Sein Song „Rich Men North of Richmond“ schlug ein wie eine Bombe: Christopher Anthony Lunsford, der als „Oliver Anthony“ seinen gleichnamigen Großvater ehrt, wurde über Nacht zur Berühmtheit. Sein emotionaler Protestsong gegen die nach Kontrolle gierende herrschende Klasse berührte Millionen von Menschen weltweit. Das Echo auf das Lied dürfte für die selbsternannte Elite ein immenses Warnsignal sein: Die Unzufriedenheit der Menschen hat gewaltige Ausmaße angenommen. Wenn sie es schaffen, die stetige Spaltung zu überwinden und zusammenzustehen, dürften die Regierungen, die sie mit Füßen treten, ihnen wenig entgegenzusetzen haben…
Christopher Anthony Lunsford alias Oliver Anthony besingt in „Rich Men North of Richmond“ (eine Metapher für die Regierung in Washington) auf extrem eindringliche Weise den traurigen Alltag allzu vieler Menschen: Arbeiten bis zum Umfallen, um von der kontrollsüchtigen herrschenden Klasse kleingehalten und in den Staub getreten zu werden – während diese sich auf Epstein Island vergnügt, wie im Text angedeutet wird.
Die Resonanz auf das emotionale Lied war und ist gewaltig. Menschen aus aller Welt identifizieren sich mit den Lyrics und fühlen sich angesprochen. Die Musik eint – unabhängig von der Herkunft, unabhängig gar vom politischen Standpunkt. Das reflexhafte Framing des Songs als „rechts“ mutet besonders absurd an, kann er doch als neue Hymne der Arbeiterklasse verstanden werden.
In einem Facebook-Beitrag vom 17. August berichtete Christopher, wie er die Tage nach dem Upload seines Songs erlebt hat: Die Musikindustrie hat ihn bereits als potenzielle Gelddruckmaschine ausgemacht – doch der Musiker lehnt Millionenverträge ab. Er singt, was er fühlt – nicht das, was ein Agent oder eine Plattenfirma ihm vorsagen. Und es dürfte eben diese Authentizität sein, die die Menschen so an ihm schätzen.
Es war schwierig, die über 50.000 Nachrichten und E-Mails zu lesen, die ich in der letzten Woche erhalten habe. Die Geschichten, die geteilt wurden, zeichnen ein schonungslos ehrliches Bild. Selbstmord, Sucht, Arbeitslosigkeit, Angstzustände und Depressionen, Hoffnungslosigkeit, und die Liste geht weiter.
Oliver Anthony Music / via Facebook
Ich bin gerade an einem so seltsamen Ort in meinem Leben. Ich wollte nie Vollzeitmusiker werden und schon gar nicht an der Spitze der iTunes-Charts stehen. Draven von RadioWv und ich haben diese Melodien auf meinem Land gefilmt, in der Hoffnung, dass sie 300.000 Aufrufe erreichen. Ich glaube immer noch nicht ganz, was passiert ist, seit wir das hochgeladen haben. Es ist einfach seltsam für mich.
Die Leute in der Musikindustrie starren mich ausdruckslos an, wenn ich 8-Millionen-Dollar-Angebote ablehne. Ich möchte keine 6 Tourbusse, 15 Sattelschlepper und einen Jet. Ich möchte keine Stadionshows spielen, ich möchte nicht im Rampenlicht stehen. Ich habe die Musik geschrieben, die ich geschrieben habe, weil ich unter psychischen Problemen und Depressionen litt. Diese Lieder haben Millionen von Menschen auf einer so tiefen Ebene berührt, weil sie von jemandem gesungen werden, der die Worte in dem Moment spürt, in dem sie gesungen werden. Keine Editing, kein Agent, kein Bullshit. Nur irgendein Idiot und seine Gitarre. Der Musikstil, von dem wir nie hätten loskommen sollen.
Der Musiker erzählt von seinem Werdegang: Er ging mit 17 Jahren im Jahr 2010 von der High School ab, legte einen GED ab (in Deutschland ungefähr vergleichbar mit einem Fachabitur) und arbeitete seitdem sehr viel, sehr hart und für miese Bezahlung (in „living hell“, wie er schreibt). 2013 erlitt er einen schweren Arbeitsunfall und brach sich den Schädelknochen, zog daraufhin zurück in seine Heimat Virginia und arbeitete von 2014 bis vor kurzem im Außendienst in der industriellen Fertigung. Er habe dabei Zehntausende andere sogenannte blue collar workers (Arbeiter in Industrie und Handwerk) kennengelernt und dabei tagtäglich dieselbe Geschichte gehört: „Die Menschen haben es SO verdammt satt, vernachlässigt, gespalten und manipuliert zu werden.“
„Wann werden wir wieder für das kämpfen, was richtig ist?“
Christopher lebt off-the-grid mit seinen Hunden in einem Camper auf seinem eigenen Grundstück, das er für knappe 100.000 Dollar kaufte, von denen er laut eigener Aussage noch 60.000 Dollar abbezahlen muss. Er träumt davon, hier eine Farm aufzubauen. Er zeigt sich in seinem Posting sehr bescheiden und endet mit einem Appell an die Menschen:
An mir ist nichts Besonderes. Ich bin kein guter Musiker, ich bin kein sehr guter Mensch. Ich habe die letzten fünf Jahre damit verbracht, mit meiner psychischen Gesundheit zu kämpfen und meine Sorgen in Alkohol zu ertränken. Es macht mich traurig, die Welt in diesem Zustand zu sehen, in dem alle miteinander kämpfen. Ich habe viele Nächte mit dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit verbracht, dass das großartigste Land der Erde schnell vergeht.
Oliver Anthony Music / via Facebook
Abgesehen davon hasse ich die Art und Weise, wie das Internet uns alle gespalten hat. Das Internet ist ein Parasit, der den Geist der Menschen infiziert und ihn missbraucht. Vergeudete Stunden, vergessene Ziele, geliebte Menschen, die zusammen in Häusern sitzen und den ganzen Tag von der Technologie abgelenkt sind, die von anderen armen Seelen in Ausbeutungsbetrieben in einem fremden Land hergestellt wurde.
Wann ist genug genug? Wann werden wir wieder für das kämpfen, was richtig ist? MILLIONEN sind gestorben, um die Freiheiten zu schützen, die wir haben. Die Meinungsfreiheit ist ein so kostbares Geschenk. Noch nie in der Weltgeschichte hatte die Welt die Freiheit, die sie heute hat. Lasst nicht zu, dass sie sie euch wegnehmen.
Genau wie diejenigen, die einst in der Wüste umherwanderten, haben wir den Weg von Gott verloren und haben zugelassen, dass falsche Götzen uns ablenken und spalten. Es ist eine verdammte Schande.
Fast 140.000 Likes bekam dieses Posting bereits – 76.000-mal wurde es geteilt, mehr als 16.000 Kommentatoren pflichten Christopher bei und bedanken sich für seine Musik und seine klaren Worte.
Je weniger die Menschen sich spalten lassen, desto mehr rückt eine bessere Zukunft in greifbare Nähe. Regierenden und deren Hintermännern dürfte das Echo auf „Rich Men North of Richmond“ eine Warnung sein: Der alte Klassenkampf schwelt – und zunehmender Totalitarismus, die Unterdrückung der Bürger, die zu bloßen Steuerzahlern und Arbeitsbienen degradiert werden, und die Lobby-gesteuerte Politik, die zugunsten von pseudo-philanthropischen Milliardären, aber nicht für die Bevölkerung arbeitet, fachen ihn zusätzlich an. Die Menschen haben genug. Wann stehen sie auf?