Die Ukrainer sind kriegsmüde: Aktuellen Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Gallup zufolge wünschen sich inzwischen 52 Prozent der befragten Bürger ein schnellstmögliches Ende des Krieges. Dafür sind viele auch zu Gebietsabtretungen bereit. Die radikalen Kriegstreiber in der EU und den USA agieren nicht im Sinne der ukrainischen Bevölkerung.
Die Gallup-Umfragen seit Kriegsbeginn, die in einem aktuellen Artikel dargelegt werden, zeigen den Stimmungswechsel deutlich: 73 Prozent der Befragten waren 2022 noch überzeugt, man solle kämpfen bis zum Sieg. Nur 22 Prozent wollten damals das rasche Kriegsende durch Verhandlungen. Nun sieht die Lage anders aus: 52 Prozent wollen rasche Verhandlungen und Frieden, nur mehr 38 Prozent wollen nicht aufgeben und bis zum Sieg kämpfen.
Von denjenigen, die sich den schnellen Frieden wünschen, sind 52 Prozent auch zu Gebietsabtretungen bereit.
Generell hat sich auch die Definition eines Sieges teilweise verändert: Der Anteil derer, die auf eine Rückeroberung aller verlorenen Gebiete seit 2014 inklusive der Krim bestehen, sank von 92 Prozent (2022) auf 81 Prozent. 9 Prozent reicht es inzwischen, wenn die seit Februar 2022 verlorenen Gebiete zurückerlangt werden, 6 Prozent würden zumindest auf die Krim verzichten.
Bezeichnend: Die Unterstützung für die Fortführung des Krieges bis zum Sieg war und ist in den östlichen Gebieten deutlich niedriger. Je weiter man von der Front entfernt ist, desto einfacher scheint das Kämpfen und Sterben toleriert zu werden. Im Wertewesten lässt sich das besonders gut beobachten: In den weit entfernten USA eskalieren die Demokraten aktuell massiv, auch in der EU ist die Kriegstreiberei vielfach Staatsräson. Inzwischen wird die Kriegsmüdigkeit aber in allen Regionen der Ukraine deutlich, auch im Westen.
Stand Oktober 2024 – vor den US-Wahlen – wünschten sich die Ukrainer eher, dass Länder der EU (70 Prozent) und das Vereinigte Königreich (63 Prozent) sich dafür einsetzen, um den Krieg durch Verhandlungen zu beenden. Eine Rolle der USA wünschten sich 54 Prozent unter Harris und 49 Prozent unter Trump. 43 Prozent favorisierten eine Rolle der Türkei.
Aktuellen Berichten zufolge soll Wladimir Putin sich offen für Gespräche mit Donald Trump über einen Waffenstillstand zeigen. Auch wenn er laut Insidern große territoriale Zugeständnisse ausschließe, soll sehr wohl Verhandlungsspielraum über die genaue Aufteilung der vier östlichen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson bestehen. Nicht dulden will Putin allerdings einen NATO-Beitritt der Ukraine sowie NATO-Truppen auf ukrainischem Boden. Zuvor hatte Putin auch gegenüber Olaf Scholz Gesprächsbereitschaft signalisiert.