Harald Mahrer, Präsident der österreichischen Wirtschaftskammer, hat sich in der Presse für die üppigen Gehaltserhöhungen entschuldigt. Er gesteht Fehler ein, legt sein eigenes Einkommen offen und beruft sich auf seine große Verantwortung. Doch genau hier irrt er gewaltig. In Wahrheit trägt er keine. Sein Auftritt ist bezeichnend für den abgehobenen Polit-Komplex in Österreich, der sich fürstlich bedient, ohne echte Leistung zu bringen.
Ein Kommentar von Chris Veber
Harald Mahrer geriet unter Druck, als die Gehaltserhöhungen in der WKO ans Licht kamen. Für die einfachen Angestellten stand zunächst eine Steigerung von 4,2 Prozent im Raum. Bei der Führungsriege fielen die Anpassungen weitaus massiver aus – bis zu 60 Prozent in einigen Landeskammern, wie in Tirol. Das ergab sich aus einer „Systemumstellung“, da konnte keiner was dafür. Mahrers Gehalt soll um 21 Prozent steigen.
Mahrer bezeichnete die Gehaltsexplosion als „notwendige Reform“. Eine frivole Wortwahl inmitten der Debatte um Lohnzurückhaltung in der Wirtschaft. Während die Unternehmen mit Inflation und Rezession kämpfen, gönnen sich die Kammerfunktionäre luxuriöse Gehaltssteigerungen. Angesichts der Weigerung der Kammerführung, etwas an der radikalen Steigerung der Bezüge zu ändern, wirkt Mahrers Entschuldigung – „Ich habe Fehler gemacht. Es tut mir leid.“ – wie blanker Hohn.
Dann folgte die Offenlegung seiner Einnahmen: monatlich 28.500 Euro brutto, zwölfmal im Jahr – also rund 342.000 Euro jährlich. Das setzt sich zusammen aus Funktionsentschädigungen als WKO-Präsident, Wirtschaftsbund-Chef und einer Aufsichtsratsvergütung bei der Österreichischen Nationalbank. „Ja, das ist viel Geld“, sagte er. Aber er trage schließlich Verantwortung und Haftung, vergleichbar mit Vorständen großer Firmen.
Doch genau das ist der springende Punkt. Welche Verantwortung meint er? In der Privatwirtschaft würde man bei Fehlern entlassen oder gar verklagt. Mahrer und der politische Komplex in Österreich hingegen produzieren Katastrophen ohne Ende, ohne dass es Konsequenzen gibt. Sie mästen sich völlig risikofrei. Ein Blick auf Mahrers Karriere macht das klar: Er hat nie etwas Greifbares produziert. Als Gründer von Legend Consulting und Geschäftsführer bei Pleon Publico war er vor allem Berater und Öffentlichkeitsarbeiter.
Besonders auffällig dabei: Er übernahm die PR für die Führung der Hypo Alpe Adria Bank, die im größten Finanzskandal Österreichs versank. Die Bank häufte Milliardenverluste an, wurde verstaatlicht und kostete den Steuerzahler Milliarden. Mahrer war in Kampagnen gegen (!) die Finanzmarktaufsicht involviert, die die Hypo eigentlich kontrollieren sollte. Der Skandal ruinierte Kärnten, doch Mahrer stieg unbeschadet auf. Zuerst Staatssekretär, dann Minister, nun WKO-Chef. Keine Klagen, keine Rückzahlungen, keine Verantwortung. Stattdessen Beteiligungen an Firmen, die auffällig oft im politnahen Umfeld tätig sind. Er kassiert ohne echtes Risiko und ohne echte Leistung. Die Vermutung liegt nahe, dass Apple oder auch der Auspuffhersteller Remus Herrn Mahrer nicht als „Berater“ anstellen würden.
Die WKO selbst verkörpert den österreichischen Wahnsinn am besten. Sie finanziert sich durch Zwangsumlagen der Unternehmen – Milliarden pro Legislaturperiode, die abgezweigt werden, ohne dass die Betroffenen wählen könnten. Milliarden, die die Lohnkosten erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit ruinieren. Mahrer leitet eine Bürokratiehochburg, die niemand wirklich braucht. Kein Markt, kein Wettbewerb, so lebt es sich gut von den Zwangsabgaben der realen Wirtschaft. Während echte Unternehmer mit Konkurrenz und Pleiten ringen, sitzt Mahrer sicher in seinem fürstlich bezahlten Stuhl. Seine einzige „Leistung“ – Lobbyarbeit für einen Polit-Komplex, der Österreich in Schulden und Stagnation stürzt.
Mahrer argumentiert, in der Privatwirtschaft würde ähnlich bezahlt. Stimmt, aber dort muss man liefern. Hier nicht. Der gesamte öffentlich-politische Apparat Österreichs – von Kammern bis Parteien – gönnt sich fürstliche Gagen, während das Land zugrunde geht. In der Privatwirtschaft wäre die politische Führungsriege Österreichs entweder arbeitslos oder im Gefängnis.
Es kann nur eine Lösung für die Gehaltsexplosion in der WKO geben. Afuera! Weg mit den Zwangsumlagen, weg mit den Kammern! Mahrer soll sein Glück in der echten Privatwirtschaft versuchen – aber diesmal bitte nicht politnah. Bei seiner Qualifikation findet er sicher jemanden, der ihm 350.000 Euro pro Jahr zahlt.
