Ein deutlich kühlerer Nordatlantik scheint für einen kühlen Herbstbeginn in Westeuropa zu sorgen. Von angeblich „überhitzten Meeren“ sind wir demnach noch weit entfernt. Gleichzeitig droht uns aufgrund des schwachen Polarwirbels ein sehr kalter Winter. Dadurch könnte sich aber auch die Heizsaison deutlich verlängern, was die Gasreserven belasten würde.
Westeuropa könnte in diesem Jahr einen ungewöhnlich frühen Start in die Heizperiode erleben. Aktuelle Wetterprognosen deuten auf einen Oktober mit Temperaturen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt hin – eine Entwicklung, die sowohl Verbraucher als auch Energieexperten aufmerksam werden lässt. Die Vorhersagen für Deutschland zeichnen ein besonders kühles und nasses Bild für den kommenden Monat. In einigen Regionen wurden bereits erste Nachtfröste verzeichnet, was für diese Jahreszeit als außergewöhnlich gilt. In höheren Lagen besteht auch die Möglichkeit von erneuten Schneefällen.
Als mögliche Ursache für diesen kühlen Trend werden die unterdurchschnittlichen Wassertemperaturen im Nordatlantik diskutiert. Die kältere Meeresoberfläche könnte die Luftmassen abkühlen, die nach Europa strömen, was direkte Auswirkungen auf das Wetter hat. Immerhin wird das westeuropäische Wetter maßgeblich vom Atlantik und dem Golfstrom beeinflusst. Hinzu kommt ein äußerst schwacher Polarwirbel, der es in den kommenden Monaten der kalten arktischen Luft erlauben könnte, weit nach Süden vorzudringen. Dies erhöht die Möglichkeit eines sehr kalten Winters in Europa und Nordamerika.
Für Verbraucher und Energieversorger stellt dieser frühe Kälteeinbruch eine zusätzliche Herausforderung dar. Zwar sind die deutschen Gasspeicher mit einem Füllstand von über 95 Prozent gut gefüllt, dennoch könnte ein langer, kalter Winter die Versorgungslage belasten. Insbesondere dann, wenn infolge einer Eskalation im Nahen Osten auch die Flüssiggasversorgung aus dem Persischen Golf zum Erliegen kommen würde. Gibt es dann noch einen wirklich sehr kalten Winter, wird es vielleicht eng.
Die aktuellen Wetterprognosen werfen auch Fragen zum Klimawandel auf. War es in der vergangenen El Niño-Saison (auch infolge des Wasserdampfs der Hunga Tonga-Eruption in der Stratosphäre) wärmer als üblich, scheint sich das Ganze wieder etwas zu drehen. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob sich diese Prognosen bewahrheiten. Unabhängig davon steht Europa ein meteorologisch interessanter Herbst bevor, der möglicherweise früher als gewohnt winterliche Züge annehmen könnte.