewertet. Die im Dezember an deutschen Schulen verteilten Masken wurden laut Verpackung erst im Juni 2020 produziert, was den DEKRA Test damit ausschließt. Die Prüfgesellschaft wollte folglich herausfinden, wer für den Import der fehlerhaften Masken verantwortlich ist und riet dazu, die verteilten Masken schnellst möglich wieder einzusammeln und nicht zu nutzen.

Verantwortlich war das Sozialministerium in Stuttgart, das die Masken beschafft hatte, das Kultusministerium war dann für die Verteilung zuständig. Der SPIEGEL bat folglich beide Ministerien um eine Stellungnahme, die daraufhin gemeinsam eine Antwort schickten und jegliche Verantwortung von sich wiesen. Es hieß, die Masken seien im Frühjahr 2020 gekauft worden, zudem läge für die Masken des Typs Ryzur ein Dekra-Zertifikat vor. Offenbar ließ sich das Sozialministerium von dem gefälschten DEKRA Logo täuschen und es wurde blind davon ausgegangen, dass es sich um Masken aus den Bundeslieferungen handelte.

Daraufhin schaltete sich auch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) ein. GEW-Voritzende Monika Stein erklärte, „man sei ernüchtert, dass das Land KN95-Masken statt FFP2-Masken verteilt habe. Zudem seien die Lehrkräfte verunsichert und fragten sich, ob diese Masken zuverlässig vor einer Ansteckung schützten.“

Zulassungsanforderungen variieren

Wo ist der Unterschied zwischen den Zulassungen für Atemschutzmasken in verschiedenen Ländern, beispielsweise N95 im Vergleich zu FFP2 und KN95?

Die Gesetze sind weltweit anders, daher sind die physikalischen und Leistungseigenschaften, die Atemschutzmasken für eine Zertifizierung oder Zulassung in einem bestimmten Land vorweisen müssen, oft unterschiedlich vorgegeben. Dabei besteht die Möglichkeit, dass die normativen Zertifizierungs- oder Zulassungsanforderungen für Atemschutzmasken in den verschiedenen Ländern oder Regionen leichte Unterschiede aufweisen. Es trifft zwar zu, dass die meisten gesetzlichen Normen für filtrierende Halbmasken ähnlich sind, aber nicht auf identischen Prüfmethoden und Schutzklassen basieren.

Oft hört man in diesem Zusammenhang den Begriff der Filterwirksamkeit, um die Schutzklasse einer Atemschutzmaske zu bestimmen. Unter Filterwirksamkeit versteht man die Fähigkeit einer Schutzmaske, ein bestimmtes Teilchen im Rahmen eines kontrollierten Labortests zu filtern. Aufgrund ähnlicher Normenanforderungen haben die folgenden Schutzklassen für Atemschutzmasken aus verschiedenen Ländern und Regionen alle eine Filterwirksamkeit von etwa 94 Prozent. Sie sollen so konzipiert sein, dass sie auf dem Gesicht abdichten und filtern nicht ölhaltige luftgetragene Partikel.

P2 – Australien/Neuseeland (Australia/New Zealand AS/NZA 1716:2012)
FFP2 – Brasilien
KN95, KP95 – China (China GB2626-2006)
FFP2 – Europa (Europe EN 149-2001)
DS2, DL2 – Japan (Japan JMHLW-Notification 214, 2018)
BIS P2 – Indien

Die Ryzgur-Masken lassen 15 Prozent Aerosole durch gegenüber drei Prozent der genormten FFP2 Masken, was die Ansteckungsgefahr mit einem Virus auf das Fünffache steigen lässt.

Der Philologenverband hofft, dass die Landesregierung alsbald ihren Fehler korrigiert und Lehrer mit vollwertigen FFP2-Masken ausstattet. (AA)

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