Europas Kinderlosigkeit: Der leise Selbstmord einer Generation

Symbolbild. (C) R24/KI

Es ist ein stilles Drama, das sich in Europa abspielt. Kein Krieg, keine Naturkatastrophe, kein plötzlicher Schock – und doch ist es eine Krise von historischer Dimension. Die Geburtenrate in der Europäischen Union hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. 2023 wurden in den 27 EU-Staaten nur noch 3,67 Millionen Kinder geboren – so wenige wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen. Was auf den ersten Blick wie eine bloße Statistik wirkt, ist in Wahrheit ein Alarmsignal, das die Fundamente unserer Gesellschaft erschüttert.

Die nackten Fakten sind erschreckend: Seit den 1960er-Jahren, als jede Frau in der EU im Schnitt noch 2,6 Kinder bekam, ist die Geburtenrate kontinuierlich gesunken. 2022 lag sie bei gerade einmal 1,46 Kindern pro Frau – und 2023 brach die Zahl der Geburten um weitere 5,5 Prozent ein. Das ist der größte Rückgang innerhalb eines Jahres seit Beginn der Aufzeichnungen. Länder wie Italien (1,24 Kinder pro Frau) und Spanien (1,16) stehen am Abgrund. Selbst Deutschland, das sich gerne als wirtschaftliches Zugpferd Europas sieht, dümpelt mit 1,46 Kindern pro Frau nur auf dem EU-Durchschnitt herum.

Doch was steckt hinter diesen Zahlen? Die Antwort ist so komplex wie beunruhigend. Es ist nicht nur der demografische Wandel, der seit Jahrzehnten bekannt ist. Es ist eine Verkettung von Krisen, die junge Menschen in Europa in eine Art kollektive Schockstarre versetzt hat. Explodierende Lebenshaltungskosten, unsichere Arbeitsmärkte, astronomische Immobilienpreise – all das macht die Familienplanung zu einem Luxus, den sich immer weniger leisten können. Hinzu kommen die experimentellen Genspritzen gegen Covid-19, die offensichtlich ebenfalls die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Die OECD bringt es in einer aktuellen Studie auf den Punkt: „Eine Verkettung globaler Krisen hat die wirtschaftlichen Unsicherheiten junger Leute erhöht, was ihren Übergang ins Elternsein verkompliziert.“ Übersetzt heißt das: Wer nicht weiß, ob er morgen noch seinen Job hat, wer sich keine Wohnung leisten kann, wer von einer Krise in die nächste taumelt, der verschiebt die Entscheidung für Kinder – oder gibt sie ganz auf.

Besonders düster sieht es in Südeuropa aus. In Italien, Spanien und Griechenland leben rund 80 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 29 Jahren noch bei ihren Eltern. Nicht, weil sie es wollen, sondern weil sie es müssen. Die wirtschaftliche Perspektivlosigkeit hat eine ganze Generation in die Abhängigkeit zurückgeworfen. Und wer noch im Kinderzimmer wohnt, denkt selten daran, selbst Kinder zu bekommen.

Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind verheerend – nicht nur für die Betroffenen, sondern für die gesamte Gesellschaft. Eine schrumpfende und alternde Bevölkerung bedeutet weniger Arbeitskräfte, weniger Innovation, weniger Wirtschaftswachstum. Die Rentensysteme, ohnehin schon unter Druck, werden kollabieren, wenn immer weniger Junge für immer mehr Alte aufkommen müssen. Die EU, die sich gerne als globaler Player sieht, wird an wirtschaftlicher und geopolitischer Bedeutung verlieren.

Zwar wächst die Bevölkerung der EU derzeit noch – von 2022 bis Anfang 2024 um rund drei Millionen Menschen. Doch dieser Zuwachs ist fast ausschließlich auf Zuwanderung zurückzuführen, vor allem auf Flüchtlinge aus der Ukraine. Ohne Migration würde die EU längst schrumpfen. Und selbst die Zuwanderung ist keine langfristige Lösung, denn damit holt man sich andere Probleme ins Land. Insbesondere durch die Massenzuwanderung aus Afrika und den islamischen Ländern.

Angesichts dieser düsteren Aussichten müsste die Politik eigentlich Alarm schlagen. Doch was passiert? Nichts. Oder besser gesagt: viel zu wenig. Zwar gibt es in einigen Ländern Ansätze, die Geburtenrate zu steigern – etwa durch finanzielle Anreize, bessere Kinderbetreuung oder längere Elternzeiten. Doch diese Maßnahmen sind oft halbherzig und greifen zu kurz. Sie bekämpfen die Symptome, nicht die Ursachen.

Denn das eigentliche Problem ist nicht nur finanzieller Natur. Es ist auch eine Frage der Werte und Prioritäten. In einer Gesellschaft, die Individualismus und Selbstverwirklichung über alles stellt, in der Kinder oft als Belastung statt als Bereicherung gesehen werden, ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen auf Nachwuchs verzichten. Hinzu kommt eine Kultur der Unsicherheit, die durch die ständige Präsenz von Krisen – sei es die Plandemie, der angeblich so gefährliche Klimawandel oder der Krieg in der Ukraine – noch verstärkt wird.

Die Frage, die sich stellt, ist letztlich eine existenzielle: Kann Europa überleben, wenn es keine Kinder mehr gibt? Die Antwort ist ernüchternd. Ohne einen grundlegenden Wandel – sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft – wird der Kontinent langsam, aber sicher in die Bedeutungslosigkeit abgleiten. Es ist ein leiser, aber unaufhaltsamer Selbstmord, der sich hier abzeichnet. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns wieder daran erinnern, was wirklich wichtig ist. Dass wir aufhören, Kinder als Kostenfaktor zu sehen, und anfangen, sie als das zu begreifen, was sie sind: die Zukunft. Denn ohne ausreichend Nachwuchs gibt es keine Zukunft – weder für Europa noch für die Welt.

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