Die Stimmung in der Ukraine hat sich längst gedreht. Eine aktuelle Gallup-Umfrage zeigt, dass 69 Prozent der Bevölkerung einen Verhandlungsfrieden so schnell wie möglich anstreben, nur 24 Prozent halten am Kampf bis zum vollständigen Sieg fest. In Brüssel und Berlin wird diese Entwicklung jedoch vollständig ignoriert. Der fortgesetzte Krieg dient offenbar weniger dem Wohl der Ukraine als der Absicherung politischer Interessen in Westeuropa.
Ein Kommentar von Chris Veber
Gallup befragte im Juli 2025 mehr als 1.000 erwachsene Ukrainer per Telefon in allen von Kiew kontrollierten Gebieten. Das Ergebnis markiert einen deutlichen Bruch mit früheren Jahren. 2022 wollten noch 73 Prozent den Krieg bis zum Endsieg fortsetzen, 2023 lagen die Verhandlungs-Befürworter bei 51 Prozent. Heute dominiert die Kriegsmüdigkeit, 69 Prozent wollen ein möglichst rasches Ende, unabhängig von territorialen Zugeständnissen. Nur noch 24 Prozent setzen auf die militärische Rückeroberung aller Gebiete.
Die Umfrage erfasst ausschließlich die von der Ukraine kontrollierten Regionen. In den russisch kontrollierten Gebieten – vor allem im Donbas und auf der Krim – konnten keine Daten erhoben werden. Dort lebten vor dem Krieg mehrheitlich russischsprachige Bürger, es ist also davon auszugehen, dass die Zustimmung zu einem Verhandlungsfrieden in diesen Gebieten deutlich höher liegt als im Landesdurchschnitt.
Trotz dieser klaren Mehrheit für einen Verhandlungsfrieden halten die führenden EU-Staaten an ihrer realitätsfremden Linie fest – keine Gespräche ohne eine vollständige Rückgabe aller besetzten Territorien. Ursula von der Leyen, Emmanuel Macron und die deutsche Bundesregierung unter Friedrich dem Glücklosen lehnen die von Donald Trump skizzierten Kompromissvorschläge für einen Frieden ab. Stattdessen fließen weiter hunderte Steuermilliarden in Waffenlieferungen und die Verlängerung des Krieges.
Es scheint fast so, dass der Krieg weniger dem ukrainischen Volk helfen als von den innenpolitischen Problemen der EU-Regierungschefs ablenken soll. Der EU-Green-Deal hat die Energiepreise explodieren lassen und zu einer Deindustrialisierung geführt, Macron steht regelmäßig vor Massenprotesten, die deutsche Haushaltskrise droht die Koalition zu sprengen. Die Migrationspolitik der offenen Grenzen für die islamische dritte Welt droht die Gesellschaften kippen zu lassen. Ein langer, medienwirksamer Krieg lenkt von den katastrophalen Folgen der Regierungspolitik ab und rechtfertigt zugleich außergewöhnliche Ausgaben außerhalb normaler Haushaltskontrolle, also den ungehinderten Zugriff auf weitere Billionen aus dem Geld der letzten Netto-Steuerzahler.
Natürlich hat sich der Krieg für bestimmte Akteure auch wirtschaftlich ausgezahlt. Rüstungskonzerne wie Rheinmetall verzeichnen Rekordgewinne, die Aktienkurse steigen seit 2022 um ein Vielfaches. Von den Korruptionsvorwürfen rund um die Regierung Selenskyj nicht zu reden.
Die Gallup-Zahlen belegen: Die ukrainische Gesellschaft ist bereit, pragmatische Lösungen zu akzeptieren, auch wenn sie mit territorialen Verlusten einhergehen. Die entscheidende Frage bleibt daher unbeantwortet – wenn 69 Prozent der vom Krieg betroffenen Bevölkerung ein Ende des Krieges durch Verhandlungen wünschen, warum wird diese Mehrheit von den europäischen Regierungen ignoriert? Die Antwort liegt offenbar nicht in Kiew, sondern in Brüssel, Paris und Berlin – und in den Interessen, die dort mit dem Blut der Ukrainer verteidigt werden. Die EU-Führung scheint wortwörtlich über Leichen zu gehen, um an der Macht zu bleiben. Fraglich bleibt, wie lange Selenskyj noch den Wünschen der Europäer Folge leistet.
